Die US-Zwischenwahlen haben begonnen. Um 11 Uhr öffneten im Bundestaat Vermont die ersten Wahllokale.
Zur Wahl stehen sämtliche 435 Abgeordnetenmandate im Repräsentantenhaus sowie 35 der 100 Senatssitze. Außerdem finden in 36 Bundesstaaten Gouverneurswahlen statt. Mit ersten aussagekräftigen Ergebnissen wird in der Nacht zum Mittwoch deutscher Zeit gerechnet.
Als Donald Trumps Sieg bei der US-Präsidentenwahl 2016 besiegelt war, wurden die Demoskopen zum ersten Opfer seines Erfolgs. Überall im Land wurden die Meinungsforscher kollektiv dafür gescholten, den Ausgang nicht richtig vorhergesehen zu haben. Die meisten Umfragen hatten Hillary Clinton vor Trump gesehen, wenn auch häufig nur knapp. Allerdings: Zwei noch am Wahltag veröffentlichte Umfragen der University of Southern California gemeinsam mit der "Los Angeles Times" sowie des Institutes IBD/TIPP wähnten Trump vorn – und lagen richtig.
Das IBD-Institut, das damals den richtigen Riecher für Trump bewies, sieht diesmal einen Neun-Punkte-Vorsprung für die Demokraten. Das würde vermutlich für eine Übernahme der Mehrheit im Repräsentantenhaus reichen, jedoch eher nicht für einen Machtwechsel im Senat. Eine Vielzahl von Instituten ist auf dem Umfragemarkt aktiv. Einige agieren mehr oder weniger offen im Auftrag der Parteien.
Meinungsforscher sehen in fünf Bundesstaaten noch Rennen um Senatssitze als unentschieden an – in Nevada, Missouri, Florida, Arizona und eben in Indiana, wo Trump ganz zum Schluss noch auftrat. Sollte es den demokratischen Bewerbern gelingen, all diese Sitze zu holen, könnte es zwar zum Patt im Senat kommen. Die Republikaner wären aber auch dann im Vorteil: Bei einem Patt entscheidet die Stimme von Vizepräsident Mike Pence im Senat.
Schon eine Mehrheit der Demokraten im Repräsentantenhaus könnte für Trump aber unangenehm werden. Die Demokraten könnten dann zahlreiche Untersuchungen gegen ihn einleiten. Deren Ergebnisse könnten die Grundlage für ein Amtsenthebungsverfahren ("Impeachment") bilden, das mit der einfachen Mehrheit im Repräsentantenhaus zu beschließen wäre. Entschieden würde über eine Amtsenthebung allerdings im Senat, wofür dort eine Zweidrittelmehrheit nötig wäre. Zum jetzigen Zeitpunkt erscheint eine solche Mehrheit schwerlich denkbar.