
USA, Anchorage: Vor dem Treffen zwischen US-Präsident Trump und dem russischen Präsidenten Putin regt sich Protest.Bild: AP / Jae C. Hong
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Die Menschen in Alaska sind hoffnungsvoll, aber auch in Sorge: Donald Trump empfängt Wladimir Putin ohne Wolodymyr Selenskyj. Und der russiche Außenminister Lawrow erscheint in Alaska mit einer beispiellosen Provokation.
15.08.2025, 13:4715.08.2025, 13:47
In Alaska kommt es am Freitag um 21.30 Uhr deutscher Zeit (11.30 Uhr Ortszeit) zu einem Treffen, das wohl in die Geschichte eingehen wird. US-Präsident Donald Trump und der russische Machthaber Wladimir Putin werden sich in Anchorage gegenübersitzen und über den Ukraine-Krieg verhandeln.
Allerdings ohne Vertreter:innen des angegriffenen Landes und damit ohne den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. In der Stadt herrscht Ausnahmezustand. Doch was denken die Menschen dort über die Geschehnisse?
Die Spannung ist Berichten zufolge spürbar, nicht zuletzt wegen einer beispiellosen Provokation durch den russischen Außenminister Sergej Lawrow bei seiner Ankunft. Hinzu kommt, dass Alaska geografisch näher an Russland liegt als an Washington D.C., es hat eine besondere Beziehung zu Moskau – sowohl historisch als auch kulturell. Kein Wunder also, dass die Menschen vor Ort gespalten sind.
Menschen in Alaska uneins über Treffen zwischen Trump und Putin
In Anchorage treffen dieser Tage Welten aufeinander: auf der einen Seite Sicherheitsabsperrungen, Polizeisirenen und Kamerateams. Auf der anderen Hunderte Menschen mit ukrainischen Fahnen, Transparenten und lauten Slogans.
Der Grund ist das Treffen auf dem nahegelegenen Stützpunkt Joint Base Elmendorf-Richardson und das Fehlen des ukrainischen Präsidenten, das für viele hier ein Affront ist.
Proteste formieren sich. Nach Angaben des Nachrichtenportals "Alaska Beacon" sind von Donnerstag bis Samstag mindestens 16 Demonstrationen in 15 Gemeinden des Bundesstaates geplant: von Mahnwachen in Fairbanks bis zu einer Enthüllung einer riesigen ukrainischen Flagge in Anchorage.

In Anchorage protestieren Menschen gegen das Treffen zwischen Trump und Putin.Bild: AP / Jae C. Hong
Abseits dessen suchen manche die Ruhe – wie Don Cressley, der mit seinem Enkel beim Lachsfischen steht, als er angesprochen wird.
Er sagte der BBC, er wünsche sich, "dass Selenskyj auch hier wäre, damit man das endlich zu Ende bringt". Grundsätzlich finde er die Verhandlungen aber gut. Über Trump meint er: "Er macht einen großartigen Job" bei den Waffenstillstandsverhandlungen.
In der St.-Tikhon-Kirche in Anchorage wurden dem Bericht zufolge vor dem Gipfel drei Tage lang Gebete gesprochen. Pfarrer Nicholas Cragle, der sieben Jahre in Russland lebte, bevor er nach Alaska zog, sagt: "Wir hoffen, dass dieses Treffen zu etwas führt, zu einem Ende dieses Konflikts."
Wütende Forderung wegen Ukraine-Krieg
So wohlgesonnen zeigen sich nicht alle. Etwa Hanna Correa, eine der Personen, die in Anchorage auf die Straße gingen. Die heute 40-Jährige kam laut BBC 2019 aus der Ukraine nach Alaska, der Liebe wegen. Während sie befragt wird, hält sie ihren Sohn im Arm und eine ukrainische Fahne in der Hand. "Putin sollte im Gefängnis sein und kommt einfach so nach Alaska", sagt sie.
Als sie die vielen US-Flaggen und Solidaritätsbekundungen sah, habe sie geweint. Für sie ist klar: Dass der Krieg in ihrer Heimat in ihrer neuen Stadt verhandelt werden könnte – und das ohne Selenskyj – das sei "ziemlich traurig".
Auch Christopher Kelliher, ein Veteran und gebürtiger Alaskaner ist Teil der Proteste. Über den bevorstehenden Gipfel sagt er: "Es ist widerlich, man will danach nur noch duschen." Putin habe in Alaska nichts zu suchen, und schon gar nicht in den USA. Über Trump urteilt er: "Wir haben einen Idioten im Weißen Haus, der sich diesem Mann unterwerfen wird."
Auch strategische Ängste spielen offenbar eine Rolle in den Gedanken der Menschen vor Ort. Riza Smith, frühere Luftwaffenangehörige in Anchorage, sagte dem "Alaska Beacon": "Wenn Russland sich entscheidet, etwas gegen die USA zu eskalieren, sind wir hier direkt in Reichweite."
Smith erinnert daran, dass seit rund 2015 Abfangflüge russischer Militärjets vor Alaskas Küste zugenommen haben: "Und jetzt so zu tun, als gäbe es das nicht, ist einfach unverständlich."
Andere wie Russell Wilson aus Anchorage sehen demnach die militärische Lage ernster: "Wenn der Präsident nicht endlich hart durchgreift, könnten wir die nächste Ukraine werden." Wieder andere winken ab: Veteran Kelliher sagte der BBC auf die Frage nach einer Invasion: "Nicht wirklich, in Alaska hat schließlich jeder eine Waffe."
Vor Putin-Trump-Treffen: Solidarität mit der Ukraine
Nicole Collins, Organisatorin der Gruppe "Ketchikan Mayday for Democracy", sagte zum "Alaska Beacon": "Unser oberstes Ziel ist, Solidarität mit unseren Brüdern und Schwestern in der Ukraine zu zeigen – ihnen zu sagen: Wir sehen euch, wir stehen zu euch."
Doch es geht ihr um mehr: "Unser zweites Ziel ist es, unsere tiefe Abscheu darüber auszudrücken, dass ein Kriegsverbrecher unseren wertvollen Boden betritt – und dass unser Präsident offen Bewunderung für diesen Diktator zeigt."
Zum Hintergrund: Der Internationale Strafgerichtshof hat gegen Putin einen Haftbefehl wegen Kriegsverbrechen erlassen. Konkret geht es um die unrechtmäßige Deportation und Verschleppung ukrainischer Kinder aus besetzten Gebieten nach Russland.
In 125 Mitgliedsstaaten könnte er festgenommen werden, seine Reisefreiheit ist dadurch massiv eingeschränkt. Der US-Präsident hat Putin dennoch nach Alaska eingeladen.
Für Collins ist der Protest deshalb mehr als eine parteipolitische Geste: "Es geht längst nicht mehr um links oder rechts, es geht um richtig oder falsch. Wir müssen unsere Unterstützung für Demokratie und Anstand zeigen – für Ehrlichkeit und Einigkeit, nicht Spaltung."
Frieden im Ukraine-Krieg? Lawrow provoziert schon bei Ankunft
Nicht nur die Menschen in der Gastgeber-Stadt sind vor dem Gipfel angespannt. Auch die Gäste aus Russland setzten gleich bei der Ankunft ein Zeichen. So trug der russische Außenminister Sergej Lawrow bei der Ankunft in Anchorage einen Pullover beziehungsweise ein T-Shirt mit der Aufschrift CCCP, also der russischen Abkürzung für UdSSR, wie Aufnahmen zeigen. Eine beispiellose Provokation, denn die Ukraine war Teil der UdSSR unter russischer Führung.
Ein weiteres Indiz, dass es nicht zu greifbaren Ergebnissen beim Treffen kommen wird. Laut Beobachter:innen dient es eher als Bühne für politische Selbstdarstellung als für einen echten Einstieg in Friedensverhandlungen.
Während Trump hofft, sich als globaler Friedensstifter zu inszenieren, sieht Putin das Treffen wohl als diplomatischen Gewinn: Er nutzt die Chance, aus der internationalen Isolation aufzutauchen, Werthaltung zu demonstrieren und den Eindruck zu erwecken, Russland sei wieder ein gleichberechtigter globaler Akteur.
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