Das "Interview des Jahrhunderts" hatte Elon Musk im Vorfeld seines Gesprächs mit Donald Trump verkündet. Der Audiostream, bei dem der Tech-Milliardär dem Präsidentschaftskandidaten eine Wahlkampf-Plattform auf X bieten wollte, ist aus vielerlei Gründen auch Tage später in aller Munde.
Zunächst hatten technische Probleme den Stream auf der Audio-Tochter von X, "Spaces", lahmgelegt. Als das Gespräch mit 42-minütiger Verspätung ins Rollen kam, war Beobachter:innen eine Vielzahl an Lügen, gegenseitigen Schulterklopfern und seltsamen Vergleichen aufgestoßen. Trump selbst scheint sich an einem anderen Kritikpunkt am meisten zu stoßen: seinem auffälligen Lispeln.
Der auffällige Sprachfehler – Trump hatte das "s" immer wieder undeutlich ausgesprochen – zog sich durch große Teile der zweistündigen Konversation. Bei der Aufnahme waren Trump und Musk nicht im selben Raum, stattdessen sprach Trump in ein Handy, das er vor sich auf einem Tisch platziert hatte.
Der Stachel sitzt bei Donald Trump offenbar tief. Denn am Mittwoch verkündete er einen erneuten Upload des Interviews in optimierter Version. "Wir haben eine tatsächliche und perfekte Aufnahme der Konversation herausgegeben. Viel Spaß!", verkündete Trump.
Verfügbar ist die neue Tonspur auf dem X-Konto von Elon Musk unter dem Titel "Konversation mit @realDonaldTrump mit höherer Audioqualität". Das Problem: Trump lispelt auch im neuen Stream.
Ein Sprecher der Trump-Kampagne wischte das Thema lapidar mit einem "muss an Ihren Ohren liegen" beiseite. Trump selbst machte aber andere Faktoren aus. "Unglücklicherweise war meine Stimme aufgrund der Komplexität der heutigen Ausrüstung und der Mobiltelefontechnologie in manchen Bereichen ein bisschen anders und merkwürdig."
In der britischen Boulevard-Zeitung "The Sun" versuchte sich daraufhin Sprachtrainer Graham Davies an einer Erklärung. Demnach war Trump "zu entspannt".
Der Brite, der sich selbst auf seiner Homepage als Großbritanniens führender Experte für "Politiker, die unter Druck präsentieren müssen" bezeichnet, stellte fest: "Das war ein Gespräch zwischen Donald Trump und einem seiner besten Kumpels, seinem größten Fan und mächtigsten Unterstützer. Das ruft nicht das Beste in Trump hervor."
In einem normalen Interview setze ein Journalist Leitplanken, denen Trump geradewegs folgen könne. Ein ganz anderer Kontext eröffnete sich dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten im Zwiegespräch mit dem journalistisch ungeschulten Musk.
Für Trump sei das nicht der optimale Rahmen, denn "es erlaubt ihm, über alles Mögliche vor sich hin zu faseln". Davies machte Trumps Entspannung dafür verantwortlich, dass er "die Worte so dahin nuschelte".
In dem unorthodoxen Interview griff Trump seine Wahlkampfrivalin Kamala Harris an, pries Diktatoren wie Kim Jong-un und Wladimir Putin und stellte den Klimawandel als lächerliche These dar. Trotz der gewohnt kontroversen Aussagen, erhielt sein Sprachfehler die größte Resonanz bei den rund 1,1 Millionen Zuhörern, die sich dem Live-Stream angeschlossen hatten.
Der britische TV-Sender BBC, der auf seiner Homepage einen Live-Ticker eingerichtet hatte, registrierte deshalb rund 20.000 Kommentarbeiträge, die sich mit Trumps Lispeln befasste.