Jede:r gegen jede:n. So läuft das im Wahlkampf, erst recht in der aktuell politisch aufgeheizten Situation nach dem vorzeitigen Bruch der Ampel-Koalition.
Die etablierten Parteien sind zerstrittener denn je. "Es ist kompliziert", hätten Millennials einst in ihren Beziehungsstatus bei Facebook geschrieben.
Watson hat sich gedacht: Das muss auch anders gehen! Und deshalb Blind Dates zur Bundestagswahl organisiert.
In Folge 1 des watson-Wahlkampf-Formats sind Merle Spellerberg (Grüne) und Julian Grünke (FDP) zu Gast.
Spellerberg ist 28 Jahre alt. Sie kandidierte zur Bundestagswahl 2021 auf Listenplatz drei für die sächsischen Grünen und schaffte den Einzug ins Parlament. Dort ist Julian Grünke (29) seit September 2024 ihr Kollege: Der FDP-Politiker rückte im Herbst für Michael Theurer nach, der zum Vorstand der Deutschen Bundesbank berufen worden war.
Watson hat junge Bundestagsabgeordnete der vier Parteien, die realistischerweise Teil einer neuen Regierungskoalition sein können, zu Blind Dates eingeladen. Die Politiker:innen der Union, der SPD, der Grünen und der FDP mussten zu- oder absagen – ohne zu wissen, wer ihnen in unserer Redaktion gegenübersitzt. Das entschied anschließend das Zufallsprinzip (und die Frage, welcher Terminkalender zu welchem passt).
Fürs Date selbst haben wir möglichst wenig Regeln vorgegeben: Die Gäste ziehen nacheinander Fragen rund um die Themen Beziehungen oder Politik – und beantworten sie so ehrlich wie möglich. Schließlich wollten wir wissen, wer mit wem matcht.
Zudem haben beide Politiker:innen zwei Joker: Wenn ihnen eine Frage so gar nicht passt, dürfen sie die "Reverse-Karte" ziehen und das Gegenüber muss stattdessen eine Antwort geben. Außerdem können sie den "Buzzer" nutzen, um das Gegenüber zu unterbrechen, wenn er oder sie so gar nicht zu reden aufhört. Beide Joker dürfen pro Person und Date jeweils einmal genutzt werden.
Wie das erste Blind Date verlief, siehst du auf Youtube oder direkt hier:
"Dass es gekriselt hat zwischen unseren beiden Parteien, war ja offensichtlich", sagt Julian Grünke schon zu Beginn des Gesprächs. Im Laufe des Gesprächs werden die Gründe dafür noch deutlicher. Grünkes Kontrahentin zieht in einem taktisch cleveren Moment den Joker: Als sie nach ihrem größten Fehltritt gefragt wird, spielt Merle Spellerberg mit der Reverse-Karte den Ball zurück, um zu hören, was der FDP-Mann zu sagen hat.
Grünke muss bei der Frage auch kurz überlegen, nennt dann aber einen Moment aus der gemeinsamen Vergangenheit der Ampel-Partner, der einen Teil der vorher erwähnten Krise erklärt. "Ich glaube, im Umgang mit dem Heizungsgesetz ist in der Kommunikation einiges schiefgelaufen", sagt er.
Deutlich wird es auch, als es plötzlich um Sahra Wagenknecht geht. Grünke wird gefragt, welche Person im Bundestag er für overrated hält und nennt die frühere Linken-Politikerin und heutige BSW-Chefin. Diese sei "wahnsinnig gut" darin, große Reden in Talkshows zu schwingen, "hatte tatsächlich aber noch nie irgendwo Regierungsverantwortung".
Seit Grünkes Einzug in den Bundestag im September sei Wagenknecht erst "zwei- oder dreimal" im Plenum gewesen. "Die ist auch wirklich nicht oft da."
Spellerberg bestätigt den Eindruck und wird noch deutlicher: Sie sei zwar schon die komplette Legislatur im Bundestag, habe Wagenknecht dort aber auch nicht häufiger gesehen.
Es soll nicht das einzige Mal bleiben, dass deutliche Worte fallen. Immer wieder werden sich die beiden einig, geben jedoch zu, dass es auf Parteiebene einfach nicht klappen wollte. "Wahre Liebe, aber ziemlich auf die Schnauze gefallen", resümiert Spellerberg.
Am Ende steht auch bei Julian Grünke und Merle Spellerberg wie immer die Frage: Könnten sich die beiden ein zweites Date vorstellen? Könnte es mit FDP und Grünen also vielleicht doch noch einmal klappen? Die Antwort der beiden seht ihr oben im Video.