Trump hatte noch am Donnerstag erklären lassen, innerhalb von zwei Wochen eine Entscheidung über eine mögliche Beteiligung der USA an dem Krieg zu treffen. Zuvor hatte Israel seit Tagen Ziele im Iran angegriffen – darunter Atomanlagen, führende Militärs, Atomwissenschaftler, Verteidigungsstellungen, Ziele in Städten und Öl- und Erdgasfelder.
Das erklärte Hauptziel ist es, die Islamische Republik an der Entwicklung von Atomwaffen zu hindern. Die USA sind in diese Offensive nun eingestiegen. Teheran verurteilte die US-Attacken. Es droht eine Eskalation.
Hier findest du alle wichtigen Infos zum US-Angriff.
Die USA haben an der Seite Israels in den Krieg eingegriffen. Es wurden laut US-Präsident Donald Trump drei Atomanlagen bombardiert: neben der tief in einem Berg gelegenen Uran-Anreicherungsanlage Fordo auch die Standorte Natans und Isfahan. Nach israelischen Angaben ist die gut geschützte Anlage Fordo in der Nähe der Stadt Ghom das wichtigste Ziel, wenn es darum geht, den Bau einer iranischen Atomwaffe zu verhindern.
Wie US-Verteidigungsminister Pete Hegseth und Generalstabschef Dan Caine am Sonntag erklärten, wurden bei dem Angriff auch 14 bunkerbrechende Bomben des Typs GBU-57 eingesetzt. Diese seien durch sieben B-2-Kampfflugzeuge transportiert und auf zwei Atomanlagen abgeworfen worden. Die sogenannten Bunkerbrecher-Bomben sind laut Expert:innen nötig, um die unterirdische Anlage in Fordo zu treffen.
Vor den Angriffen auf den Iran hatten US-Medien und Flugverfolgungsdienste berichtet, mehrere B-2-Bomber hätten einen Stützpunkt im US-Bundesstaat Missouri im Zentrum der USA verlassen.
Laut Trump wurden bei den "sehr erfolgreichen" Angriffen die wichtigsten nuklearen Anreicherungsanlagen des Iran "vollständig und total zerstört". Die staatliche Nachrichtenagentur des Iran berichtete allerdings nur, dass ein Teil des Bereichs um die Uran-Anreicherungsanlage Fordo beschädigt worden sei.
Tote soll es iranischen Informationen zufolge keine geben. Es habe "bei der US-Aggression gegen Irans Atomanlagen" keine Todesopfer gegeben, sagte am Sonntag der Chef des Roten Halbmonds, Pir Hussein Koliwand, laut dem staatlichen Fernsehen.
Nach Einschätzung der internationalen Atombehörde IAEA wurde bei den Angriffen keine Strahlung außerhalb der Einrichtungen freigesetzt.
Auch nach Angaben der Regierung in Teheran besteht keinerlei Gefahr für die Bevölkerung nahe der Atomanlagen. "Die Bewohner in Natans, Isfahan und Fordo können ihre Leben wie gewohnt weiterführen", sagte eine Regierungssprecherin am Sonntag im Staatsfernsehen.
Die US-Angriffe sind laut Trump abgeschlossen. Gleichzeitig warnte er den Iran vor Vergeltungsschlägen gegen US-Stützpunkte in der Region. "Wenn der Frieden nicht schnell kommt, werden wir die anderen Ziele mit Präzision, Schnelligkeit und Geschick angreifen, die meisten von ihnen können in wenigen Minuten ausgeschaltet werden", warnte Trump die Führung in Teheran.
Das Ziel der USA sei die Zerstörung der iranischen Kapazitäten zur Anreicherung gewesen und die Beendigung der nuklearen Bedrohung durch den "weltweit größten staatlichen Sponsor des Terrors", erklärte Trump.
Der Iran hat nach den US-Angriffen auf Atomanlagen der Islamischen Republik mit Konsequenzen gedroht. "Die Ereignisse von heute Morgen sind ungeheuerlich und werden dauerhafte Folgen haben", schrieb Irans Außenminister Abbas Araghtschi auf X. Sein Außenministerium erklärte zudem, die USA würden vor "keinem Verbrechen" Halt machen.
Vorwürfe machte Teheran auch der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA. Die Angriffe seien "unter der Gleichgültigkeit oder gar Mitwirkung" der IAEA erfolgt. Irans Atomorganisation erklärte, dass trotz der "bösartigen Verschwörungen der Feinde" Irans Nuklearprogramm nicht gestoppt werde.
Irans mächtige Revolutionsgarden, die Elitestreitmacht des Landes, feuerten erneut Dutzende Raketen auf Israel. Nach Angaben des örtlichen Rettungsdienstes wurden 16 Menschen verletzt. Es habe mindestens zehn Einschläge gegeben, auch auf Wohnhäuser. Irans staatlicher Rundfunk berichtete von etwa 30 auf Israel abgefeuerten Raketen.
Ob der Iran Vergeltung üben wird, bleibt abzuwarten. Auf den Stützpunkten des US-Militärs in der Region – etwa im Irak, in Katar oder in Kuwait – sind US-Medien zufolge insgesamt gut 40.000 Soldat:innen stationiert.
Nahost-Experte Daniel Gerlach hält einen iranischen Angriff auf die US-Truppen für möglich. Er erklärte bei ntv, dass "weitreichende Folgen" des US-Angriffs zu befürchten seien. Er könne sich auch vorstellen, dass sich das iranische Regime erst einmal zurückhält und zu einem späteren Zeitpunkt einen Vergeltungsschlag gegen die USA ausübt.
Dennoch ist laut Gerlach generell mit einer iranischen Reaktion zu rechnen:
Das Leben der US-Amerikaner auf der Welt sei nun "besonders gefährdet". Eine große Chance für diplomatische Lösungen sehe er nicht.
UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich nach den US-Angriffen "zutiefst beunruhigt" und warnte vor katastrophalen Folgen für die Welt. "In dieser gefährlichen Stunde ist es von entscheidender Bedeutung, eine Spirale des Chaos zu vermeiden", sagte Guterres in der Nacht.
Die Mitgliedsstaaten seien aufgefordert, ihren Verpflichtungen aus der UN-Charta nachzukommen. "Es gibt keine militärische Lösung. Der einzige Weg nach vorne ist die Diplomatie. Die einzige Hoffnung ist der Frieden", sagte Guterres.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) forderte den Iran auf, nun mit den USA und Israel in Verhandlungen zu treten und zu einer diplomatischen Lösung zu kommen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen äußerte sich ähnlich. Auch der britische Premierminister Keir Starmer rief den Iran zur "Rückkehr" zu den Verhandlungen über sein Atomprogramm auf.
Saudi-Arabien zeigte sich nach den US-Angriffen tief besorgt. In einer Erklärung des Außenministeriums hieß es: "Wir fordern die internationale Gemeinschaft auf, unter diesen äußerst sensiblen Umständen ihre Bemühungen zu verdoppeln, um eine politische Lösung zu erreichen, die ein Ende der Krise ermöglicht und eine neue Phase der Sicherheit und Stabilität in der Region einleitet."
Das katarische Außenministerium betonte, alle militärischen Operationen müssten sofort eingestellt werden. Die aktuellen Entwicklungen könnten katastrophale Folgen haben. Der Golfstaat rief zu sofortiger Deeskalation auf, die diplomatischen Kanäle müssten wieder geöffnet werden. Ägypten Außenministerium äußerte Sorge, die jüngsten Ereignisse gefährdeten sowohl den regionalen als auch den internationalen Frieden.
Scharfe Kritik kam von den Demokraten. Ihr Minderheitsführer im Repräsentantenhaus, Hakeem Jeffries, erklärte, Trump riskiere die Verwicklung Amerikas "in einen potenziell katastrophalen Krieg im Nahen Osten".
Zudem habe er versäumt, die Erlaubnis des Kongresses für den Einsatz einzuholen. Die New Yorker Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez nannte Trumps Entscheidung ebenfalls "katastrophal" und einen "schweren Verstoß gegen die Verfassung".
Trumps Republikaner-Partei reagierte teils vorsichtig. Die Kongressabgeordnete Marjorie Taylor Greene aus dem Rechtsaußenlager der Republikaner etwa schrieb im Onlinedienst X, sie bete nun für die Sicherheit der US-Soldat:innen und -Bürger:innen im Nahen Osten und sie hoffe, dass die USA nun nicht von "Terroristen angegriffen werden".
Vor dem Angriff hatte sie Israel noch beschuldigt, den Krieg gegen Iran begonnen zu haben und hatte erklärt: "Das ist nicht unser Kampf."
(mit Material von dpa und afp)