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Rassismus in Italien: Sechs Übergriffe in zwei Wochen. Minister Matteo Salvini schweigt

Discus thrower Daisy Osakue talks with reporters outside a hospital in Turin, Italy, Monday, July, 30 2018. The 22-year-old Osakue risks missing the European Athletics Championships after being hit in ...
Bild: ANSA
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6 Übergriffe in 2 Wochen – aber Italiens Innenminister will von Rassismus nix wissen

02.08.2018, 17:59
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Der Angriff kam aus dem Auto. Eier flogen, eines verletzte Daisy Osakue am Auge. "Man wollte nicht mich, sondern einfach jemanden mit dunkler Hautfarbe angreifen", sagte Osakue. Der Vorfall in Moncalieri, einem Vorort von Turin, wäre wohl unbeachtet geblieben – wie so viele in Italien – wenn Osakue nicht ein Star wäre. Daisy Osakue, 22, ist in Italien als Kind nigerianischer Eltern geboren. Sie ist eine erfolgreiche Diskuswerferin und startet für Italien. Auch kommende Woche bei der Leichtathletik-EM in Berlin. 

Italiens Sportler und Sportfunktionäre reagierten empört auf die Attacke. Torwart-Idol Gianluigi Buffon (selbst teilweise unter Rechtsaußen-Verdacht) twitterte: "Vorwärts Daisy".

Zuspruch kam auch von Starschwimmerin Federica Pellegrini. Die italienische Volleyballerin Valentina Diouf zeigte sich vom Angriff auf Osakue geschockt. Sie warnte: 

"Italien droht eine Rückkehr ins Mittelalter."
Valentina Diouf, Volleyballstar

Nur einer mochte keinen Rassismus erkennen. Innenminister Matteo Salvini von der rechten Lega Nord. Seit Wochen hetzt er gegen Ausländer. Nach dem Angriff auf Osakue gibt er sich arglos. Via Twitter erklärte Salvini: "Notstand, ,Rassismus', wo?"

Und es ist längst nicht der einzige Fall. Diese 6 wurden in den vergangenen zwei Wochen bekannt: 

29. Juli nahe Turin

Daisy Osakue, 22-jährige Diskuswerferin, ist Italienerin, ihre Eltern stammen aus Nigeria. Am 29. Juli wird sie in Moncalieri, einem Vorort von Turin, angegriffen und am Auge verletzt. "Sie haben mich wohl für eine afrikanische Prostituierte gehalten. Davon gibt's in dem Viertel viele", sagte Osakue. 

"Die Feiglinge dachten, ich sei eines dieser Mädchen, das alles hinnimmt."
Daisy Osakue, Rassismusopfer

28. Juli, Aprilia nahe Rom

Der Marokkaner Hady Zuady, 43, wird im Süden Roms totgeschlagen. Anwohner vermuteten einen Einbruch und verfolgten seinen Wagen. Das Auto kam von der Fahrbahn ab. Die spätere Obduktion ergab, dass Zuady am Unfallort totgeprügelt worden war. Zwei Männer wurden festgenommen.

27. Juli, Roseto (Abruzzen)

Ibrahim Diop, 39, ein im Senegal geborener Italiener, wird auf einer Gesundheitsstation bedroht. In dem Fall wird ermittelt. Er soll begrüßt worden sein mit den Worten: 

"Wir sind hier nicht beim Tierarzt."

27. Juli, Partinoco (Sizilien)

Dieng Khalifa, 19, stammt aus dem Senegal. Er bedient in einem Cafe in Partinoco. Von vier jugendlichen Gästen wird er geprügelt und als "schmutziger Neger" bezeichnet.

26. Juli, Cassola (Venetien)

Lenny Delgado, ein Gastarbeiter von den kapverdischen Inseln, verspürt plötzlich einen Schmerz im Rücken. Ein Arzt stellt fest, auf den Mann wurde geschossen. 

17. Juli, Rom

Ein Luftgewehrschütze zielt von seinem Balkon auf eine Roma-Familie. Er trifft ein 15 Monate altes Baby im Rücken. Das Kind droht querschnittsgelähmt zu werden. 

Innenminister Salvini hatte zuvor erwogen, Sinti und Roma in Italien registrieren zu lassen. ​

Irgendwelche Reaktionen? Nicht in Europa

Staatspräsident Sergio Mattarella warnte vor dem "Gift des Rassismus" und erklärte, das Land dürfe nicht zum "Wilden Westen" verkommen.

Auch die katholische Kirche kritisiert Salvini scharf. Der macht sich lustig mit einem Tweet: "Viel Feind, viel Ehr". Am Donnerstag legte Salvini nach und twitterte: gegen die "afrikanische Hitze" könne selbst er nichts tun. 

Und was macht Europa? Schweigt! Auch die EU-Kommission in Brüssel.

(AFP, per.)

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