Chérif Chekatt starb in dem Viertel, in dem er schon kurz nach der Tat vermutet wurde.Bild: MAXPPP
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Am Ende war er nicht weit gekommen – So lief der Einsatz, bei dem Chérif Chekatt starb
14.12.2018, 12:2314.12.2018, 12:23
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Zwei Tage lang fragten sich Einsatzkräfte und Bürger: Wo ist Chérif
Chekatt? Könnte der mutmaßliche Straßburger Attentäter noch mal
zuschlagen? Jetzt ist klar: Chekatt ist tot.
Am Ende war er gar nicht weit gekommen.
Chekatt starb in dem Viertel, in dem er schon kurz nach der Tat vermutet wurde.
Zwei Tage lang hatte der mutmaßliche Straßburger Attentäter die französische und deutsche Polizei in Atem gehalten.
Hunderte Polizisten suchten im deutsch-französischen Grenzgebiet nach dem Mann, der in der weihnachtlichen geschmückten Straßburger Innenstadt das Feuer auf Menschen eröffnet hatte.
Der mutmaßliche Attentäter Chérif Chekatt wurde bei seiner Verhaftung im Straßburger Stadtteil Neudorf beim Schusswechsel mit der Polizei getötet.Bild: abaca
So lief der Einsatz
Am Donnerstagabend machten drei Polizisten den mutmaßlichen
Attentäter auf einer Straße im Stadtteil Neudorf aus. Sie wollten ihn
verhaften, der 29-Jährige eröffnete das Feuer. Sekunden später war er
tot - getötet von den Polizisten. Er starb wie seine Opfer - auf
einer Straße in Straßburg.
Chekatt habe dort am Donnerstag eine Frau angesprochen, berichteten
mehrere Medien. Diese habe bemerkt, dass der Mann verletzt gewesen
sei und daraufhin die Sicherheitskräfte alarmiert.
Der Sender BFMTV
zeigte auch ein Foto, auf dem der getötete Chekatt zu sehen sein
soll. Seine Leiche liegt auf dem Bürgersteig, teils in einer Art
Hauseingang.
Nur kurze Zeit später sicherten Menschen in weißen Schutzanzügen den
Tatort vor dem Haus Nummer 74 in der Rue de Lazaret. Dutzende
Polizeifahrzeuge standen dort, ein Hubschrauber kreiste in der Luft.
Bild: imago stock&people
"Dieser Terrorist" ist tot, versicherte Straßburgs Bürgermeister
Roland Ries mit trotziger Stimme am Abend. Fast gleichzeitig
reklamierte die Terrormiliz Islamischer Staat den Terroranschlag für
sich. Chekatt sei ein Soldat des IS gewesen.
Nach Neudorf hatte sich der mutmaßliche Täter bereits unmittelbar nach dem Anschlag am Dienstagabend mit einem Taxi absetzen lassen und war danach verschwunden. Menschen sollten das Viertel schon kurz nach der Tat auf Anweisung der Sicherheitskräfte meiden.
Der französische Innenminister Christophe Castaner sagte eine Stunde nach dem Einsatz:
"Ich denke an Straßburg, ich denke an Frankreich, das durch diesen Angriff verwundet wurde."
Der französische Innenminister Christophe Castaner.Bild: abaca
Mit Chekatts Tod endet nun nicht nur die Jagd der Polizei, sondern
auch eine bemerkenswerte kriminelle Karriere. Mit 13 Jahren wurde er
das erste Mal verurteilt, er saß etliche Male wegen Einbrüchen im
Gefängnis in Frankreich und Deutschland. Dort soll er sich
radikalisiert haben. Deutsche Behörden bescheinigten ihm bereits vor
zwei Jahren: "Von Ihnen geht auch eine konkrete Gefahr neuer
Störungen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung aus."
Drei Menschen haben bei dem Terroranschlag ihr Leben verloren.
Ein Tourist aus Thailand, der gerade erst in der "Weihnachtshauptstadt", wie sich Straßburg selbst nennt, angekommen
war. Ein Franzose, der vor einem Restaurant auf seine Familie
wartete. Ein Mann, der vor Jahren vor dem Krieg in Afghanistan
geflohen war - er soll vor den Augen seiner Familie erschossen worden
sein, wie die Regionalzeitung "Dernières Nouvelles d'Alsace" schreibt.
Ein weiteres Opfer ist hirntot, die Hirnfunktionen sind
unwiderruflich ausgefallen. Nur mit Maschinen kann das Opfer noch am
Leben gehalten werden. Zahlreiche Menschen wurden verletzt. Zeugen
berichteten, der Angreifer habe "Allahu Akbar" (Allah ist groß)
gerufen.
Die Menschen in Straßburg trauern um die Opfer des Attentats, entzünden Kerzen und legen Blumen zum Gedenken nieder.Bild: SOPA Images via ZUMA Wire
Für das in den letzten Jahren von Terror gezeichnete Frankreich ist
es eine weitere schmerzhafte Erinnerung daran, dass Terroristen
überall und zu jeder Zeit zuschlagen können.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron resümierte:
"Es war nicht nur Frankreich, das getroffen wurde - eine französische Stadt, unsere Bürger -, sondern es war genauso eine große europäische Stadt, die vor einigen Tagen tödlich getroffen wurde
Am Freitag wurde der Weihnachtsmarkt wieder eröffnet. Die vielen Stände und Attraktionen in
der Innenstadt waren nach dem Anschlag zunächst geschlossen
geblieben.
Innenminister Castaner und der Straßburger Bürgermeister Ries gingen am Freitagvormittag über den Weihnachtsmarkt in der Innenstadt und sprachen mit Verkäufern und Besuchern. Der Platz wurde abgesichert von Polizei und Soldaten. Hunderte Menschen kamen am Vormittag zur Eröffnung und schlenderten über den Markt. An den Buden konnte man wieder Glühwein und Essen kaufen. Zurück zur Normalität.
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