Zwei Tage lang fragten sich Einsatzkräfte und Bürger: Wo ist Chérif Chekatt? Könnte der mutmaßliche Straßburger Attentäter noch mal zuschlagen? Jetzt ist klar: Chekatt ist tot.
Am Ende war er gar nicht weit gekommen.
Am Donnerstagabend machten drei Polizisten den mutmaßlichen Attentäter auf einer Straße im Stadtteil Neudorf aus. Sie wollten ihn verhaften, der 29-Jährige eröffnete das Feuer. Sekunden später war er tot - getötet von den Polizisten. Er starb wie seine Opfer - auf einer Straße in Straßburg.
Chekatt habe dort am Donnerstag eine Frau angesprochen, berichteten mehrere Medien. Diese habe bemerkt, dass der Mann verletzt gewesen sei und daraufhin die Sicherheitskräfte alarmiert.
Der Sender BFMTV zeigte auch ein Foto, auf dem der getötete Chekatt zu sehen sein soll. Seine Leiche liegt auf dem Bürgersteig, teils in einer Art Hauseingang.
Nur kurze Zeit später sicherten Menschen in weißen Schutzanzügen den Tatort vor dem Haus Nummer 74 in der Rue de Lazaret. Dutzende Polizeifahrzeuge standen dort, ein Hubschrauber kreiste in der Luft.
"Dieser Terrorist" ist tot, versicherte Straßburgs Bürgermeister Roland Ries mit trotziger Stimme am Abend. Fast gleichzeitig reklamierte die Terrormiliz Islamischer Staat den Terroranschlag für sich. Chekatt sei ein Soldat des IS gewesen.
Nach Neudorf hatte sich der mutmaßliche Täter bereits unmittelbar nach dem Anschlag am Dienstagabend mit einem Taxi absetzen lassen und war danach verschwunden. Menschen sollten das Viertel schon kurz nach der Tat auf Anweisung der Sicherheitskräfte meiden.
Mit Chekatts Tod endet nun nicht nur die Jagd der Polizei, sondern auch eine bemerkenswerte kriminelle Karriere. Mit 13 Jahren wurde er das erste Mal verurteilt, er saß etliche Male wegen Einbrüchen im Gefängnis in Frankreich und Deutschland. Dort soll er sich radikalisiert haben. Deutsche Behörden bescheinigten ihm bereits vor zwei Jahren: "Von Ihnen geht auch eine konkrete Gefahr neuer Störungen der öffentlichen Sicherheit und Ordnung aus."
Ein Tourist aus Thailand, der gerade erst in der "Weihnachtshauptstadt", wie sich Straßburg selbst nennt, angekommen war. Ein Franzose, der vor einem Restaurant auf seine Familie wartete. Ein Mann, der vor Jahren vor dem Krieg in Afghanistan geflohen war - er soll vor den Augen seiner Familie erschossen worden sein, wie die Regionalzeitung "Dernières Nouvelles d'Alsace" schreibt.
Ein weiteres Opfer ist hirntot, die Hirnfunktionen sind unwiderruflich ausgefallen. Nur mit Maschinen kann das Opfer noch am Leben gehalten werden. Zahlreiche Menschen wurden verletzt. Zeugen berichteten, der Angreifer habe "Allahu Akbar" (Allah ist groß) gerufen.
Für das in den letzten Jahren von Terror gezeichnete Frankreich ist es eine weitere schmerzhafte Erinnerung daran, dass Terroristen überall und zu jeder Zeit zuschlagen können.
Am Freitag wurde der Weihnachtsmarkt wieder eröffnet. Die vielen Stände und Attraktionen in der Innenstadt waren nach dem Anschlag zunächst geschlossen geblieben.
Innenminister Castaner und der Straßburger Bürgermeister Ries gingen am Freitagvormittag über den Weihnachtsmarkt in der Innenstadt und sprachen mit Verkäufern und Besuchern. Der Platz wurde abgesichert von Polizei und Soldaten. Hunderte Menschen kamen am Vormittag zur Eröffnung und schlenderten über den Markt. An den Buden konnte man wieder Glühwein und Essen kaufen. Zurück zur Normalität.
(dpa)