Er geht, er geht nicht, er trifft sich.
Horst Seehofer bleibt vorerst Bundesinnenminister und CSU-Vorsitzender. Vorerst. Am Montag soll es um 17 Uhr zum entscheidenden Treffen mit Kanzlerin Angela Merkel kommen.
Wie kam es dazu und was bezwecken die Christsozialen?
Für die CSU zählt nicht "Bayern First", sondern "Bayern Only". Sie fühlt sich in der Welt daheim, aber Bayern ist ihr Zuhause. Dort ist die Machtbasis der Partei. Umso schmerzlicher sind die derzeitigen Umfragen vor den Landtagswahlen im Herbst.
Die CSU unter dem neuen Regierungschef Markus Söder liegt bei unter 40 Prozent. Weit entfernt vom selbsterklärten Ziel der absoluten Mehrheit. Oder wie es Parteichef Horst Seehofer einmal als Ministerpräsident formulierte: Die CSU in Bayern habe "eine Koalition mit dem Wähler".
Die scheint der bayerische Wähler nun aufzukündigen. Die AfD liegt bei 14 Prozent.
Umso mehr radikalisiert sich die CSU. Söder, erst seit März als Regierungschef im Amt, weiß, was das bedeutet. Wie die CSU mit Wahlverlierern umgeht, hat sie beim letzten Verlust der absoluten Macht in Bayern gezeigt. 2008 mussten Parteichef Erwin Huber und Ministerpräsident Günther Beckstein gehen.
Markus Söder dämmert. Vielleicht hat er Horst Seehofer zu früh aus dem Amt des bayerischen Ministerpräsidenten gedrängt. Verfehlt die CSU im Herbst die absolute Mehrheit im Landtag, könnte auch für Söder seine Zeit an der Spitze der Regierung schon um sein.
Horst Seehofer hat sein politisches Schicksal mit der Rückweisung von Flüchtlingen verbunden, die in anderen EU-Staaten bereits registriert sind. Das hat er in der Nacht bestätigt.
Schon einmal hat er im politischen Streit mit Angela Merkel seine Ämter aufgegeben.
Seehofer ist kein politischer Hasardeur. Er klebt nicht an seinen Ämtern. Zudem ist es dieses Mal ohnehin anders. Seehofer, der am Mittwoch 69 wird, steht am Ende seiner politischen Karriere. Auch ein dramatischer Abgang zum Schluss sichert da einen bleibenden Eindruck.
Einfach war es nie für die CDU mit der CSU. Aber die CSU tickt auch komplex.
Kaum hatte Seehofer am Sonntagabend seinen Rücktritt im Parteivorstand angeboten, landete die Offerte auch schon in den Medien. Und zwar als Vollzug.
Da wollten manche in der CSU den Streit bewusst eskalieren lassen.
Längst geht es der CSU um mehr als Asylpolitik. Die Partei hat sich radikalisiert. Und sie übernimmt insgeheim die wichtigste Forderung der AfD: "Merkel muss weg!"
Noch ein zweiter M-Faktor spielt eine Rolle: Machismo. Die Jungs in der Union hatten es immer schwer mit Merkel, nicht nur in der CSU.
Die Liste der politischen Opfer der Kanzlerin ist lang. Auch die FDP fühlt sich hintergangen, seit sie 2009 nach turbulenten Regierungsjahren für eine Legislatur aus dem Bundestag flog.
Der Unmut gegen Merkel sitzt tief. Auch deshalb lehnte FDP-Chef Christian Lindner im vergangenen Herbst ein Jamaika-Bündnis unter der Führung Merkels ab. Die FDP setzt auf Implosion. Die CSU schließt sich nun an.
Spätestens seit Merkel mit der Berufung Annegret Kramp-Karrenbauers als Generalsekretärin im März eine weibliche Nachfolgeregelung andeutete, setzen die harten Jungs in der Union auf einen Kampf gegen die Fortsetzung des Matriarchats.
Für Seehofer geht es um seine Ämter. Für Angela Merkel um ihre politische Zukunft.