Schwarz-rotes Treffen endet ohne Beschluss – SPD prüft Seehofers Vorgehen
Die Unionsparteien haben am am Montagabend eine Einigung im Asylstreit der Union verkündet. Bundesinnenminister Horst Seehofer teilte mit, dass dies ihm erlaube, sein Amt als Minister weiterzuführen.
Am Abend gab die CDU erste Details über die Abmachungen bekannt:
- Ein "neues Grenzregime" soll an der deutsch-österreichischen Grenze sicherstellen, dass Asylbewerber, für deren Asylverfahren andere EU-Länder zuständig sind, an der Einreise gehindert werden.
- Dafür sollen Transitzentren entstehen. Aus diesen Zentren sollen Asylbewerber direkt in die zuständigen Länder zurückgewiesen werden. Mit den betroffenen Ländern sollen Verwaltungsabkommen abgeschlossen werden oder die Union will das "Benehmen herstellen" – was auch immer das heißen soll.
- Verweigern sich Länder diesen Verwaltungsabkommen, sollen die Asylbewerber an der deutsch-österreichischen Grenze auf "Grundlage einer Vereinbarung mit der Republik Österreich" zurückgewiesen werden.
Die SPD konnte den Vorschlägen noch nicht zustimmen, Transitzentren lehnte die Partei 2015 ab.
Das passierte am Dienstag:
- Morgens traf sich SPD-Chefin Andrea Nahles mit ihrer Bundestagsfraktion zu Beratungen. Zeitgleich starteten auch die Fraktionssitzungen der Union. Bis zum Abend gab es aus diesen Kreisen keine neuen Infos.
- Am Abend kam der Koalitionsausschuss von Union und SPD erneut zusammen. Ergebnisse wurden nach dem Treffen nicht verkündet.
- Die SPD will außerdem am Mittwochmorgen eine Sondersitzung mit ihren Bundestagsabgeordneten abhalten.
- Angela Merkel soll am Mittwochmorgen im Bundestag sprechen zum Abschluss der Haushaltsberatungen.
(Mit Material der Agenturen)
Alle Ereignisse im chronologischen Überblick:

Koalitionsausschuss endet ohne Beschlüsse
Wartet auf Merkel morgen die Abrechnung im Bundestag?
Deshalb wird vermutet, dass die Fraktionen am Mittwochmorgen ab 9.00 Uhr mit Merkel abrechnen könnten – über den Kompromiss. Spannend dürfte auch sein, wie die AfD auf die Einigung reagiert.
Folgende Details zum Ablauf sind bereits bekannt: Als größte Oppositionspartei hat die AfD als erste Partei das Wort, es redet zunächst Fraktionschefin Alice Weidel. Danach spricht Merkel.
Noch ein letzter Löw-Seehofer-Gag
😅 @tazgezwitscher pic.twitter.com/KjTCNIBkt2
— Daniel Mack 🇪🇺 (@danielmack) 3. Juli 2018
Österreich bereitet seinen eigenen Grenzschutz vor
Die Welt zitiert Kurz: "Es ist nicht klargeworden, was Deutschland hier vor hat." Er wolle abwarten, ob der Kompromiss überhaupt von der ganzen Regierung getragen werde. Aber: "Sollte diese Einigung so zur deutschen Regierungsposition werden, sehen wir uns dazu veranlasst, Handlungen zu setzen, um Nachteile für Österreich und seine Bevölkerung abzuwenden."
Offiziell trifft sich jetzt der Koalitionsausschuss
"Ein dünnes Papier mit drei Punkten, die erstmal niemand versteht" – so klingt der SPD-Widerstand
Statt geschlossener Einrichtungen für Flüchtlinge a la CSU, die es mit der SPD nicht geben wird, sollten wir lieber eine humanitäre europäische Migrationspolitik betreiben, wie das die SPD gestern beschlossen hat.
— Ralf Stegner (@Ralf_Stegner) 3. Juli 2018
Wir wollen keine Flüchtlingsfamilien hinter bewachten Zäunen!
Die SPD hatte geschlossene Zentren, in die Flüchtlinge quasi eingesperrt werden, 2015 auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise abgelehnt. Dreyer betonte, dass sich an dieser Haltung nichts geändert habe: "Das ist mit der SPD absolut nicht machbar."
Auch Klingbeil sprach sich klar dagegen aus: "Wir wollen keine geschlossenen Lager", sagte er der "Rheinischen Post" (Mittwoch). Man habe jetzt drei Wochen lang ein unwürdiges Schauspiel von CDU und CSU erlebt. "Das Ergebnis ist ein dünnes Papier mit drei Punkten, die erstmal niemand versteht", sagte er.
Führende Landespolitiker kritisierten, dass der Unions-Kompromiss viel zu schwammig sei, um jetzt schon darüber entscheiden zu können. Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (ebenfalls SPD) empfahl seinen Parteikollegen deswegen, erst einmal abzuwarten. "Es ist ein Kompromiss zwischen zwei zerstrittenen Schwestern nach einem eskalierten Streit, und man könnte es auf die einfache Formel bringen: Der Berg kreißte und gebar eine Maus", sagte er.
Bremer CDU-Chef will Seehofer nicht mehr
Das sagte Jörg Kastendiek, Bremer CDU, Chef gegenüber Radio Bremen.
Horst Seehofer hat "einen Sparren weg", sagt ein CDU-Kollege
"Dass der CSU-Vorsitzende einen Sparren weg hat, scheint auch klar zu sein." Der baden-württembergische Agrarminister Peter Hauk (CDU) grätscht verbal gegen Horst Seehofer. pic.twitter.com/IX7Fb4PL6a
— SWR Aktuell BW (@SWRAktuellBW) 3. Juli 2018
Was Martin Schulz dazu meint
Der frühere #SPD-Chef #Schulz hat die #CSU für ihr Verhalten im Asylstreit scharf kritisiert. «Die Zeiten wo man bei der CSU von einer europapolitisch verantwortlichen Partei sprechen konnte, sind glaube ich definitiv vorbei», sagte er vor einer Fraktionssitzung. pic.twitter.com/ygpZO2lM06
— ZDF heute (@ZDFheute) 3. Juli 2018
Hat Seehofer gegen das Parteiengesetz verstoßen?
Die Erklärung ist ein bisschen kompliziert: Auf besagtem Deckblatt steht, das Papier habe der – Achtung – CSU-Vorsitzende Horst Seehofer vorgelegt. Aber Seehofer ist auch
Der Masterplan wurde und wird im BMI erarbeitet und auch von uns veröffentlicht. Minister Seehofer hat eine Fassung vorab im Parteivorstand vorgestellt.
— Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat (@BMI_Bund) 3. Juli 2018
Na und, hat sich halt jemand verschrieben, denkst du vielleicht. Aber so einfach ist das nicht. Seinen "Masterplan" hat Seehofer offenbar erstmal nur mit einem kleinen Personenkreis geteilt. Am Sonntag soll er das Papier dem CSU-Vorstand vorgestellt haben, während die Koalition weiterhin nicht wusste, wie dieser Plan aussehen soll. Wie die ARD berichtet, will die SPD diesen Vorgang jetzt prüfen lassen. Der SPD-Abgeordnete Johannes Fechner etwa habe "erhebliche Zweifel, ob derartige parteipolitische Auftragsarbeiten auf Kosten des Steuerzahlers zulässig sind". Fraglich sei auch, ob Seehofers Vorgehen mit den Vorschriften zur Parteienfinanzierung vereinbar sei, so Fechner. Er lasse dies über den Wissenschaftlichen Dienst des Bundestages prüfen.
Die Grünen hatten sich auch schon gewundert und Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble angeschrieben:
Das Bundesinnenministerium als Außenstelle für #CSU-Wahlkampf zu nutzen ist nicht akzeptabel.Wo wurde der #Masterplan geschrieben?#Seehofer pic.twitter.com/4oqlt0Exz9
— Britta Haßelmann (@BriHasselmann) 2. Juli 2018
Das Gesetz schreibt vor, dass Gelder für Ministerien und Fraktionen von Parteiaufgaben getrennt werden müssen. Zudem müssen die Parteien ihre Einnahmen genau aufschlüsseln. Dazu gehört laut Parteiengesetz "jede von der Partei erlangte Geld- oder geldwerte Leistung".
SPD-Politiker Fechner sagte der ARD, es sei "ein starkes Stück, dass sich die CSU einen Migrationsplan vom Innenministerium schreiben ließ". Und die Grünen-Politikerin Britta Haßelmann sagte der dpa, es könne nicht sein, dass ein Verfassungsminister nicht zwischen seiner Tätigkeit als Parteichef und der als Bundesinnenminister unterscheide.
Heißen Transitzentren jetzt Expresszentren?
Das da unten 👇war ein Witz von Herrn Böhmermann.
— Robin Alexander (@robinalexander_) 3. Juli 2018
In Wirklichkeit liegt der Begriff "Expresszentren" gut im Rennen.
Das ist kein Witz. @spdde https://t.co/sXcXgbNpcz
Grün-Schwarze Regierung in Baden-Württemberg braucht schon mal keine Transitzentren
Zuvor hatte schon Landesinnenminister Thomas Strobl (CDU) Transitzentren für Flüchtlinge an der Landesgrenze als nicht notwendig bezeichnet.
Die Grenze zwischen Baden-Württemberg und Österreich ist der Bodensee, eine Landesgrenze gibt es nicht.
Für die SPD lässt der Asylkompromiss ziemlich viele Fragen offen
Auch der Rest der Partei fordert von Horst Seehofer, das Konzept der Transitzonen für Flüchtlinge zu präzisieren. "Wir haben die Erwartung, dass der Bundesinnenminister ein schlüssiges Konzept vorlegt", sagte SPD-Innenexperte Burkhard Lischka. "Die Verfahren müssten innerhalb kürzester Zeit einschließlich der Rückführung abgeschlossen werden." Seehofer müsse zudem die Zuständigkeit für diese Verfahren übernehmen und nicht auf die Länder zeigen.
Da gibt's wohl einiges zu diskutieren: Die SPD hat für Mittwoch eine Sondersitzung einberufen
Kein schlechter Seehofer-Vergleich
Seehofer mit Löw zu vergleichen wird der Sache nicht gerecht. Seehofer ist eher der Neymar der Bundespolitik.
— Tibor Martini (@tibor) July 3, 2018
Von wem war denn nun der Masterplan?
Krass! Das muss Konsequenzen haben! Treten Sie zurück, #Seehofer! Wie das @BMI_Bund bestätigt, erfolgte die Änderung des Deckblattes nicht durch das BMI selbst. Die @CSU hat sich ihren „#Masterplan“ vom @BMI_Bund erstellen lassen & als Parteiarbeit verkauft! pic.twitter.com/vC59o252Oa
— Stefan Krabbes (@StefanKrabbes) 3. Juli 2018
Die CSU hätte da noch einen Vorschlag...
Gestern hat die #CSU noch die Republik lahmgelegt und die Koalition fast gesprengt, heute arbeiten sie schon wieder an der Zukunft. pic.twitter.com/GTvyOGIJzI
— Wolfgang Luef (@wluef) 3. Juli 2018
EU will Kompromiss juristisch prüfen, findet ihn aber jetzt schon gut
Zusammengefasst: Die EU will, dass sich Deutschland einigt. Worauf auch immer.
Was das alles mit Flughäfen zutun hat
Spoiler: Verloren haben in diesen CSU-Chaostagen eigentlich alle
Keine Lust mehr auf unseren Ticker? Dann hätten wir hier noch die 7 Verlierer des Unionstreits.
Wir präsentieren: Influencer Alexi Dobrindt
Juncker mahnt Einigung bis Jahresende (!!!) an
Wir sehen einen Trend: Seehofer bleibt. Löw bleibt.
Weiter geht es mit Kritik aus der SPD
Zur Parlamentarischen Linken gehören 70 SPD-Abgeordnete im Bundestag.
Die neueste Forderung der CSU: "Besserer Stil"
"Transitzentren sind CSU pur."
Aber auch (selbst?)kritisch:
"Form und Stil zwischen CDU und CSU sollten künftig wieder besser werden."
AfD sieht sich als Sieger. Natürlich
Kauder will geliefert haben – Union feiert sich selbst
Auch CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt lobt ins Blaue. "Am Schluss zählt das Ergebnis und das Ergebnis ist ausgesprochen positiv", sagte er. "Wir fühlen uns gestärkt", betonte er. "Wir zeigen, dass wir Recht und Ordnung an unseren Grenzen durchsetzen, das erwarten die Bürger."
Und der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion sieht das so (nein, kein Scherz.):
Stresstest bestanden. pic.twitter.com/0o7bVhgpH4
— M. Grosse-Brömer (@MGrosseBroemer) 3. Juli 2018
Weil die SPD den Begriff "Transitzentren" nicht mag: Böhmermann bietet Hilfe an...
SPD lehnt die Begrifflichkeit „Transitzentrum“ ab! Was wäre ein besserer Begriff, damit die SPD guten Gewissens zustimmen kann?
— Jan Böhmermann 🤨🇪🇺 (@janboehm) 3. Juli 2018
SPD offen für Transitzentren – mag aber den Begriff nicht
Das sieht auch der frühere SPD-Chef Sigmar Gabriel so: Er weist darauf hin, dass die von der Union vorgeschlagenen Transitzentren für Flüchtlinge anders zu bewerten seien als noch vor zweieinhalb Jahren. "Die Transitzonen 2015, da ging es pro Tag um 3000, 4000, 5000 Flüchtlinge", sagt Gabriel vor einer Sondersitzung der SPD-Fraktion in Berlin. "Wir haben damals gesagt, wir wollen hier keine Stadien füllen und Leute festhalten. Wir reden heute über völlig andere Größenordnungen." Trotzdem gelte es nun zu prüfen, wie die konkreten Vorschläge der Union aussähen.
Parteivize Ralf Stegner will nur zustimmen, wenn der Vorschlag europäische Interessen wahrt. "Die Kriterien für uns sind, dass wir Lösungen finden, die europäische Lösungen sind, die keine nationalen Alleingänge sind, die Menschen nicht schikanieren", sagte er am Dienstag im Deutschlandfunk. Dabei komme es auch darauf an, dass es "vernünftige rechtsstaatliche Verfahren" gebe.
Seehofer telefoniert mit CSU-Kanzler der Herzen – und denkt über Wien-Reise nach
Kommt jetzt der Dominoeffekt?
Österreich sei darauf eingestellt, insbesondere Maßnahmen zum Schutz seiner Südgrenzen zu ergreifen, heißt es in der Erklärung weiter. Kurz hatte mehrfach betont, dass auch Grenzkontrollen am italienisch-österreichischen Grenzpass Brenner zur Debatte stünden.
Grüne sprechen von "Internierungslager" und haben Mitleid mit der SPD
Habecks Amtskollegin, Annalena Baerbock, nannte in der Nacht zu Dienstag die geplanten Transitzentren "Internierungslager". Die Union "verabschiedet sich vom Wertekompass unseres Landes", schrieb sie auf Twitter:
Einen Innenminister zu halten, d sein Amt für CSU Rechtsruck missbraucht, ist kaum zu ertragen. Wer als Schmiermittel dafür Internierungslager einrichtet, verabschiedet sich vom Wertekompass unseres Landes. Wer Humanität gegen angebliche Ordnung ausspielt, verliert am Ende beides
— Annalena Baerbock (@ABaerbock) 2. Juli 2018
Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt schrieb auf Twitter:
Heute Nacht haben sich CSU u CDU auf Grenzlager geeignet. SPD scheint es ganz ok zu finden. Zugleich werden Retter gehindert, aus dem Hafen auszulaufen und noch dazu kriminalisiert. #wütend #traurig #SeaWatch #lifeline #Seenotrettung https://t.co/IRAwwdp3kG
— Katrin Göring-Eckardt (@GoeringEckardt) 3. Juli 2018
Fraktionsvizechef Konstantin von Notz twitterte:
Die #CSU mutiert zu einer nationalpopulistischen Partei. “Lager an der Grenze” helfen bei gar nichts. Man macht Symbolpolitik und löst kein einziges Problem. Am Ende landet man unausweichlich bei Mauern, die dann andere bezahlen sollen. Für Deutschland und Europa verheerend.
— Konstantin v. Notz (@KonstantinNotz) 3. Juli 2018
Dieses Foto vom Konrad-Adenauer-Haus beschäftigt uns auch am Morgen danach
1. Warum freut sich dieser junge Mann so sehr, Alexander Dobrindt zu sehen?
2. Oder ist der junge Mann etwa ein Influencer, und der CSU-Landesgruppenchef freut sich wahnsinnig ihn zu sehen?
Die Union ist sich zumindest schon mal einig – und was passiert heute?
Auch Kevin Kühnert ist dagegen
"Die SPD hat geschlossenen Lagern eine deutliche Absage erteilt", sagte Kühnert.
"Egal ob in Nordafrika, an der europäischen Außengrenze oder in Passau."
Nahles: Werden morgen weiterdiskutieren
"Wir finden das gut, dass wir wieder auf Ebene der Sacharbeit sind. Haben Vorschlag andiskustiert. Im Laufe des morgigen Tages werden wir das erörtern, auch mit den Gremien der Partei.
"Voll auf AfD-Spur" – Kritik aus SPD
2015 nannte die SPD Transitzonen noch "Haftzonen"
Die Union schreibt was von "Zurückweisung auf Grundlage einer Fiktion der Nichteinreise" – hä?
Tastaturklappern zerreißt die nächtliche Stille. Deutschlandweit versuchen Menschen verzweifelt, eine halbwegs nachvollziehbare Definition der "Fiktion der Nichteinreise" zu ergooglen.
— Karolin Schwarz (@raeuberhose) 2. Juli 2018
"Zurückweisung auf Grundlage der Fiktion einer Nichteinreise". Da kann der Kafka einpacken.
— bov bjerg (@bov) 2. Juli 2018
"Zurückweisung auf Grundlage einer Fiktion der Nichteinreise"
— Till Raether (@TillRaether) 2. Juli 2018
Aus der Einigung, die @DoroBaer gerade getwittert hat.
Man weiß eigentlich gar nicht mehr, wo man anfangen soll. Wer schreibt so. Wer denkt so. pic.twitter.com/EpfOBmELSK
Jemand reist ein und ist doch nicht eingereist. dafür wird "Fiktion der Nichteinreise" erfunden. um das zu umgehen muss man dann wohl der polizei wegrennen? völlig absurd
— J. Rodríguez Naegele (@JorgeR_N) 2. Juli 2018
aus: Migrationsregime vor Ort und lokales Aushandeln von Migration, S. 364, Herausgeber: Jochen Oltmer. pic.twitter.com/TreP9DAMC4
Der Kompromiss wahrt "gute Nachbarschaft mit Europa", sagt Kramp-Karrenbauer
Bekannt ist bisher nur: Künftig sollen Asylbewerber, die bereits ein Verfahren in anderen EU-Ländern haben, an der Einreise über die deutsch-österreichische Grenze gehindert werden. Sie landen dann in Transitzentren. Dort wird die Zuständigkeit anderer Länder geprüft. Gegebenenfalls in diese Länder zurückgeschickt werden, wenn es entsprechende Vereinbarungen gibt. Wenn Asylverfahren in Ländern laufen, die eine solche Vereinbarung ablehnen, dann sollen sie an der deutsch-österreichischen Grenze zurückgewiesen werden. Und da soll dann diese "Vereinbarung mit der Republik Österreich" ins Spiel kommen.
Ansonsten fand Kramp-Karrenbauer den Kompromiss von CDU und CSU zur Asylpolitik super: "Ich glaube, dass dies in einer hervorragenden Art und Weise eine Lösung ist, die sicherstellt, dass wir die Migration nach Deutschland begrenzen und dass wir auf der anderen Seite die gute Nachbarschaft mit Europa wahren", sagte sie. Für die CDU sei wichtig gewesen, sich mit europäischen Nachbarn abzustimmen und nicht zu Lasten Dritter zu handeln. "Und diesem Geist folgt auch der Vorschlag der Einigung, die wir heute Abend getroffen haben", sagte sie.
Der Koalitionsausschuss ist gestartet
Die neuen 3 Punkte werden nicht alle in der SPD mögen
Dort hat man eigentlich gerade ein ganz eigenes Papier auf den Weg gebracht, das klare Regeln für die Sozialdemokraten vorgibt.
Hier ist es:
Jetzt müsst ihr aber auch gegen den #Seehofer Wahnsinn stimmen! https://t.co/lmZCeQETJM
— Julian Janssen (@JulianJanssen04) July 2, 2018
Sofort meldeten sich auch Genossen zu Wort, die betonen:
Nur mal ganz präventiv: im relativ kurzen, heute einstimmig beschlossenen Papier der #SPD werden gleich zwei mal geschlossene Einrichtungen für Geflüchtete explizit abgelehnt. Nur damit sich keiner falsche Hoffnungen macht. #nurmalso
— Daniela Kolbe (@danielakolbe) 2. Juli 2018
Der SPD-Plan birgt tatsächlich gleich neues Konfliktpotential: "Solche Aufnahmeeinrichtungen dürfen keine geschlossenen Lager werden", steht darin.
Die Transitzentren, die von der CSU favorisiert werden, sehen aber eigentlich eine Residenzpflicht vor – es wird sich zeigen, ob sich das für die SPD zu sehr nach "geschlossen" anhört. Oder ob die Union (jetzt wieder als Einheit auftretend) das Konzept der Zentren aufweichen wird.
CSU-Generalsekretär Markus Blume: "Ein guter Tag für Deutschland"
Künftig soll schon an der Grenze abgewiesen werden.
Kompromiss nach "hartem Ringen"
Das sagte Seehofer im Detail – und das sind die 3 Punkte der Vereinbarung
Selbstsicher und gezielt machte er seine Aussagen. Es habe sich gelohnt, für die Sache zu kämpfen. "Wir haben eine klare Vereinbarung, wie wir die illegale Migration in Zukunft an den Grenzen zwischen Deutschland und Österreich verhindern" sagte er. Die Übereinkunft entspreche in drei Punkten seinen Vorstellungen. Das erlaube ihm Innenminister zu bleiben.
Die 3 Inhalte hat Dorothee Bär gerade getwittert:
Habemus Einigung! @csu @cdu @cducsubt pic.twitter.com/DKr0aFZ3td
— Dorothee Bär (@DoroBaer) 2. Juli 2018
Nichts sagte Seehofer über sein Amt als CSU-Chef. Vermutlich wird er aber auch dieses jetzt behalten können.
"Es lohnt sich zu kämpfen" Horst Seehofer bleibt Innenminister
Seehofer und Merkel haben sich offenbar auf einen Kompromiss im Migrationsstreit geeinigt
Gleich soll es auch ein Statement von Horst Seehofer geben.
Horst Seehofer kommt gleich, so CDU. pic.twitter.com/wV0d94XdMI
— Michael Stempfle (@mijoste) July 2, 2018
Jetzt hätten sich eigentlich CDU und CSU mit der SPD treffen wollen – eigentlich
Es wird weiter über Transitzentren gesprochen – was das für die Verhandlungen bedeutet, bleibt unklar
Es handelt sich bei Transitzentren um Zentren für Flüchtende, die Residenzpflicht haben, also die Orte nicht verlassen dürfen. Weil das bei Kritikern oft mit einer Kasernierung gleichgesetzt wird und menschenrechtlich fragwürdig ist, ist es
A) fraglich, ob die SPD solch einen Schritt überhaupt mitgehen würde (vor allem ohne Mitgliederentscheid)
B) fraglich, ob solche Zentren überhaupt dem Grundgesetz entsprechen (egal ob nur in Bayern oder bundesweit)
Weltreporter Robin Alexander (ebenfalls vor Ort) twitterte folgendes:
Höre Transitzentren sollen "Teil der Lösung" werden, aber nicht "die Lösung". Wenn es so käme, wäre dies der alte Vorschlag des Abgeordneten @armin_schuster – wie es der @manuelbewarder in @welt nach dem Gipfel vorhergesagt hat 👇 pic.twitter.com/7ZWdRFdql0
— Robin Alexander (@robinalexander_) July 2, 2018
Markus Söder hat das Treffen offenbar verlassen
Markus Söder hat Unionstreffen in Berlin verlassen und fährt mit Auto zurück nach Nürnberg, dort tagt morgen früh sein Kabinett. @BR24 #CSU #CDU
— Christian Nitsche (@c_nitsche) July 2, 2018
Zwischen Fußball und historischem Bruch
Mittlerweile gibt es ein kleines Public Viewing, aber für die WM. Japan führt 2:0 gegen Belgien.
So mancher ist heute besonders froh um @ZDF und @tagesschau - kleines Public Viewing vor dem Adenauerhaus. #Asylstreit pic.twitter.com/Lucd8m4Zxz
— Martin Mair (@Mair_mdr) July 2, 2018
Absolute Funkstille, nur um die Wirkungsgleichheit geht es immenoch
Aber wie gesagt, Berlin ist nicht München und momentan dringt nichts raus aus dem Konrad-Adenauer-Haus – nur eins ist klar: Es geht drinnen um die Frage, ob Merkels Ergebnisse vom Asylgipfel "wirkungsgleich" mit der Forderung Seehofers ist, Asylsuchende an der Grenze abweisen zu dürfen.
Wir bleiben für euch dran. Wer auf Twitter ist, dem sei auch der #MERSEE empfohlen – also, ist nicht so spannend wie ein Fußballspiel, aber das Internet ist einfach ein lustiger Ort. 🤭
Wenn Horst nicht bekommt, was er will, droht er mit seinem Rücktritt – ein Klassiker
Nicht zum ersten Mal: CSU-Chef Seehofer droht mit Rücktritt, wenn seine politische Forderung nicht umgesetzt wird. pic.twitter.com/kEdYEj6DQD
— tagesschau (@tagesschau) 2. Juli 2018
Einmal hochgerechnet: Horst Seehofer wollte vor 26 Stunden....
Seit knapp drei Stunden sitzen CDU und CSU im Konrad-Adenauer-Haus in Berlin zusammen, um eine Lösung zu finden.
Markus Söder will noch heute Abend mit dem Flieger zurück nach München, Merkel und Seehofer müssen um 22 Uhr im Kanzleramt sein. Die SPD gibt es ja auch noch, und ihre Geduld, so sagte es Chefin Andrea Nahles heute, ist am Ende. Also lieber nicht zu spät kommen und den Koalitionspartner warten lassen.
Fazit: Wir rechnen mit einer Aussage gegen 21:30 Uhr – damit hätte sich Seehofers Erklärung knapp 27 Stunden verspätet.
So sieht es übrigens gerade in Berlin aus:
Public viewing: Warten auf die Entscheidung von #Merkel und #Seehofer. Hoffentlich nicht noch mal Verlängerung. Irgendwann muss mal Klarheit herrschen. Egal wie. @rponline pic.twitter.com/rjmUAOnWL1
— Kristina Dunz (@WaltrautDunz) July 2, 2018
Nahles: "Wir beschäftigen uns nicht mit dem Masterplan"
Das sagt Yasmin zur Zukunft von Horst Seehofer
ZDF: "Noch ist kein Weißer Rauch aufgestiegen"
Für das ZDF hat das Ganze was von Papst-Berichterstattung, alle warten auf den Weißen Rauch.
Kurzer Aufruf in eigener Sache – könnt ihr mit den "BER macht auf, bevor Seehofer entscheidet"-Witzen aufhören?
(und das hier war nicht der Erste)
Wenn das so weiter geht, dann eröffnet der BER noch bevor #Seehofer zurück tritt.
— TheTalkingDad (@Robioneck) July 2, 2018
Medienbericht: Transitzentren sollen Seehofer vom Rücktritt abhalten
Gerade aus Unions-Verhandlungskreisen gehört....Exklusiv: Transitzentren könnten Seehofer DOCH noch vom Rücktritt abhalten https://t.co/pdbKKiYLWM
— Gregor Peter Schmitz (@GPSchmitz) July 2, 2018
Hier findet ihr eine Definition von Transitzentren des Flüchtlingsrats Bayern.
Wir erinnern uns an den letzten Mann, der so gegen Angela Merkel gepoltert hat. Danach wanderte er aus, oder so
"Die Menschen haben hierfür kein Verständnis mehr", sagt ein CSU-Minister...der nicht beim Treffen dabei ist
Und sagte das hier:
„Menschen haben kein Verständnis mehr, wenn wir weiter streiten“ Minister Gerd Müller, CSU, zum #Asylstreit der Union im BR extra @BR24
— Hendrik Loven (@HendrikLoven) July 2, 2018
Hier gibt es noch einmal eine gute Übersicht über die Folgen des Koalitionsbruchs
Übersicht verloren im Streit zwischen #csu und #cdu ? @Marlies_Uken @tilsteff @katschuler haben die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengestellt https://t.co/4eN1U8dXOj pic.twitter.com/tInuKPASnT
— Polke-Majewski (@PolkeMajewski) July 2, 2018
Offenbar sind beim Treffen auch Migrationsexperten dabei – reden sie doch noch über die Sache?
Im Konrad-Adenauerhaus sind auch Migrationsexperten, etwa Herr Hecker, oberster Außenberater von Merkel. Doch Sachfragenlösung?@FunkeBerlin #MERSEE #unionsstreit #Seehofer
— Kerstin Münstermann (@KMuenstermann) July 2, 2018
Interessant ist das, weil es ein Indiz dafür sein könnte, dass die Kanzlerin und die CSU-Führung heute Abend tatsächlich noch einmal ganz klassisch über die Sachfrage Migration reden könnten und eben nicht nur über den Posten von Horst Seehofer.
Gefühlte Wahrheit: Kein Politiker hat je so schnell so viele Hashtags bekommen wie Seehofer
#KatzeStattHorst pic.twitter.com/VFtNvUroRU
— Bash (@Frikassee) July 2, 2018
#KatzeStattHorst
— Einfach nur Gaston 🌍 (@GastonStuttgart) July 2, 2018
Brummm* pic.twitter.com/UUa8qNguyH
#KatzeStattHorst pic.twitter.com/Tgy480tfgw
— Einfach nur Gaston 🌍 (@GastonStuttgart) July 2, 2018
Das hier heute morgen war ja eigentlich auch schon #KatzeStattHorst ehe @anked damit angefangen hatte ;-) https://t.co/YU744geSJZ
— Torben Schultz (@TorbenSchultz) July 2, 2018
Phoenix (wo gleich die Pressekonferenz übertragen wird) setzt auch wieder auf Cat-Content: Da läuft die Löwen-Doku von gestern.
Hier noch ein paar Beispiele:
Regieren bald die Grünen mit?
Dann hätten es CDU und SPD allerdings schwerer, einige der Regelverschärfungen durchzubringen, über die sie sich bereits einig sind. Dazu gehören:
– die Einführung einer Art "Duldung light"
– die "erweiterte, sanktionsbewehrte Residenzpflicht" für bereits in der EU registrierte Asylbewerber
– in der EU registrierte Asylbewerber sollen laut Vorschlag aus dem Kanzleramt in "besonderen Aufnahmeeinrichtungen" beschleunigte Verfahren durchlaufen
Heute hat Phoenix im TV übrigens einen Paartherapeuten zur Krise befragt... ja genau...
Finden wir... etwas seltsam, aber gut. Immerhin sagte Büschel so tolle Sachen wie: Als Politprofi würde Merkel ihrem Widersacher (und Partner) Seehofer wohl verzeihen, aber als Mensch, und gar als Frau? Das sei eine ganz andere Sache.
Na dann... Danke dafür!
Nicht vergessen! Das Treffen mit der SPD steht heute auch noch an. Und die ist nochmal anderer Meinung
Ein Beispiel, das für Spaltung sorgen könnte: Die SPD will die Möglichkeiten der Behörden erweitern, Ausländern auf die Schliche zu kommen, die falsche Angaben zu ihrer Identität machen – etwa weil sie sich so bessere Chancen im Asylverfahren ausrechnen. Seehofer geht aber noch viel weiter. Er will beschleunigte Asylverfahren für jeden, der sich nicht ausweisen kann. In den Jahren 2016 und 2017 traf das auf die Mehrheit der Antragsteller zu.
Die SPD will – genau wie Seehofer –, dass die Behörden künftig Menschen, die "unverschuldet an der Ausreise gehindert sind", anders behandeln als Ausreisepflichtige, die ihre Abschiebung hintertreiben. Wer zum Beispiel nicht sagt, wie er heißt und wo er herkommt, soll auch nach den Vorstellungen der SPD nicht die gleichen staatlichen Leistungen erhalten wie ein Mensch, der wegen einer ernsthaften Erkrankung länger in Deutschland bleibt – oder weil der Heimatstaat keine Papiere ausstellt. Unumstritten ist außerdem, dass Asylbewerber, die wegen einer Straftat zu mindestens einem Jahr Haft verurteilt werden, das Land verlassen sollen.
Darüber könnte es also Streit geben. Aber nicht nur darüber:
Seehofer will, dass Schutzsuchende in den ersten drei Jahren nur Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten. Aktuell bekommen sie bereits nach 15 Monaten die höhere Sozialhilfe. Ob dieser Vorschlag vor dem Bundesverfassungsgericht bestehen kann, ist allerdings ungewiss. Die Richter hatten 2012 die damals bis zu einem Drittel niedrigere Sozialhilfe für Asylbewerber für verfassungswidrig erklärt. Mit den Stimmen der großen Koalition wurde 2014 eine Gesetzesnovelle verabschiedet. Sie sah unter anderem die Begrenzung auf 15 Monate vor.
Jetzt heißt es warten – ist ja nicht München hier
Auch nicht zu erwarten ist, dass das Treffen zwischen Kanzlerin und CSU-Granden acht Stunden dauern wird. Um 22 Uhr kommt immerhin auch noch die SPD vorbei. Die gehört (haben wir in Gerüchten gehört) ja auch noch zur Regierung. Andrea Nahles sagte gerade zu Journalisten: "Es ist alles gesagt, Leute." Und auf die Frage, ob es etwas neues gibt, reagierte sie mit den Worten: "Nur Ahnungen."
Los geht das finale Treffen – Seehofer hofft, dass es noch hell ist, wenn er wieder rauskommt
So sah seine Ankunft aus:
„Ich hoffe, dass es noch hell ist, wenn ich hier raus bin“, sagt Seehofer vor dem Treffen in der #CDU-Zentrale. #Unionskrise pic.twitter.com/UWofVxqqb2
— Zacharias Zacharakis (@zacys) July 2, 2018
Mike Mohring von der CDU will, dass die CSU auch einen Erfolg mitnehmen kann. Wie auch immer das gehen soll...
About that: Die Rede von "Erfolgen" wird angesichts der aktuellen Ereignisse immer absurder. Es sieht nicht so aus, als könne die CSU hier noch als Sieger hervorgehen, selbst wenn sie noch einen inhaltlichen Punkt holen könnte.
Lest hier unsere Analyse zu dieser Frage.
Wie lässt sich Seehofers Eskalation erklären?
"Ich lasse mich nicht von einer Kanzlerin entlassen, die nur wegen mir Kanzlerin ist"
und sprach von einer "unvorstellbaren" Situation.
Der Widerspruch innerhalb der CSU wächst immer weiter, der offene Angriff auf Angela Merkel könnte für Seehofer in dieser Hinsicht der Versuch einer Flucht nach Vorne sein. Dass sie klappt, ist unwahrscheinlich.
Nur eins ist jetzt klar: Zwischenmenschlichkeit wird bei dem Treffen zwischen Merkel und der CSU-Deligation heute Abend keine Rolle mehr spielen können.
Jetzt hocken Dobrindt, Söder und Seehofer in Berlin zusammen...
Jetzt sprechen gerade Alexander Dobrindt, Markus Söder und Horst Seehofer in der Zentrale der CSU in Berlin.
Licht und Schatten bei der @csu_bt Seit 16:00 sitzen hier #Dobrindt @Markus_Soeder und #Stoiber zusammen. Vor ein paar Minuten kam #Seehofer dazu. Vorbereitung für Treffen mit #Merkel #Asylstreit pic.twitter.com/5S4232DpKw
— Tom Schneider (@TomSchneider_TV) July 2, 2018
Laut Zeitungsbericht ist Seehofer sehr verletzt und sehr angriffslustig
Er befinde sich in einer Situation, die für ihn "unvorstellbar" sei. Er müsse sich verbiegen und das könne er nicht, heißt es weiter. Er wisse nicht, ob er "ein Amt weiterführen" könne, "wenn die Grundlinie nicht stimmt, die man vertritt."
Das Treffen ziwschen Merkel und Seehofer scheint vorbei zu sein
Wer könnte auf Seehofer folgen?
Markus Söder: Der 51-jährige Nürnberger ist seit März dieses Jahres bayerischer Ministerpräsident – und hat damit schon seinen Traum-Job. Zu tun hat er eigentlich auch genug: Am 14. Oktober steht die Landtagswahl vor der Tür, bei der der CSU der Verlust der absoluten Mehrheit im Landtag droht. Dennoch: Söder wird mit als erster genannt, wenn es um eine mögliche Nachfolger Seehofers als Parteivorsitzender geht. Damit hätte er – wie Seehofer bis diesen März – die beiden wichtigsten Posten, die die CSU zu vergeben hat, in Personalunion inne. Er wäre, jedenfalls auf dem Papier, aber auch Alleinverantwortlicher für das CSU-Abschneiden bei der Landtagswahl.
Alexander Dobrindt: Auch der ehemalige CSU-Generalsekretär und Bundesverkehrsminister ist eigentlich glücklich mit seinem neuen Job als Landesgruppenvorsitzender. Schließlich ist er damit einer der einflussreichsten Strippenzieher seiner Partei auf dem Berliner Parkett, kann über Ressortgrenzen hinweg und fern jeglicher Kabinettsdisziplin Politik machen. Ob er das eintauschen will? Tatsächlich gilt Dobrindt in der CSU neben Söder als möglicher neuer Parteivorsitzender – aber auch als möglicher Bundesinnenminister.
Stephan Mayer: Als ministrabel und möglicher Seehofer-Nachfolger als Bundesinnen- und Heimatminister gilt auch dessen bisheriger Parlamentarischer Staatssekretär Stephan Mayer. Mayer ist zwar wenig bekannt, gilt aber als erfahrener Innenexperte, dessen Arbeit auch von den Sicherheitsbehörden geschätzt wird. In Berlin heißt es, der 45 Jahre alte Jurist erledige schon jetzt für Seehofer sehr viele Aufgaben im täglichen Alltagsgeschäft des großen Ministeriums.
Joachim Hermann: Der bayerische Innenminister war Spitzenkandidat der CSU bei der Bundestagswahl 2017 – und galt als Anwärter für das Bundesinnenministerium. Dann aber griff Seehofer selber zu, Herrmann hatte das Nachsehen, wie auch im Rennen um Seehofers Nachfolge als Ministerpräsident. Herrmann kündigte daraufhin an, in Bayern zu bleiben. Zugetraut wird ihm das Bundesministerium in der CSU aber nach wie vor.
Manfred Weber: Der Niederbayer ist stellvertretender CSU-Vorsitzender und Fraktionschef der konservativen EVP-Fraktion im Europaparlament. Er hatte nach dem CSU-Fiasko bei der Bundestagswahl 2017 intern Interesse am CSU-Vorsitz angemeldet, sollte Seehofer nicht mehr kandidieren. Könnte aber sein, dass das passé ist: Weber gilt als möglicher Kandidat für das Amt des nächsten EU-Kommissionspräsidenten – auch wenn er selbst dazu bisher nichts öffentlich gesagt hat.
Hier ein perfekter Satire-Kommentar zur Situation
Ihr erinnert euch vielleicht an das viel diskutierte Spiegel-Cover vom vergangenen Wochenende?
Nun, hier ist das neue Cover, wie es sich Extra3 in Bezug auf die CSU vorstellt:
.@DerSPIEGEL bringt Sonderausgabe zu #CSU und #Seehofer!#Regierungskrise @ADKarnebogen pic.twitter.com/5Pvmz7IhZn
— extra3 (@extra3) 2. Juli 2018
Können wir so unterschreiben, aber wir wohnen ja auch in Berlin...
Die Hintergründe zum Treffen zwischen Merkel, Seehofer und Schäuble
Vielleicht klappt da aber ja noch etwas:
Merkel hatte zuvor in der Unionsfraktionssitzung ihre Bereitschaft zu einer Lösung des Streits mit der CSU betont. Die Schicksalsgemeinschaft von CDU und CSU sei jede Mühe wert, dass man versuche, zu einer Verständigung zu kommen, sagte die CDU-Chefin nach Teilnehmerangaben. Der Wunsch, den Konflikt zu lösen, sei groß. Es müsse nun die Frage geklärt werden, wie Nationales und Europäisches zusammengebracht werden könnten.
Was momentan genau Horst Seehofers Einstellung ist, weiß man nicht so genau. Aus der CSU waren heute den ganzen Tag über beschwichtigende Töne zu hören.
Angeblich gibt es gerade "geheimes" Treffen zwischen Merkel und Seehofer
Geheimes Vortreffen Seehofer mit Merkel. Er ist vor 20 Min im Reichstag eingetroffen. Nun beide bei Schäuble auf Präsidialebene. @welt
— Robin Alexander (@robinalexander_) July 2, 2018
Wann geht eigentlich wieder um Inhalte?
Seit 2016 müssen wir dieses unwürdige Spektakel von #Seehofer ertragen. Wann ist endlich Schluß?@CDU Wann kümmert Ihr Euch endlich um #Klimawandel #Digitalisierung #Ungleichheit #Altersarmut #Pflege und andere wichtige Themen?#Regierungskrise #Merkel #CSU #SeehoferRuecktritt pic.twitter.com/rM3qZPrBlx
— Julia Thrul (@c_g_citizen) 2. Juli 2018
Die CSU stockt ihre Verhandlungsdelegation auf – eine Frau darf mit
Warum wundert uns das nicht...?
Die Bürger wollen Seehofers Rücktritt
Nach einer repräsentativen Umfrage der Meinungsforscher von Civey finden 65 Prozent der Befragten gut, dass "Horst Seehofer von allen politischen Ämtern zurücktreten will". Nur 29 Prozent finden es schlecht. Schlecht für den Nocht-Innenminister.
Bei Anhängern von CDU/CSU wollen sogar 72 Prozent, dass Seehofer geht. Irgendwie sogar noch schlechter für Seehofer.
Wer grün wählt, will Seehofer in 88 Prozent der Fälle gehen sehen. Das passt irgendwie dazu, dass die Grünenspitze sich schon gestern öffentlich bereit für eine Regierung mit der CDU NACH der CSU gezeigt hat.
Angela Merkel, die Hauptfigur ihrer eigenen Netflix-Serie
Wollt ihr mal mit dem CSU-Bot über die Krise quatschen? Funktioniert... nicht so super
Das twitterte der Motherboard-Chef daraufhin:
Wollten heute mit dem CSU-Bot über die #Regierungskrise reden. Leider war niemand zu Hause. Dabei gäbe es doch so viele Fragen...
— Max Hoppenstedt (@M_Hoppenstedt) 2. Juli 2018
Das sah letztes Jahr noch anders aus: https://t.co/EkfZ7wamoq pic.twitter.com/Jgp1ddUjS3
So richtig hatte der halt auch keine Antwort. Vielleicht denkt sich seine Künstliche Intelligenz ja: "Mit mir als CSU-Chef hätte es solch einen irrationalen Streit sowieso nicht gegeben."
Die Fraktionssitzungen sind zu Ende – alle wollen Einigung für heute Abend
Auch Merkel-Widersacher Alexander Dobrindt hat sich zu Wort gemeldet (Gestern haben wir ihn irgendwie vermisst). Er bezeichnet das Ganze als "Sachfrage" und sprach von einem 70 Jahre gewachsenen Band. Soll ja am Schluss niemand sagen, Dobrindt hätte zur Eskalation beigetragen.
Hier die zugehörigen Tweets unserer Kollegen:
Wollt ihr kurz raten, was Sahra Wagenknecht zur Situation sagt? Ja, es geht auch um Neuwahlen
Interessant dabei: Sie glaube nicht daran, dass die CSU bewusst einen Kurs fahre, der zum Bruch führt.
"Es gibt aber eine Eigendynamik in diesem Streit, der jegliche Rationalität vermissen lässt", so Wagenknecht. Man brauche einen Neuanfang und Neuwahlen, verlangte sie.
Aber findet sie das auch realistisch? Nein. Für Sahra Wagenknecht habn sich die Grünen längst viel zu klar als Kanzlerin-Retter in Stellung gebracht. "Ein Zerbrechen der Union würde also gar nicht unbedingt zu Neuwahlen führen", sagte Wagenknecht.
Auf Twitter (in Trumpscher Tradition) hörte sich das vor einigen Stunden noch um einiges härter an:
Merkels Chaos-Truppe darf das Land nicht weiter in Geiselhaft nehmen. Zum Fremdschämen: Statt um #Altersarmut, #Pflegenotstand, #Mietpreisexplosion oder #Bildungsmisere, kümmert sich die #GroKo mit ihrem Pseudo-Streit nur um sich selbst. #Seehofer #Merkel #Union
— Sahra Wagenknecht (@SWagenknecht) 2. Juli 2018
Das wird wieder eine lange Nacht!
Nicht meine CSU
Er sei klar gegen ein Ende der Fraktionsgemeinschaft. Ein solches Ende helfe auch in Bayern nicht: "Die Bayern wollen, dass wir nicht zur Regionalpartei schrumpfen."
Seehofer steht im Stau
Bundesinnenminister und @CSU-Chef Seehofer will laut Sprecher wohl in die @cducsubt kommen - ist aber noch auf der Autobahn und im Stau
— Florian Gathmann (@FlorianGathmann) 2. Juli 2018
Die Fraktionsführung trifft sich
Grüne und FDP äußern sich zu möglicher Regierungsbeteiligung
Late to the Party? Hier der Überblick:
Du platzt nun vor Spannung und willst live verfolgen, was passiert? Dann hier entlang: der watson-Live-Ticker zum Streit von CDU und CSU.
Wenn zwei sich streiten, freut sich der Dritte? Nicht ganz: Das sagen die anderen Parteien zum Streit der CDU und CSU.
Sprecherin dementiert Masterplan-Fassung, die im Netz kursiert
Linken-Politiker fordert Rücktritt von Seehofer, Söder und Dobrindt
Seine Parteikollegin Katja Kipping hatte am Vormittag auf Twitter bereits von der "Verwahrlosung des Konservativismus" gesprochen.
Das Agieren von #Seehofer ist typisch für autoritäre Rechte. Sie tun so, als ob es ihnen um Ordnung gänge. Am Ende produzieren sie nur Chaos. Wir erleben aktuell die Verwahrlosung des Konservativismus. Eine fortschrittliche Antwort links der Union ist wichtiger denn je. @dieLinke
— Katja Kipping (@katjakipping) 2. Juli 2018
Rücktritt oder kein Rücktritt – das ist hier die Frage. Was denkt ihr?
Andrea Nahles erhöht den Druck auf die Union
Ex-CSU-Chef Huber: Seehofers Rücktritt unausweichlich
Wie auch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) betont Huber, dass die CSU trotz aller Diskussionen in der Sache weder das Ende der Fraktionsgemeinschaft mit der CDU noch das der Regierungskoalition anstreben solle. "Wenn es durch die Entscheidung von Horst Seehofer, die ich für unausweichlich halte nach der Vorgeschichte, zu Veränderungen kommt, gefährdet das nicht die Koalition", so Huber.
Für das geplante Spitzengespräch am Nachmittag in Berlin mit der CDU sieht Huber jedoch wenig Verhandlungsspielraum, da die CSU-Landesgruppe im Bundestag und der CSU-Vorstand Seehofers Masterplan beschlossen haben.
Bayrische Grenzpolizei hat Arbeit aufgenommen – Söder mit neuen Forderungen
Ausgerechnet am Tag der Entscheidung im Unionsstreit stellt Bayern eine neue, eigene Grenzschutzeinheit in den Dienst. Mit dem aktuellen Zoff der Schwesterparteien habe die Gründung allerdings nichts zu tun, betont Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bei einem Festakt in Passau. Die Grenzpolizei sei seit Monaten geplant und wichtig "für geordnete Verhältnisse an den Grenzen".
Nach dem Willen von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) soll die mit zunächst 500 Beamten startende Truppe die gleichen Befugnisse erhalten wie die Bundespolizei. Das sei das Ziel, das mit Bundesinnenminister und CSU-Chef Horst Seehofer abgesprochen sei, sagt Söder in Passau. Er hoffe, es bleibe dabei. Mit der Gründung belebt der Freistaat die 1998 eingestellte Bayerische Grenzpolizei wieder.
Schäuble warnt vor "Union am Abgrund"
CDU und CSU wollen nun doch eine gemeinsame Fraktionssitzung um 14.00 Uhr abhalten.
Gabriel fordert Seehofers Rücktritt
2/2 Wer so handelt, verspielt jedwedes Vertrauen der Bürger in unser politisches System. Man kann vor Zorn über diese Verantwortungslosigkeit nur rufen: #Aufhören!
— Sigmar Gabriel (@sigmargabriel) 2. Juli 2018
Merkel lehnte Kompromissangebot Seehofers am Samstagabend ab
1) nicht alle Migranten zurückzuweisen, die bereits in anderen EU-Ländern registriert sind, sondern nur solche, bei denen das Asylverfahren bereits läuft.
2) Ebenfalls war Seehofer demnach bereit, Migranten, die in Griechenland oder Spanien erstmals registriert wurden, nicht zurückzuweisen.
Mit diesen beiden Ländern sind bilaterale Abkommen zur Rückübernahme von Flüchtlingen geplant, die dort registriert sind und die dann an der deutschen Grenze aufgegriffen werden. Merkel habe auch diese Varianten aber am Samstag abgelehnt, hieß es laut der Nachrichtenagentur dpa in der CSU.
Die Unionsparteien signalisieren weiterhin Kompromissbereitschaft im Asylstreit
Bei der CSU gab es nur eine Gegenstimme gegen Seehofer
Söder sagt Sommerfest ab
Mehrheit der Bundesbürger teilt Merkels Position
FDP-Chef Lindner: "Fürchten Neuwahlen nicht!"
Lindner kritisierte den Zustand der großen Koalition aus CDU, CSU und SPD und sprach von einem schlechten Bild der Außendarstellung. Der CSU warf er vor, "vertragsbrüchig" zu sein, weil sie versprochene Korrekturen in der Flüchtlingspolitik nicht durchsetzen könne. Zugleich setzte er sich scharf von Merkels Kurs in der Asyldebatte ab. "Schon im Januar 2016 habe ich darauf hingewiesen, dass wir zum alten Recht von Dublin, inklusive Rückweisungen an der Grenze, zurückkommen müssen", sagte Lindner.
Lindner hatte im vergangenen Jahr ein Bündnis zwischen Grünen, Union und FDP überraschend platzen lassen. Seine Strategie: Er setzt auf den Sturz von Angela Merkel und eine politische Implosion der alten Volksparteien. Die FDP positioniert er nach anfänglichen sozialliberalen Reformzeichen nun deutlich im liberalkonservativen Lager.
SPD-Politiker Gabriel hält Seehofer "Machtspiel" vor
1/2 #Seehofer macht die deutsche Bundesregierung handlungsunfähig. Er nimmt damit ganz Deutschland und Europa in Geiselhaft. Das alles schadet der Demokratie in unserem Land in bislang nie da gewesener Weise. Die CSU führt Politik als reines Ränkespiel und Machtspiel vor.
— Sigmar Gabriel (@sigmargabriel) 2. Juli 2018
Gabriel hatte im Frühjahr sein Amt als Außenminister in den Verhandlungen um eine Große Koalition verloren. In der entscheidenden Sitzung schlug der damalige SPD-Chef Martin Schulz CSU-Chef Horst Seehofer vor, er solle nach dem Innenressort greifen. Im Gegenzug hatte er für die SPD das Finanzressort gefordert. Taktisch ein Fehler. Das große europapolitische Thema ist nicht die Europolitik, sondern die Flüchtlingspolitik: Die wird im Innenressort entschieden.
Klöckner und Linnemann unterstützen Angela Merkel
Klöckner war im Landtagswahlkampf 2016 in Rheinland-Pfalz von Merkels Linie in der Flüchtlingspolitik abgerückt, hatte die Wahl aber überraschend verloren.
Auch der CDU-Wirtschaftsflügel unterstützte Merkel. "Das ist Demokratie, und da müssen sich beide bewegen", mahnte CSU-Fraktionsvize Carsten Linnemann.
Linnemann ist Vorsitzender der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung, er hatte sich zuletzt in der Debatte um die Reform der Euro-Zone von Merkel abgesetzt.
SPD-Politiker Schneider wirft CSU "autoritäres Staatsmodell" vor
Die SPD hatte zuvor ein eigenes Papier vorgelegt und sich im Asylstreit für eine europäische Lösung ausgesprochen.
Grünen-Fraktionschef Hofreiter legt Seehofer den Rücktritt nahe
Hofreiter stammt aus Bayern, wo im Herbst Landtagswahlen sind.
Merkel und der CDU-Vorstand treffen zu weiteren Gesprächen in Berlin ein
Union sagt gemeinsame Fraktionssitzung am Montag wohl ab
Schon im Juni waren die beiden Gruppen zu getrennten Sitzungen in Berlin zusammengekommen. Wolfgang Schäuble hatte damals in der Sitzung der CDU-Abgeordneten Merkels Linie in der Auseinandersetzung mit Horst Seehofer gestützt. Aufständler um Jens Spahn waren daher bei dem Treffen ruhig geblieben.
Grünen-Chef Habeck: Grüne wollen mitregieren, aber keine Minderheitsregierung tolerieren
Die Regierungspläne der Grünen waren im vergangenen Herbst gescheitert, als die FDP ein Jamaika-Bündnis aus Grünen, Liberalen und Union ablehnte.
Von "Wir schaffen das" bis zu "Wirkungsgleiche Ergebnisse"
Nebenprodukt vom Rücktritt vom Rücktritt: die #Seehofersongs
Ex-Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU): "Merkel nimmt Seehofers Rücktritt bewusst in Kauf"
Zugleich deutete er einen möglichen Kompromiss im Streit um die Asylpolitik an. Die Bundespolizei könnte an den Grenzen nur registrierte Asylbewerber aus jenen Ländern zurückweisen, die nicht mit der Bundesregierung über ein Rückführungsabkommen verhandelten.
Friedrich war 2009 von Merkel nicht mehr ins Bundeskabinett berufen worden.
Niedersachsens Kultusminister Althusmann: "CSU muss sich jetzt auch mal bewegen"
Was Merkel Seehofer angeboten hat
Bilaterale Verhandlungen: Deutschland schloss mit Griechenland und Spanien eine grundsätzliche Vereinbarung zur Rückführung solcher Migranten. Beide Länder wären demnach bereit, bei ihnen registrierte Flüchtlinge zurückzunehmen, die an der deutschen Grenze aufgegriffen werden. Insgesamt hat Merkel nach eigenen Angaben von 14 Ländern Zusagen zu Verhandlungen für beschleunigte Rückführung erhalten.
Ankerzentren: In einem Schreiben an die Partei- und Fraktionschefs von CSU und SPD schlägt Merkel vor, anderswo in der EU registrierte Asylbewerber in den geplanten Ankerzentren unterzubringen. Sie sollen dort ein beschleunigtes Verfahren durchlaufen und Auflagen bekommen, damit sie sich nicht aus den Einrichtungen entfernen. Seehofer will bis zu sechs Ankerzentren eröffnen, die meisten Bundesländer wollen aber keine bei sich. Der "Anker" im Ankerzentrum ist übrigens eine Abkürung: AnKER steht für Ankunft, Entscheidung, kommunale Verteilung beziehungsweise Rückführung.
Schengen-Schutz: Merkel schlägt vor, Bundespolizisten zur Verstärkung der EU-Außengrenze nach Bulgarien zu schicken - so soll es weniger Einreisen in den grenzkontrollfreien Schengen-Raum geben. Zudem solle Missbrauch von Schengen-Visa stärker bekämpft werden. Mit einer strikteren Vergabepraxis "können wir den Visumsmissbrauch und damit die Zahl der Asylersuchen in Deutschland substanziell verringern".
Wie es an diesem Montag in der Regierungskrise weitergeht
Um 8.30 Uhr trifft sich der CDU-Bundesvorstand und setzt seine Sitzung vom Abend fort. Auch der Koalitionspartner will sich beraten.
Um 9 Uhr trifft sich zunächst das SPD-Präsidium, um 10 Uhr dann der SPD-Vorstand.
Ein Spitzentreffen der Union, in dem es wohl die Entscheidung im Unionsstreit geben wird, soll um 17.00 Uhr in Berlin stattfinden, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am frühen Montagmorgen aus Parteikreisen.
Horst Seehofer im Wortlaut
"Wir werden heute mit der CDU noch mal ein Gespräch in Berlin führen in der Hoffnung, dass wir uns verständigen. Dies ist ja im Hinblick auf die Handlungsfähigkeit der Koalition und der Bundesregierung dringend geboten. Und alles Weitere werden wir dann sehen."
"Ich habe ja gesagt, dass ich beide Ämter zur Verfügung stelle, dass ich das in den nächsten drei Tagen vollziehe. Und dass wir aber jetzt noch mal einen Zwischenschritt einlegen zu einer Verständigung mit der CDU. Alles Weitere wird dann entschieden nach dem Gespräch mit der CDU."
"Wir reden morgen nochmal. Wir wollen im Interesse dieses Landes und der Handlungsfähigkeit unserer Koalition und Regierung - die wir erhalten wollen - einen Einigungsversuch machen in dieser zentralen Frage Grenzkontrolle und Zurückweisung, alleine zu dieser Frage. Und ich hoffe, dass dies gelingt. Und das ist jetzt ein Entgegenkommen von mir, damit man nochmal diesen Versuch dazwischenschaltet. Sonst wäre das heute endgültig gewesen."
Seehofer bestätigt Rücktrittsangebot
Statement nach der Parteivorstandssitzung https://t.co/BkWvJFf02K
— CSU (@CSU) 1. Juli 2018
"Wir wollen im Interesse dieses Landes und der Handlungsfähigkeit unserer Koalition und Regierung - die wir erhalten wollen - einen Einigungsversuch machen in dieser zentralen Frage zur Zurückweisung, alleine zu dieser Frage", betonte Seehofer. Er hoffe, dass dies gelinge. Das Gesprächsangebot sei ein Entgegenkommen von ihm an die Kanzlerin und die CDU. "Sonst wäre das heute endgültig gewesen."
Unterdessen hieß es aus der CDU-Führung, dass sie offen für das von der CSU erbetene Spitzengespräch zum Asylstreit an diesem Montag in Berlin sei. Die CDU werde sich dem Ansinnen nicht verweigern, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus der CDU-Spitze. Wann das Treffen konkret stattfinden soll, war zunächst offen. Um 14 Uhr ist ohnehin eine Sitzung der Unionsfraktion, also von allen Abgeordneten von CDU und CSU im Bundestag geplant.
Würde die CDU tatsächlich einlenken?
Merkel wird allerdings immer noch nicht einlenken. Sie ist da stur, ihr geht es um Prinzipien. https://t.co/5K0NmcYuC3
— Jonas Schaible (@beimwort) 1. Juli 2018
CSU-Sitzung beendet
Ein letztes Gespräch mit der CDU?
Seehofer verschiebt seinen Rücktritt auf den Lauf des Montag. Vorher will er einen letzten Einigungsversuch mit der CDU unternehmen. Kein Scherz.
— Chr Deutschländer (@CDeutschlaender) 1. Juli 2018
Laschet sagt, es gehe nicht um Seehofer oder Merkel
Seehofer beendet Beratungen
CDU-Spitze vertagt Beratungen auf Montagmorgen
Bizarre Situation in München
Da drin tagt jetzt die engste CSU-Spitze und will Horst Seehofer vom Rücktritt abbringen. Völlig bizarre Situation. pic.twitter.com/UXPMy5HtG6
— Chr Deutschländer (@CDeutschlaender) July 1, 2018
Das sollen die drei Optionen der CSU gewesen sein
So hab ich das notiert #Optionen #Seehofer @csu pic.twitter.com/ci0tNtrJF8
— Andreas Lenz (@DerLenzMdB) 1. Juli 2018
Ihr könnt weiter live am Stream dabei sein
Das ZDF streamt live aus einem kleinen Presseraum mit Holzwänden in München. Hat ein bisschen was von Big Brother mit vielen müden Journalisten, aber vielleicht kommt Seehofer ja doch noch. Auch, wenn es immer unwahrscheinlicher wird.
Immerhin könnte der Stream eine Möglichkeit sein, einschlafen zu können, ohne die Angst zu haben, etwas zu verpassen.
#seehofersongs
„Should I stay or should I go now?
— Krieg und Freitag (@kriegundfreitag) 1. Juli 2018
Should I stay or should I go now?
If I go, there will be trouble
And if I stay it will be double“ pic.twitter.com/YbWPoyDEub
„Die Welt schaut rauf zu meinem Fenster
— Philip Brechler (@plaetzchen) 1. Juli 2018
Mit müden Augen, ganz staubig und scheu
Ich bin hier oben auf meiner Wolke
Ich seh dich kommen, aber du gehst vorbei
Doch jetzt tut's nicht mehr weh
Nee, jetzt tut's nicht mehr weh“#Seehofersongs pic.twitter.com/NbDIj6LiEd
Oh-oh-oh-oh-oh! Oh-oh-oh-oh-oh-oh!
— Elle Nerdinger M.A. 🇪🇺 (@forschungstorte) 1. Juli 2018
Caught in a bad romance
Oh-oh-oh-oh-oh! Oh-oh-oh-oh-oh-oh!
Caught in a bad romance
Rah rah ah-ah-ah!
Ro mah ro-mah-mah
Gaga oh-la-la!
Want your bad romance#Seehofersongs pic.twitter.com/wthab4NC32
Wie kann ein Minister eigentlich zurücktreten?
"Die Bundesminister werden auf Vorschlag des Bundeskanzlers vom Bundespräsidenten ernannt und entlassen."
Seehofer zieht sich mit Vertrauten zurück
Zeitlos
[9.12.95] Seehofer knüpft eigene Zukunft an Reform: Seine Glaubwürdigkeit sei wichtiger als Job, den er gerade habe. pic.twitter.com/AvNS9fBQaD
— Tagesschau20Jahre (@TagesschauVor20) 9. Dezember 2015
Die Sitzung ist gerade unterbrochen, aber noch nicht zu Ende!
Dobrindt will Rücktrittsangebot offenbar nicht hinnehmen
CDU betont Unterstützung Merkels für europäische Asyllösungen
Die getroffenen Beschlüsse, Vereinbarungen und Abkommen böten eine gute Grundlage zur wirksamen Reduktion der Sekundärmigration. Die Verhandlungen müssten zügig fortgesetzt werden, sagte Kramp-Karrenbauer. Der CDU-Vorstand habe bei einer Enthaltung beschlossen, dass es Ziel der CDU sei, die Zuwanderung besser zu ordnen, zu steuern und zu begrenzen. Darin sei man sich mit der CSU einig. Kramp-Karrenbauer sagte, es brauche wirksame und menschliche Lösungen mit europäischen Partnern in der Asylpolitik.
Horst Seehofer bietet offenbar Rücktritt als Innenminister und Parteichef an
Auch der Münchner Merkur berichtet:
Sensation am späten Abend: Intern hat Horst Seehofer soeben seinen Rücktritt als Parteivorsitzender und Bundesinnenminister verkündet. Mehrere CSU-Vorstandsmitglieder, auch Dobrindt, versuchen, ihn umzustimmen, bitten um Einzelgespräche mit ihm.
— Chr Deutschländer (@CDeutschlaender) 1. Juli 2018
Schleswig-Holsteins Regierungschef wird deutlich
Die Partei aus Bayern habe es verpasst, ihre eigene Erfolgsgeschichte zu erzählen. "Wir reden über viel geringere Flüchtlingszahlen in diesem Land, es ist wahnsinnig viel passiert", sagte Günther.
Was die CSU mit Ankerzentren diskutiere, hätten die Bundesländer schon längst auf den Weg gebracht. Günther drückt deshalb den ausdrücklichen Wunsch aus, weniger auf Populisten zu schielen – und meint damit eindeutig die CSU.
Meanwhile @ Anne Will
Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) sagte: "Dass da keine pragmatischen Kompromisse möglich wären, das versteht überhaupt niemand". Und was passiert, wenn Seehofer den Alleingang versucht? Dazu wollte er konkret nichts sagen.
Seehofer spricht vor Partei
Seehofer scheint seine Kollegen als "dumm" bezeichnet zu haben
Seehofer soll abweichende Meinungen im PV gerade als „dumm“ bezeichnet haben, weil man Merkel nur als Einheit zum Einlenken bringen könnte
— Florian Gathmann (@FlorianGathmann) July 1, 2018
Zum Glück scheint tatsächlich Seehofer gerade beim letzten Redebeitrag zu sein, dann sollte er bald auch vor die Presse treten. Markus Söder wird danach auch noch bei Anne Will live zugeschaltet.
Es scheint ein Ende in Sicht!
In der @csu Sitzung gerade angeblich die letzte von insgesamt 56 Wortmeldungen....
— Melanie Amann (@MelAmann) 1. Juli 2018
Offenbar sind in der CDU-Sitzung auch kritische Stimmen an Merkel laut geworden
Die CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer soll außerdem schon bald vor die Presse treten und das Ergebnis der Sitzung verlesen. ursprünglich wollte man wohl die Entscheidung der CSU abwarten, nachdem dort das Ende aber offen ist, entschied sich die CDU zum Schritt.
Diese Seite hat die Antwort auf die entscheidende Frage
Gesucht: Masterplan
Merkel hat Angst vor ihrer Verhandlungsposition in Europa
Phoenix zeigt den falschen Löwen...
Vorbei 😢 https://t.co/m93YoWZLQs
— Lena-Sophie Müller (@LSMueller) 1. Juli 2018
Kein Ende in Sicht. Kein Horst, nirgends...
Wir wollen kein Scheidungskind werden - sagt die Schülerunion zum Asylstreit von CDU und CSU. Die gemeinsame Nachwuchsorganisation der beiden Parteien betont: "Wir wollen unsere Union nicht preisgeben."
— MDR Aktuell (@MDRAktuell) July 1, 2018
Allerdings ist das Bild schief. Es handelt sich ja schließlich um Unionsschwestern. Aber gut.
Der Streit innerhalb der CSU geht in die Verlängerung: Der Termin der Pressekonferenz mit Seehofer wurde wieder nach hinten verlegt, um zwei Stunden auf 23 Uhr.
Inhaltlich ist hier Stimmung:
Wenn selbst Huber das so sieht. https://t.co/7nObAYZHuP
— Jonas Schaible (@beimwort) July 1, 2018
Was uns zum Schwesternstreit sonst noch einfällt...
14:51 Uhr "Situation ernst". 20:30 Uhr "Situation sehr ernst". Steigerung folgt...
Warten auf Horst S. ... Und Twitter so:
Niemand hat die Absicht zurückzutreten, ich gebe Ihnen mein Ehrenwort. 😎#CDU #CSU #Merkel #Seehofer #Asylstreit
— Gefr Kamnitzer (@GefrKamnitzer) 1. Juli 2018
Die Lage muss ernst sein: Berliner Spätis übertragen #Merkel|s #Sommerinterview ;-) #Asylstreit pic.twitter.com/OTrckmpUSe
— Jonas Freist-Held (@jonas_fh) 1. Juli 2018
Ahja #ESPRUS #Asylstreit pic.twitter.com/42xyx0DwDH
— RandelshofeM (@SchwarzRotBlog) 1. Juli 2018
Offenbar wächst der Widerstand gegen Seehofers harte Linie
Jetzt, so berichtet der Spiegel, gehen Weber und auch Entwicklungsminister Gerd Müller auf Distanz zu Seehofer. In der Sitzung sollen sie seine harte Linie kritisiert haben. Seehofer habe daraufhin ungehalten reagiert.
Jetzt trifft sich der Bundesvorstand der CDU im Konrad-Adenauer-Haus
Im Konrad-Adenauer-Haus beginnt nun die Sitzung des Bundesvorstandes der #CDU. pic.twitter.com/Sm2f70nq6o
— CDU Deutschlands (@CDU) 1. Juli 2018
Wie konnte es soweit kommen?
Pressekonferenz offenbar auf 21 Uhr verschoben
Neuer Termin für die @CSU-Pk: 21 Uhr! Lohnt sich also, bis zur Shell-Tankstelle auf der Martin-Luther-Straße zu laufen. 😉 https://t.co/tuGg3rpFjl
— Melanie Amann (@MelAmann) July 1, 2018
Liebe Melanie Amann vom Spiegel.
1. Das ist sehr witzig (wir haben hier gerade Burger bestellt).
2. Danke für den Service-Tweet.
Peter Altmeier liest dieselben Tweets wie wir
Nice, wie finden Sie den hier Herr Altmeier??
Wann kommt die PK von Seehofer pic.twitter.com/RJd7DWKDio
— Tom (@Tom__2201) July 1, 2018
Söders Ansprache ist durchgesickert – sie hat es in sich
"Nicht wer recht behält, ist entscheidend, sondern was richtig ist", sagte er nach Angaben von Teilnehmern. Die Menschen würden spüren, ob Politiker aus Angst oder Überzeugung handelten. "Und wenn ich vor der Wahl stehe, fällt die Entscheidung eindeutig."
Mit Blick auf die Beschlüsse des EU-Gipfels zur Migration zeigte sich Söder skeptisch. Diese seien sehr vage, vieles werde nur für die Zukunft geregelt. Er kritisierte unter anderem, dass es Widerspruch aus mehreren Ländern gebe, die dem Papier zufolge auf politischer Ebene zugesagt hätten, Rückführungsabkommen mit Deutschland abzuschließen.
Söder appellierte an seine Partei, weiter "in der Sache" auf diese Punkte hinzuweisen. "Wir müssen an den Dingen arbeiten", sagte er.
Die CSU wolle die Regierung nicht stürzen, jedoch müsse ein Kompromiss glaubwürdig sein.
Anzeichen verdichten sich, dass die CSU nicht nachgeben will im Asylstreit
#CSU - MP Söder kritisiert CDU und sagt im laufender CSU Vorstandssitzung, dass man keine Regierung stürzen wolle und man zu einem Kompromiss bereit sein müsse. Allerdings dürfe es keine „Kapitulation“ der CSU geben, weil es um Glaubwürdigkeit gehe.
— Nikolaus Neumaier (@NikNeumaier) 1. Juli 2018
Außerdem heißt es in Medienberichten, in der Krisensitzung von CSU-Vorstand und Landesgruppe zeichne sich ein klarer Rückhalt für Seehofer ab. Nach Angaben aus Teilnehmerkreisen zeigen die bisherigen Wortmeldungen eine "klare Mehrheit für Stehenbleiben inklusive Zurückweisungen".
Das schreibt ein Reporter von Zeit Online von vor Ort:
Höre aus der #CSU Sitzung hier in #München: „Klare Mehrheit für Stehenbleiben von #Seehofer /CSU inklusive Zurückweisungen“. Folge: Seehofer müsste dann Zurückweisungen aber auch anordnen. Merkel ihn daraufhin entlassen. Oder er tut nichts und geht selbst https://t.co/2NQKRcCpvI
— Tilman Steffen (@tilsteff) July 1, 2018
Offenbar noch 20 Wortmeldungen
Hier diskutiert der @csu Parteivorstand, angeblich stehen noch gut 20 Wortmeldungen auf der Liste. Zuletzt sprach @Markus_Soeder, schwor Leute auf Kurs ein: „Nicht wer recht behält ist entscheidend sondern was richtig ist.“ Es gehe um Glaubwürdigkeit. pic.twitter.com/hsceEAxuVN
— Melanie Amann (@MelAmann) 1. Juli 2018
Bevor Seehofer spricht, ein Blick zurück: Das war der Asylstreit
"Bitte nicht während des Elfmeterschießens"
Schauen sie das Elfmeterschießen zwischen Spanien und Russland (ein Krimi!!) oder die Pressekonferenz von Horst Seehofer.
Na, noch ist der CSU-Chef nicht herausgekommen aus der Sondersitzung seiner Partei. Die meisten wünschen sich deshalb: Horst, egal, was du zu sagen hast. Kann das noch ein paar Minuten warten?
Warten auf Seehofer
Grünen-Chefin Katrin Göring-Eckardt
Zu einer Zukunft mit Regierungsverantwortung sagte sie: "Dass Bündnis 90/Die Grünen für Gespräche bereit sind, daran besteht kein Zweifel".
Gleichzeitig übte die Grünen-Chefin aber auch Kritik: Wenn man sich anschaue, was Merkel verhandelt habe und was die CSU möchte, sei jede zukünftige Zusammenarbeit schwierig.
Jetzt trifft sich die CDU in Berlin
FDP-Chef Lindner mahnt zur Ruhe: "Spekulationen helfen niemandem"
In Berlin überschlagen sich die Gerüchte zu #CSU, #Seehofer und #Merkel. Warum nicht mal abwarten? Ich glaube an Vernunft - und an eine Eskalation erst, wenn sie da wäre. Sensationslüsternde Spekulationen helfen ja niemandem. CL
— Christian Lindner (@c_lindner) July 1, 2018
Übrigens! Alles Gute zum Geburtstag Kevin Kühnert!
Spekulationen um Seehofer-Rücktritt
Nun tauchen schon während der Sondersitzung der CSU die ersten Theorien darüber auf, dass Innenminister Horst Seehofer vielleicht noch heute zurücktreten könnte.
So schreiben die Kollegen von Zeit Online, dass Seehofer am Ende der Ausredungen ein persönliches Statement abgeben wolle. Das war in der Vergangenheit oft ein Indikat dafür, dass ein Minister (oder Präsident) zurücktreten wollte.
Auch die Parlamentsreporter der deutschen Presse diskutierten schon heftig:
Ich habe gerade einen #Jamaika Moment #Seehofer #GroKo https://t.co/VRi5NvxT36
— Jürgen Klöckner (@herrkloeckner) 1. Juli 2018
Was man aus @CSU-Vorstand bisher hört, ist so widersprüchlich, dass nur so ein Schuh draus wird: Seehofer tritt zurück und gibt den Märtyrer
— Florian Gathmann (@FlorianGathmann) 1. Juli 2018
Was würde das bedeuten?
Bisher wurden viele Varianten durchgespielt, wie der Streit in der Union enden könnte. Ein Rücktritt Merkels wurde ins Spiel gebracht, die Vertrauensfrage, oder dass sie Horst Seehofer feuern könnte. Tritt er selbst zurück, muss das nicht unbedingt den Bruch zwischen CDU/CSU bedeuten. Gibt er am Schluss etwa persönliche Gründe an, könnten die restlichen Minister der CSU durchaus in der Regierung bleiben. Bisher hatte man Seehofer den Verzicht auf das Ministeramt schlicht nicht zugetraut. Wie es um seine Zukunft als Chef der CSU steht, bleibt dabei unklar.
Ausgerechnet am 1. Juli. Kann das Zufall sein?
Trotz des Sieges der Union Im Sezessionskrieg enden die Kämpfe in der Sieben-Tage-Schlacht am 1. Juli 1862 mit einem Erfolg für Südstaaten. Mit über 20.600 Toten ist dieser „Erfolg“ der Konföderierten allerdings schwer erkauft.
Am 1. Juli 1980 wird der Videotext in Deutschland eingeführt.
Da ist er nun im Bild, der Masterplan
Man beachte die Fußzeile. Da steht "Horst #Seehofer; Vorsitzender der Christlich-Sozialen Union". Da steht nicht: Bundesminister des Inneren.#Masterplan #Asylstreit #CSU https://t.co/OcM8WH8HMj
— Jonas Schaible (@beimwort) 1. Juli 2018
Die Treffen mit Merkel waren also nichts?
"Wirkungsgleich" – Jetzt schon Unwort das Jahres
"Wirkungsgleiche Ergebnisse" hatte Seehofer von Merkel verlangt, damit er nicht per Ministerentscheid die Grenzen für bereits in der EU registrierte Flüchtlinge schließt. Nach Merkels Verhandlungsmarathon in Brüssel hatte sie eben jenen Begriff aufgenommen und davon gesprochen, die Vorschläge seien "mehr als wirkungsgleich". Das sieht Seehofer nun offenbar anders: Die europäischen Verhandlungsergebnisse seien nicht wirkungsgleich mit Grenzkontrollen und Zurückweisungen an den Grenzen, sagte er am Sonntag in einer CSU-Vorstandssitzung, wie die Deutsche Presse-Agentur aus Teilnehmerkreisen erfuhr.
Wir halten fest: CDU und CSU sind offenbar nicht wirkungsgleich. Nun dann.
Seehofer will keine Ankerzentren? Das war doch seine Idee?
Der Vorschlag war bei den Bundesländern auf viel Kritik gestoßen, weil die Verwaltung von Asylsuhenden dort längst organisiert ist, nicht der Ort sei das Problem, sondern etwa, dass Herkunftsländer die Menschen nicht mehr aufnehmen, oder sie gar keine Papiere mehr haben.
Merkels Vorschlag bestand nun darin, das solche Zenten auf freiwilliger Basis in der gesamten EU entstehen könnten. Dem hat der Innenminister nun offenbar eine Abfuhr erteilt – wie seine Alternative aussieht, mag wohl nur sein Masterplan verraten. Immerhin, das wissen wir seit einigen Minuten, existiert dieser.
Seehofer lehnt auch Ankerzentren ab
Für Seehofer "nicht wirkungsgleich"
Diese seien nicht wirkungsgleich mit Grenzkontrollen und Zurückweisungen an den Grenzen, sagte er am Sonntag in der CSU-Vorstandssitzung. Das berichtet die dpa mit Berufung auf Teilnehmerkreise.
Über was die Sender so reden
Natürlich kann man deshalb jetzt nicht die ganze Zeit live mit der Kamera draufhalten. Die Meetings von CSU und CDU heute laufen hinter verschlossenen Türen. Die ARD zeigt dann mal noch schnell die aktuelle Folge vom Rosengarten, das ZDF bringt Fußball. Ist ja auch noch WM.
Nur Phoenix... Phoenix hat sich einen freudschen Versender geleistet. Dort lief gerade eine Doku zum Hitlerputsch im Münchner Bürgerbräukeller 1923 – Natürlich sollte das bestimmt kein Vergleich mit der CSU sein...
Seehofer verteilt offenbar den Masterplan
Das Papier sei zu Beginn der Sitzung am Sonntag in München verteilt worden, heißt es aus Teilnehmerkreisen. Seehofer sagte demnach, der Masterplan zeige, welche Inhalte zu einer ernst gemeinten Asylpolitik gehörten.
Seehofer hatte die Vorstellung des Plans Mitte Juni vertagt. Der Streit zwischen CDU und CSU eskalierte über nur einen seiner 63 Punkte. Die Zurückweisung von Asylsuchenden an der Grenze. Über alle anderen Inhalte wurde zwar viel gestritten, aber eigentlich wusste keiner, was wirklich im Plan drin steht. Manche munkelten sogar, es gebe ihn gar nicht.
Jetzt also doch. Wir dürfen gespannt sein, wieviel Streit der Rest von Seehofers Programm noch auslösen wird.
CSU offenbar auf alle Eventualitäten für die Zeit nach Merkel vorbereitet:
Wann sehen wir Merkel hinter Milchglas?
Und ein bisschen fühlen wir uns an den legendären Ticker des "Express" zur Vorstellung von Christoph Daum erinnert:
13:47 Uhr Die Vorhänge an der Eingangstür der Daum-Villa werden zugezogen.
14:40 Uhr Stille in Hahnwald.
15:05 Uhr Ein weißer Golf fährt vor. Es ist der Zusteller eines Kölner Anzeigenblatts.
15:32 Uhr Daums Haushälterin fährt vor und bringt Sohn Jean-Paul von der Schule nach Hause.
15:48 Uhr Die Haushälterin verlässt die Villa erneut.
15:52 Uhr "Ich bin's nur", sagt Daums Ehefrau Angelica, steigt ins Auto und braust davon. Es war also nicht die Haushälterin.
16:24 Uhr ...kommt jemand heraus ...?
... Ein Schatten an der Zwischentür aus Milchglas
"Dass es ernst ist, weiß jeder" – Merkel gibt noch keine Entwarnung im Unionsstreit
Merkel sagte, sie verstehe das Anliegen, dass man mehr Ordnung in die sogenannte Sekundärmigration bringen wolle – damit ist die Weiterreise von bereits registrierten Asylbewerbern in andere EU-Staaten gemeint. Dem habe sie nun Rechnung getragen. Sie sei dem Anliegen von Innenminister Horst Seehofer (CSU) mit den Vereinbarungen auf europäischer Ebene entgegengekommen.
Von der CSU sei sie "sicher auch ein Stück" angespornt worden, den europäischen Gedanken nach vorne zu bringen, sagte Merkel. Sie sei "einigermaßen" zufrieden mit dem Ergebnis. Auf die Frage, ob sie Seehofer bei einem Alleingang notfalls entlassen werde, wollte Merkel nicht eingehen. Die Union stehe vor wichtigen, ernsten Beratungen, es stehe viel im Raum. "Dass es ernst ist, weiß jeder"
Merkel sagte, sie wolle, dass CDU und CSU gemeinsam weiter arbeiten können. Dabei gelte aber für sie nach wie vor: nicht unilateral, nicht unabgestimmt und nicht zu Lasten Dritter. In der Summe sei das, was sie in Brüssel und in ihren bilateralen Verhandlungen erreicht habe, "wirkungsgleich" mit den Plänen der CSU. (ts/dpa)