Angela Merkel geht. Im Dezember als CDU-Vorsitzende. (Spätestens) 2021 als Bundeskanzlerin. Auch wenn der Wirtschaftslobbyist Friedrich Merz am Dienstag offiziell seine Kandidatur erklärt hat – als Favoriten für Merkels Nachfolge gelten:
Jens Spahn kommt aus dem Münsterland, katholisch, konservativ, mit einem Mann verheiratet. Das geht, selbst in der CDU. Spahn will die CDU wieder fest im konservativen Lager verankern, mehr Tweed statt Tweet. Nur wie das aussehen soll, moderner Konservatismus, das lässt er offen.
Annegret Kramp-Karrenbauer kommt aus dem Saarland, katholisch, konservativ, Mutter und Spitzenpolitikerin. Das geht, selbst in der CDU. Auch Kramp-Karrenbauer will zurück. Ein bisschen zumindest. Die Ehe für alle findet sie nicht gut. Den Mindestlohn und ein Rückkehrrecht auf Teilzeit dagegen schon.
Annegret Kramp-Karrenbauer kommt aus dem Saarland. Die Menschen dort rühmen ihre Lyoner. Und ihren Umgang mit dem Schwenkgrill. Ohne den Schwenker geht nix. Vorteil für Kramp-Karrenbauer: Wie der Name schon sagt, steht der Schwenker immer nur kurz in der Hitze der Feuers. Politisch betrachtet spricht das für eine große Flexibilität.
Jens Spahn kommt aus dem Münsterland. Schwere Böden, schwere Kost, kein Chi-Chi. Der Vorteil: Satt werden reicht. Politisch betrachtet steht dieser Pragmatismus für Wahlergebnisse weit über 30 Prozent: Aber nur Kartoffeln und reichlich Fleisch? Ein bisschen dürftig für den neuen Trend zur Fusion-Küche.
Jens Spahn setzt auf das alte Modell: Schwarz-Gelb, ein Bündnis aus Union und FDP. Zu FDP-Chef Christian Lindner pflegt er ohnehin einen engen Draht. Lindner ist Mieter von Spahns Dachgeschosswohnung in Berlin. Der Vorteil: Die Frage von Koch und Kellner ist damit geklärt. Der Nachteil: Die Beziehung Mieter-Vermieter ist nicht immer einfach.
Annegret Kramp-Karrenbauer kann Jamaika, im Saarland stand sie einem Bündnis aus CDU, FDP und Grünen vor. Der Vorteil: In einer zersplitterten Parteienlandschaft kann sie auch komplizierte Mehrheiten bilden. Aber Vorsicht: Als die FDP im Saarland zickte, kündigte sie kurzerhand die Koalition und gewann die nächste Landtagswahl haushoch. Die Frau ist nicht zu unterschätzen.
@_A_K_K hat ein kleines Problem, das zeigt schon @_A_K_K. Facebook, Twitter, Instagram – Kramp-Karrenbauer ist in den sozialen Medien unterwegs, aber nicht wirklich zuhause. Sie ist eher eine Meisterin des Retweets. Muss nichts bedeuten. Manche in ihrer Partei glauben noch immer, es gehe bei Digitalisierung nur um Breitbandausbau.
@jensspahn hat früh erkannt, welche Möglichkeiten Social Media bietet. Facebook, Twitter, Instagram – natürlich ist Jens Spahn überall dabei. Und zwar ganz vorne. Das wirkt aber oft bemüht statt souverän.
Er macht auf Macher. Westfalen sind so. Sein Nachteil: Alles wirkt ein bisschen steril und zu sehr auf Karriere bedacht. Sein Vorteil: Die CDU war schon immer eher ein Männerclub. Wieder eine Frau an der Spitze? Das werden sich die alten Hasen nur schwerlich nochmal bieten lassen.
Sie macht auf Team. Ihr Vorteil: Sie hat schon mal regiert. Ihr Nachteil: Das war im Saarland. Dort wohnen weniger Menschen als in der Millionenstadt Köln! Aber nur zur Erinnerung: Mit Adenauer war auch schon ein Kölner Ex-OB-Chef im Kanzleramt. Da geht also noch was.
(dpa, afp, rtr)