"Wir schreiben das Jahr 2012. Das Raumschiff 'Bavarian Shuffle One' erobert die unendlichen Weiten des Alls."
So beginnt ein fastlustiger Sketch aus den 90ern. In "Zwei Bayern im Weltall" erobern Bernhard und Xaver Peintneder, gespielt von Fritz und Elmar Wepper, mit riesigen Metallbierfässern das Weltall. Ob sich Markus Söder und Co. bei diesem Klassiker für ihr bayerisches "Bavaria One"-Projekt haben inspirieren lassen, ist nicht überliefert.
Erstmals ist in Bayern auch eine Regierung ohne Union rechnerisch möglich
Kurz vor der Landtagswahl in Bayern am 14. Oktober fällt die CSU weiter in der Wählergunst. Im neuen "Bayerntrend" von Infratest dimap kommt die Regierungspartei nur noch auf 33 Prozent. Das sind zwei Prozentpunkte weniger als im Vormonat.
Die Grünen können in der Umfrage auf 18 Prozent (plus 1) zulegen. SPD und Freie Wähler kommen unverändert auf je 11 Prozent, die AfD verliert einen Punkt auf 10 Prozent. Während die FDP mit 6 Prozent wieder in den Landtag käme, liegt die Linke knapp unter der Fünf-Prozent-Hürde.
Mit einem solchen Ergebnis bei der Wahl am 14. Oktober wäre rechnerisch auch eine Regierung ohne die CSU im Landtag möglich. Grüne, SPD, Freie Wähler und FDP könnten gemeinsam eine knappe Mehrheit der Sitze erreichen.
Originaler
Was war passiert? Auf einer Veranstaltung der Jungen Union in Neuburg überraschte der bayerische Ministerpräsident mit einer Zukunftsvision. "Bavaria One". Was übersetzt soviel heißt wie: "Bayern Eins".
Markus Söder postete ein Bild seines Auftritts mit den Worten: "So sieht Zukunft aus". Die Botschaft: Zukunft, das bin ich.
Die Raktionen waren, nun ja, gespalten. Nicht nur auf Söders Sozialen-Kanälen hagelte es Kommentare zu den Weltraumplänen. "Söderchens Mondfahrt", "One Way ins Weltall" oder "Söder startet Raumfahrtprogramm, um seinen Heimatplanteten zu finden".
Etwas fragend ließ Söder sein irdisches Publikum vor allem aufgrund der galaktisch-verspielten Bildsprache zurück.
Doch: Hinter der eigenwilligen Inszenierung und außerirdischen
Präsentation steht, neutral gesprochen, eine ziemlich selbstbewusste Raumfahrt-Strategie.
Das steckt hinter "Bavaria One"
Im Grunde führt Markus Söder eine alte bayerische Ministerpräsidententradition fort. Es geht Söder um den Spagat zwischen Moderne und Tradition. Er beruft sich allen voran auf Franz Josef Strauß. Der hatte Bayern einst eine Frischzellenkur in Sachen Technologisierung verordnet, um nicht allein auf Landwirtschaft, sondern im Besonderen auf neue Technologien zu setzen. Edmund Stoiber nannte diese Gleichzeitigkeit von Fortschritt und Tradition später "Laptop und Lederhose", eine Metapher die ursprünglich aus der Feder des einstigen Bundespräsidenten Roman Herzog stammte.
Söder sieht sich in dieser Reihe. Seine Version von der Laptop-Lederhose heißt "Bavaria One".
Bayern werde in den kommenden Jahren zu Europas Nr. 1 in der Luft- und Raumfahrt, kündigte Markus Söder an.
Dazu stellte die Landesregierung eine Art 10-Punkte-Plan auf. 700 Millionen Euro will Bayern in den nächsten zehn Jahren investieren. In Ottobrunn soll die größte Raumfahrtfakultät in Europa entstehen. Eigens dafür wurde an der Technischen Universität München eine Fakultät für Luft und Raumfahrt gegründet. 50 Professuren soll die umfassen, 2.000 Studierendenplätze sollen angeboten werden. Bayern will darüber hinaus zum führenden Standort für Space Startup werden. Vor allem die Technologieführerschaft bei Kleinsatelliten und Trägerraketen strebt Bayern an. Und auch ein eigener bayerischer Satellit soll in den nächsten Jahren ins All geschossen werden.
Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) begrüßt die bayerischen Pläne. "Der geplante Aufbau der größten Fakultät für Luft und Raumfahrt in Europa wird uns bei der Gewinnung von Fachkräften helfen", heißt es von Seiten des DLR. Die Initiative "Bavaria One" sei ein Beitrag zur Standortsicherung und stärke die Luft- und Raumfahrt in
ihrer Rolle als Wissenschafts- und Wirtschaftsfaktor.
Fast schwerelos: Diese Schnecke führt ein cooleres Leben als du...
Video: watson/Johanna Rummel, Marius Notter
Söders Satellitenpläne erklärte dieser bei der Präsentation seiner Weltraumpläne im Übrigen so: Es gehe nicht darum, den Blick in die Tiefe des Alls zu werfen, "sonder aus dem All aus auf Bayern zu blicken." Heißt: Bayern ist Nabel und soll Nabel bleiben.
Und damit das so bleibt, braucht "Bavaria One" eine Nummer 1. Mit einem Wort: Söder. Denn: Söders Vision hat in erster Linie ein ziemlich irdisches Datum. Den 14 Oktober. Dann wählen die Bayern einen neuen Landtag. Dann möchte Söder als Ministerpräsident wiedergewählt werden.
Wie sehr Markus Söders Zukunftspläne im Hier und Jetzt datiert sind, zeigte vor allem ein Satz, der bemerkenswert tief blicken ließ: "Manchmal ist es eine größere Aufgabe, in schwieriger Zeit
etwas zusammenzuhalten, als bei einfachen Möglichkeiten aus dem Vollen zu
schöpfen."
Gibt es außerirdisches Leben?
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Markus Söder verkleidet sich gerne: eine Galerie ohne Worte
quelle: dpa / ebener/hildenbrand/karmann
Söder sagte dieses Satz am Ende seines Vortrags. Er sagte ihn mit Blick auf die bevorstehende Landtagswahl.
Die Botschaft: Söder selbst kann gar nichts dafür, dass die CSU in Umfragen
historisch schlecht dasteht. Schuld haben andere: Der Bund, Merkel, Seehofer. Im Gegenteil: Söder macht schließlich aus einer verfahrenen Situation das Bestmögliche. Die absoluten Mehrheiten seiner Vorgänger waren Selbstgänger in gesellschaftspolitisch ruhigeren Zeiten.
So lieferte Söder bei der Vorstellung seiner Zukunftsvision die vorauseilende Rechtfertigung für eine kommende Niederlage. Und ganz nebenbei gewann das Publikum bei der Söder'schen Präsentation von Zukunft einen tatsächlichen Blick in die Zukunft. Nämlich in die Markus Söders.
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