Als zuletzt Wutbürger in Deutschland auf die Straße gingen, feierten die
Menschen. Es gab Musik, bunte Transparente. In Berlin kamen im
Juni sogar Schiffe und zahllose Club-Djs zusammen, um Position gegen Rechts zu beziehen. Eben gegen die Wut.
25.000 Gegendemonstranten standen in Berlin gegen nicht einmal 5.000 Anhänger einer AfD-Kundgebung. Solche Momente gibt es nicht nur in der Hauptstadt: In Dresden, Leipzig oder im Westen der Republik haben Gegendemonstrationen deutlich mehr Zulauf als die Aufmärsche von Rechten.
Die Zahl der rechtsoffenen "GIDA"-Demonstrationen (wie Legida oder Pegida) geht zurück, auch die von Straßendemos mit rechtsradikalem Hintergrund.
Das zeigt eine kleine Anfrage der Linksfraktion an die Bundesregierung, die watson vorliegt.
Nach der Flüchtlingskrise ist die Zahl an Demos kleiner geworden. Es kommen auch weniger Teilnehmer zu den noch existierenden Veranstaltungen. Aus Dokumenten der Bundesregierung geht hervor:
2018 werden es, bleibt es beim aktuellen Trend, noch weniger sein.
"Das rechte Potential ist noch immer da", sagt die Innenpolitische Sprecherin im Bundestag der Linksfraktion Ulla Jelpke. Sie fragt die Zahlen der Aufmärsche seit 2010 kontinuierlich bei der Bundesregierung an.
Vor allem der andauernde Erfolg von Rechtsrock-Konzerten und Freizeitangeboten von rechten Gruppen zeigten: Das Problem verlagere sich lediglich weg von den Demos und hin in andere Bereiche.
Auch Konfliktforscher Andreas Zick von der Universität Bielefeld sieht einen Rückgang der GIDA-Demos. Der Staat hat die Lage Stück für Stück unter Kontrolle bekommen, sagt er.
Während das rechte Potential aber von der Straße verschwinde, so glaubt auch Zick, seien die Positionen in den Mainstream gerückt.
Es ginge deshalb gar nicht so sehr um die Frage, wie Bürger ihrer Wut Ausdruck verleihen. Ob sie also auf die Straße gingen, Zuhause bleiben oder auf rechte Konzerte gehen. "Wir müssen stattdessen fragen, wie Menschen überhaupt in Wut versetzt werden können", sagt Zick.