Seit Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 hat die Ukraine es geschafft, sich von vielen skandalträchtigen Geschichten fernzuhalten. Zumindest von jenen, die ihre Glaubwürdigkeit und ihren Einsatz in diesem tödlichen Konflikt untergraben könnten. Doch die Festnahme von Ryan Wesley Routh spielt der russischen Propaganda und dem Machthaber Wladimir Putin in die Karten.
Routh wurde am Sonntag wegen eines angeblichen Attentatsversuchs auf den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump festgenommen. Seitdem hat der Fall in russischen Medien Anklang gefunden, insbesondere in kremlnahen Plattformen. Diese nutzen Rouths Unterstützung für die Ukraine als Mittel, um die US-Hilfe für das Land als extremistisch darzustellen.
Routh war in der Ukraine kein Unbekannter. Nach dem russischen Einmarsch protestierte er in Kiew und versuchte sogar, sich dem ukrainischen Militär anzuschließen. Doch aufgrund seines Alters von 56 Jahren und seiner fehlenden militärischen Erfahrung wurde er abgewiesen, wie "CNN" berichtet.
Seine Versuche, westliche Freiwillige für den Kampf zu rekrutieren, blieben erfolglos. Oleksandr Shaguri, ein Offizier der Ausländerkoordinationsabteilung der ukrainischen Streitkräfte, sagte dazu laut "CNN": "Seine Angebote, Menschen für den Kampf zu rekrutieren, waren nicht realistisch."
Routh war auch ein Thema in der US-Presse. Die "New York Times" berichtete, dass er Pläne entwickelt habe, gefälschte Pässe zu beschaffen, um afghanische Veteranen in die Ukraine zu bringen. "Man kann [Rouths] Botschaften am besten als wahnhafte Ideen beschreiben", sagte ein Sprecher des ukrainischen Militärs gegenüber CNN.
Rouths Festnahme wurde von russischen Propagandakanälen sofort aufgegriffen, um das Narrativ einer extremistischen Unterstützung der Ukraine durch die USA weiter voranzutreiben. Der kremlnahe Nachrichtensender RT.com etwa zitierte die republikanische Kongressabgeordnete Marjorie Taylor Greene. Sie erklärte, dass, falls Rouths Identität bestätigt werde, es offensichtlich sei, dass er "vom Ukraine-Krieg besessen" sei.
Dies spielt der russischen Propaganda in die Hände, die seit Monaten versucht, die internationale Unterstützung für Kiew als Gefahr für den Westen darzustellen. In diesem Zusammenhang könnten in den kommenden Wochen weitere Stimmen laut werden, die darauf drängen, dass der Ukraine-Konflikt nicht zu gewinnen sei und dass Verhandlungen mit Russland – auch auf Kosten ukrainischer Gebiete – notwendig seien.
Die Ukraine steht aktuell an einem entscheidenden Punkt ihres Kampfes gegen Russland. Präsident Wolodymyr Selenskyj bereitet sich darauf vor, der Biden-Administration einen Plan für den weiteren Kriegsverlauf vorzulegen. Gleichzeitig diskutieren US-Politiker:innen über die Möglichkeit, der Ukraine weitreichendere militärische Unterstützung zu gewähren. Darunter Raketen mit größerer Reichweite.
In diesem kritischen Moment könnte der Fall Routh die öffentliche Diskussion in eine gefährliche Richtung lenken. Seine extremistischen Ansichten und die Verbindung zu einem möglichen Anschlag in den USA könnten US-Isolationisten bestärken, die sich gegen die Unterstützung der Ukraine aussprechen, wie "CNN" berichtet.
Rouths Weltanschauung, die er auf Social Media lautstark vertrat, trägt in den USA zu einer Erzählung bei, die den Ukraine-Krieg als Auslöser für Gewalt in den Vereinigten Staaten darstellt. Diese Stimmen könnten fordern, dass sich die USA aus dem Konflikt heraushalten sollten – ein Argument, das der russischen Propaganda nur zuträglich ist.
All dies geschieht auf dem Rücken der Menschen in der Ukraine, die täglich mit den brutalen Realitäten des Krieges konfrontiert sind. Die ukrainische Bevölkerung kämpft ums Überleben, während Russland Städte beschießt und zivile Infrastruktur zerstört. Washingtons Unterstützung für Kiew ist von großer Bedeutung, bleibt jedoch abhängig von der politischen Lage in den USA.
Die Gefahr, dass Fälle wie der von Routh diese Unterstützung gefährden könnten, ist laut "CNN" real. Besonders, wenn extreme Stimmen in den USA laut werden und den Rückzug aus dem internationalen Engagement fordern.