Es ist nun schon das zweite Mal, dass es einen Attentatsversuch auf Donald Trump gegeben haben soll. Nur zwei Monate nach den Schüssen bei einer Wahlkampfveranstaltung haben Sicherheitskräfte am Sonntag wohl einen weiteren Anschlag auf den Kandidaten der Republikaner für die Präsidentschaftswahl im November vereitelt.
Nach Polizeiangaben fielen Schüsse, als Trump gerade Golf im Bundesstaat Florida spielte.
Bereits am Sonntag, kurz nach dem Vorfall auf dem Gelände eines Golfclubs, gab es bereits eine Festnahme: Der mutmaßliche Täter soll Ryan R. sein, ein 58-jähriger Mann aus Greensboro, North Carolina.
Nun hat sich ein renommierter Journalist der "New York Times" zu Wort gemeldet. Denn er führte noch im vergangenen Jahr ein Interview mit dem mutmaßlichen Trump-Attentäter.
Der Journalist Thomas Gibbons-Neff arbeitete im vergangenen Jahr an einem Artikel über ausländische Kämpfer:innen und Freiwillige, die in der Ukraine im Krieg gegen Russland kämpften. Viele dieser Personen hatten keine nennenswerte militärische Ausbildung, waren aber dennoch direkt an der Front im Einsatz. Einer der Interviewpartner war der jetzige Verdächtige.
Jetzt wird gegen ihn wegen eines angeblichen Attentatsplans auf Donald Trump ermittelt.
Gibbons-Neff erhielt damals laut einem aktuellen Artikel bei der "New York Times" durch einen Kontakt aus dem Iran Hinweise auf R. Diese Verbindung stammt aus früheren Kriegen in Afghanistan, wo die Netzwerke von Kämpfern oft länderübergreifend bestehen bleiben.
R. ist Gibbons-Neff zufolge ein ehemaliger Bauarbeiter ohne militärische Erfahrung, hatte einige Zeit in der Ukraine verbracht. Dort war er auf der Suche nach Unterstützung für den Krieg gegen Russland und versuchte, afghanische Soldaten zu rekrutieren. Jene, die nach dem Sturz Kabuls im August 2021 vor den Taliban geflohen waren.
Trotz seiner Bemühungen, sich in der Ukraine als Unterstützer der Kriegsanstrengungen zu positionieren, gestand er im Interview ein, nie selbst an den Kämpfen teilgenommen zu haben. Er sei zu alt und habe keine militärische Erfahrung, erklärte er gegenüber Gibbons-Neff.
Er sah es aber dennoch als seine Pflicht an, den Ukrainer:innen zur Seite zu stehen: "Meiner Meinung nach sollte jeder dort sein und die Ukrainer unterstützen", sagte er laut "New York Times" mit Nachdruck am Telefon.
Das letzte Mal sprach der Journalist im März letztes Jahres mit R. Damals hatte er bereits eine Liste von Hunderten von afghanischen Kämpfern zusammengestellt, die er aus Afghanistan, dem Iran und Pakistan in die Ukraine bringen wollte. In Gesprächen mit afghanischen Geflüchteten betonte er jedoch stets, dass er lediglich ein Zivilist sei. Seine Versuche, diesen Plan in die Tat umzusetzen, schienen jedoch von Anfang an zum Scheitern verurteilt.
R. sprach dem Bericht zufolge zu diesem Zeitpunkt auch davon, sich in Washington, DC aufzuhalten. Er behauptete, er habe ein zweistündiges Treffen mit Kongressabgeordneten geplant, um über die Situation in der Ukraine zu sprechen. Ob dieses Treffen jemals stattgefunden hat, ist jedoch unklar.
Während der Telefonate mit Gibbons-Neff wurde laut "New York Times" zunehmend deutlich, dass der Krieg R. "überforderte". Er sprach von der Bestechung korrupter Beamter, der Fälschung von Pässen und der Organisation von Flügen für afghanische Flüchtlinge in die Ukraine.
Einmal soll er sogar den Plan geäußert haben, ein US-Militärtransportflugzeug zu nutzen, um afghanische Kämpfer aus dem Irak nach Polen zu bringen. Doch all diese Ideen wirken nach Meinung des Journalisten unrealistisch.
"Ich bin nur ein Zivilist", wiederholte er laut "New York Times" in seinen Gesprächen, während er gleichzeitig über immer ambitioniertere und zweifelhaftere Pläne sprach. Dennoch schien er fest entschlossen, die Ukraine zu unterstützen – koste es, was es wolle.
Nach den Gesprächen im Frühjahr 2023 verschwand R. plötzlich aus dem öffentlichen Fokus, wie es in dem Bericht weiter heißt. Über seine Aktivitäten wurde kaum noch berichtet – bis zu den aktuellen Ereignissen vom vergangenen Sonntag.