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Ukraine-Soldaten in Kursk klagen über Starlink – Experte schätzt ein

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Russische Soldaten auf dem Vormarsch in der Region Kursk.Bild: imago images / Stanislav Krasilnikov
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Ukraine-Krieg: Experte über Kursk – "Trump unterstützt russische Kriegsführung vor Ort"

10.03.2025, 14:55
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Die USA unter Donald Trump bringen die Ukraine in eine missliche Lage. Ein Friedensdeal soll her, und zwar schleunigst, verlangt Trumps Team. Dabei schrecken sie nicht davor zurück, den ukrainische Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu erpressen. Die USA frieren US-Hilfen ein und verwehren den Austausch von wichtigen Geheimdienstinformationen.

Doch Selenskyj und auch Militärexpert:innen warnen: Der vorgeschlagene Deal von Trump sei nichts als ein "Diktatfrieden", der Russland in die Hände spiele. Europa eilt zur Hilfe und will die Lücke der USA ausfüllen, aber das braucht Zeit.

Kostbare Zeit, die viele ukrainische Soldat:innen an der Front nicht haben – wie etwa in der Region Kursk.

Ukraine-Krieg: Lage in Kursk ist kritisch – "Sie fegen uns weg"

Es glich einem "militärischen Wunder", als die Ukraine bei einer Gegenoffensive im vergangenen Sommer die russischen Region Kursk besetzte. Damit erkämpfte sich das angegriffene Land auch ein Druckmittel bei Verhandlungen mit Russland. Doch das steht nun auf der Kippe.

Russland hat nach Angaben ukrainischer Soldaten, russischer Militärblogger:innen und Militärexpert:innen etwa zwei Drittel des Gebiets zurückerobert, heißt es.

Der ukrainische Kommandeur einer Kommunikationseinheit, Oleksii, sagte der "New York Times": "Es stimmt, wir können sie nicht aufhalten. Sie fegen uns einfach weg und rücken in Gruppen von 50 Nordkoreanern vor, während wir nur sechs Mann auf unseren Positionen haben."

Die Lage der bei Kursk kämpfenden ukrainischen Streitkräfte hat sich nach Medienberichten in den vergangenen Tagen erheblich verschlechtert. Nach Angaben der Agentur Unian drohte dort nach einem russischen Vorstoß rund 1000 ukrainischen Soldat:innen die Einkesselung. Eine offizielle Erklärung des Generalstabs in Kiew gab es dazu nicht.

Laut dem "Institute for the Study of War" können die russischen Streitkräfte den nördlichen Teil des ukrainischen Vorstoßes in der Oblast Kursk zusammenbrechen lassen. In diesem Gebiet wurden die russischen Aktivitäten mehrere Tage lang verstärkt.

"Der zeitliche Zusammenhang zwischen der Aussetzung des Informationsaustauschs zwischen den USA und der Ukraine und dem Beginn des Zusammenbruchs des ukrainischen Kursk-Vorsprungs durch Russland ist bemerkenswert", schreibt die Denkfabrik.

Ukrainische Soldat:innen aus Kursk machen zudem Elon Musks Starlink schwere Vorwürfe. Das zeigt ein Video, das derzeit auf Social Media kursiert.

Ukraine-Soldaten beschweren sich über Elon Musks Starlink

Am Wochenende sorgte Tech-Milliardär Musk für Empörung. Er prahlte damit, dass er den Krieg in der Ukraine angeblich direkt beeinflussen könne, würde er sein Satellitennetzwerk Starlink für das ukrainische Militär ausschalten.

Vor diesem Hintergrund geht ein Video viral, in dem ukrainische Soldaten in der Region Kursk klagen, dass sie direkt beschossen werden, sobald sie Starlink nutzen. Angeblich gehören sie der 61. Brigade der Streitkräfte der Ukraine an.

Die Frage kommt auf, ob Musk Koordinaten an Dritte – genauer gesagt: an Russland – weitergeben könnte, um die Ukraine noch mehr in die Enge zu drängen und auf den Trump-Deal einzugehen.

Militärexperte und Oberst a. D. Ralph Thiele sieht den Verdacht als "unbegründet". Dennoch sorge das "Geschwätz" von Musk für eine schwerwiegende Vertrauenskrise, sagt er auf watson-Anfrage.

Elon Musk löst laut Militärexperte Vertrauenskrise aus

"Diese Vertrauenskrise dürfte nicht nur militärische Kunden erfassen, sondern auch Heerscharen von Unternehmen, denen Musk eigentlich seine Dienstleistungen verkaufen will", führt Thiele aus. Nach der Devise: Wer brauche schon einen (Daten-)Zulieferer, der sich nach Tagesform entscheidet, ob er liefert oder nicht?

Doch Fakt ist: In der gegenwärtigen kritischen Lage fehlt laut Thiele die seitens der USA in aller Regel beigestellte Lageinformation zu russischen Truppenbewegungen und zugehörigen Zieldaten für deren Bekämpfung besonders schmerzhaft. "Im Ergebnis unterstützt Trump die russische Kriegsführung vor Ort", meint er.

Durch permanenten Druck sowie eine gelungene Operation russischer Spezialkräfte sei es Russland gelungen, den ukrainischen Fußabdruck in der Region Kursk permanent schrumpfen zu lassen. Thiele sagt weiter:

"Die einzig verbliebene Versorgungsroute der Ukrainer in die Region steht unter permanentem Beschuss. Der Aufwand für die verbliebenen Kräfte, dort die Stellung zu halten, lässt sich nicht mehr gut rechtfertigen."

Thiele ist der Auffassung, dass Selenskyj gut beraten sei, auf den "Deal-Macher-Zug" aufzuspringen. Trump wolle Geschäfte machen und brauche keinen Partner wie Selenskyj, der das mögliche Geschäft mit dem riesigen Russland untergräbt.

Trump wittert das große Geld mit Russland und Ukraine steht im Weg

Seit Trumps Rückkehr ins Weiße Haus gab es eine Kehrtwende in der Außenpolitik. Die USA und Russland rücken wieder näher zusammen, nachdem in den vergangenen Jahren der Handel zwischen den Ländern nahezu zum Erliegen gekommen ist.

Das könnte sich laut Berichten der "New York Times" ändern. Demzufolge habe die russische Delegation in den Gesprächen mit Trump betont, US-amerikanische Unternehmen könnten Milliarden verdienen, wenn sie wieder Geschäfte in Russland machten.

Zudem ist es laut Expert:innen den USA wichtig, die enge wirtschaftliche Beziehung zwischen China und Russland aufzubrechen, die sich seit dem Ukraine-Krieg vertieft hat.

Zu schwul, zu weiblich: Donald Trump lässt tausende Bilder und Inhalte löschen

Die "woke" Gesellschaft ist eines der Feindbilder von US-Präsident Donald Trump. Dass er es damit ernst meint, hat er bereits mit mehreren Entscheidungen während der vergangenen Wochen gezeigt, etwa durch Einschränkungen für trans* Personen im Militär oder die Abschaffung von Programmen zu Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion (DEI).

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