Das wurde ja auch Zeit. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) erwartet von den Chemnitzer Bürgern deutlichen Widerspruch gegen fremdenfeindliche und rechtsradikale Positionen.
Mahnte Kretschmer bei einer Kundgebung der evangelischen Kirche vor dem Rathaus, zu der rund 1000 Menschen gekommen waren. Wenn Hass gesät und Aggressionen geschürt werden, die Gesellschaft in Unruhe sei, sei jeder in seinem privaten Umfeld herausgefordert. Es gelte, sich vor die zu stellen, "die anders aussehen, einen anderen Glauben haben, anderswo geboren sind, anderes lieben, eine besondere Gabe haben, die manche Behinderung nennen". Sachsen sei genau so lebens- und liebenswert, wie seine Bewohner es machten.
Freiheit und Zusammenhalt sind laut Kretschmer aber nicht erst gefährdet bei Gewalt gegen Menschen und Sachen. "Es beginnt bereits mit dem Wort", mahnte er.
Beim Bürgergespräch in Chemnitz sei deutlich geworden, wie viele Gerüchte, Falschinformationen und Verschwörungstheorien kursierten, die jeglicher Grundlage entbehrten. "Auch hier es an uns, zu widersprechen." Und ebenso müsse dem Begriff "Lügenpresse" entgegengetreten werden.
Kretschmer versprach, die tödliche Messerattacke auf einen 35-Jährigen beim Stadtfest sowie alle Straftaten bei den Demonstrationen in den Tagen danach aufzuklären. "Menschen, die den Hitlergruß zeigten und Journalisten angriffen, werden mit aller Härte des Gesetzes verfolgt." Die Familie des Getöteten habe einen Kondolenzbesuch von ihm und Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig (SPD) abgelehnt, sie wollten anonym bleiben.
(ts/dpa)