Politik
Deutschland

Tesla in Deutschland: Musk geht gegen Lohn für Kranke in Grünheide vor

Jennifer Walker stands with other demonstrators during a protest of automaker billionaire CEO, Elon Musk near a Tesla vehicle dealership, Saturday, March 8, 2025, in Decatur, Ga. (AP Photo/Mike Stewar ...
Weltweit kommt es aktuell zu Protesten gegen Elon Musk und Tesla.Bild: AP / Mike Stewart
Deutschland

Elon Musk gegen Krankschreibungen: Tesla in Grünheide verweigert Gehalt

14.03.2025, 09:22
Mehr «Politik»

Tesla hat aktuell einen schweren Stand. Vor wenigen Monaten noch als Statussymbol gefeiert, wird der Konzern zunehmend boykottiert. Ein wesentlicher Faktor ist dessen größter Einzelaktionär Elon Musk, der durch seine politisch umstrittenen Äußerungen und Aktionen zunehmend für Unmut sorgt.

Die Verkaufszahlen von Tesla sind eingebrochen. So sehr, dass US-Präsident Donald Trump für seinen Freund eine Verkaufsshow veranstaltete.

Offenbar gibt es jedoch nicht nur im Verkauf Probleme, sondern auch bei internen Abläufen. Jetzt eskaliert der Streit über die hohen Fehlzeiten in der Tesla-Fabrik im brandenburgischen Grünheide. Laut einem aktuellen Bericht erhielten zahlreiche Beschäftigte Schreiben mit der Aufforderung, ihre Diagnosen offenzulegen und ihre behandelnden Ärzt:innen von der Schweigepflicht zu entbinden. Und nicht nur das.

Elon Musk: Tesla verweigert Auszahlung von Lohn

Laut "Handelsblatt" tragen die Briefe an die Beschäftigten den Betreff "Zweifel an den eingereichten Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen". Tesla stellt demnach die Gültigkeit der Krankschreibungen infrage und verweigert die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall. In den Schreiben droht das Unternehmen außerdem an, bereits geleistete Zahlungen zurückzufordern.

Der Druck auf die Mitarbeitenden ist offenbar enorm. Wer weiter sein Gehalt beziehen will, soll laut dem Bericht persönliche Gesundheitsdaten offenlegen. Die Gewerkschaft IG Metall kritisiert das Vorgehen scharf.

"Tesla zweifelt in großem Umfang ärztliche Atteste an, verweigert die Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall und behält Entgelt ein", zitiert das "Handelsblatt" den IG-Metall-Bezirksleiter Dirk Schulze. Mit diesem "inakzeptablen Vorgehen" treibt das Unternehmen Kolleg:innen in finanzielle Not. Tesla selbst hat sich zu den Vorwürfen bislang nicht geäußert.

Die Maßnahmen von Tesla stehen im Zusammenhang mit einer hohen Krankenquote im Werk Grünheide. Bereits im vergangenen Jahr hatte Tesla-Chef Musk angekündigt, sich persönlich um die Situation zu kümmern.

Damals sorgte das Unternehmen für Aufsehen, als Vorgesetzte unangemeldete Hausbesuche bei krankgeschriebenen Mitarbeitenden durchführten. Werksleiter André Thierig verteidigte dieses Vorgehen im September mit den Worten, es sei "nichts Ungewöhnliches".

Auch dank Elon Musk: Tesla steht international unter Druck

Auch auf globaler Ebene gerät Tesla zunehmend unter Druck. Unternehmenschef Elon Musk sorgt mit seinen politischen Ambitionen für Unruhe – insbesondere wegen seiner Rolle an der Seite von US-Präsident Donald Trump und wegen radikaler Ansichten.

Nach den vom Regierungsbeauftragten Musk initiierten Massenentlassungen in US-Behörden haben zahlreiche Menschen in den USA vor Filialen von Tesla protestiert. Diese reißen derzeit auch nicht ab. Es kam mitunter sogar zu Vandalismus gegen Tesla-Ladestationen, gegen die Autos und Verkaufsstandorte.

Auf Reddit diskutieren Menschen darüber, wie sie ihren Tesla loswerden können. Einige erklärten, Sticker mit der Aufschrift "Ich wurde gekauft, bevor Elon Musk verrückt wurde" auf ihren Tesla geklebt zu haben.

In Deutschland gingen die Neuzulassungen von Tesla-Fahrzeugen im Februar massiv zurück – um 76,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Das geht aus Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes hervor. Musks offene Unterstützung und Wahlkampfhilfe für die AfD dürfte einer der Gründe für die Kaufentscheidung der Kund:innen hierzulande gegen Tesla sein.

In der gesamten EU ging die Zahl der Neuzulassungen im Januar um 50 Prozent auf 7517 Autos zurück. In den Niederlanden verzeichnete Tesla ein Minus von 24 Prozent, in Schweden 42 Prozent, in Norwegen und Dänemark jeweils 48 Prozent, in Frankreich 45 Prozent, in Italien 55 Prozent, in Spanien 10 Prozent und in Portugal um 53 Prozent.

Auch in China, wo der Autohersteller einst dominierte, konnte das Unternehmen im Februar nur noch 30.688 Autos verkaufen – ein Minus von 49 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Wegen Donald Trump: "BuyFromEU"-Bewegung gegen US-Produkte nimmt Fahrt auf

Donald Trumps Politik löst weltweite Turbulenzen aus. Besonders die aggressiven Zölle des US-Präsidenten, darunter auch gegen Kanada und Mexiko, sowie seine Zweifel an der Nato haben in Europa Besorgnis ausgelöst. Spätestens seit dem Streit zwischen Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj ist klar: Die USA sind aktuell kein verlässlicher Verbündeter mehr.

Zur Story