Dass es an diesem Donnerstag im Bundestag zu einem echten Showdown kommen wird, war im Voraus abzusehen. Seit Tagen beobachtet das politische Berlin ein Tauziehen zwischen Union und Grünen in Bezug auf das wiederum von Union und SPD geplante Finanzpaket für Verteidigung und Infrastruktur, für das mit der Reform der Schuldenbremse Grundgesetzänderungen notwendig sind.
500 Milliarden Euro sind dafür vorgesehen, für die Maßnahmen inklusive der Reform der Schuldenbremse braucht es außerdem die Zustimmung der Grünen. Diese Zustimmung hatte man vor allem vor der Bundestagswahl, zu Teilen aber auch noch danach, mit vielen Spitzen vonseiten der Union allerdings aufs Spiel gesetzt.
Entsprechend versöhnlich gab sich am Donnerstag zunächst CDU-Chef und Kanzler to be, Friedrich Merz. "Ein Wort des Dankes" sprach er in seiner Rede vor dem Bundestag in Richtung der Grünen aus. Die Gespräche der vergangenen Tage mit der Fraktionsspitze seien in seinen Augen sehr gut verlaufen und dafür wolle er sich bedanken.
Nicht nur Merz selbst legte im Anschluss dann aber doch nochmal nach und ranzte die Grünen an, was sie denn "noch alles" wollten. Auch von der genannten Fraktionsspitze in Gestalt von Katharina Dröge gab es anschließend alles andere als versöhnliche Töne.
"Wenn sie selbst das glauben, was sie hier gesagt haben, warum haben sie nicht gehandelt?", rief die Grünen-Politikerin in ihrer Rede in Richtung von Merz. Mit ausführlichen Datumsangaben beschreibt Dröge zu Beginn, wann ihre Fraktion die Union während der vergangenen Legislatur im Bundestag zuletzt um die Zusammenarbeit für eine Reform der Schuldenbremse gebeten hatte.
Im Februar noch habe die CDU/CSU-Fraktion sich im Bundestag einer entsprechenden Zustimmung verweigert. "Der Grund war Parteitaktik, politisches Kalkül und der Grund war Wahlkampf", erklärte Dröge hierzu.
"Weil sie noch nie in der Lage waren, die Interessen dieses Landes an erste Stelle zu stellen und nicht ihre eigenen", schob die Grünen-Fraktionschefin hinterher.
Dass Friedrich Merz und die Union beim Thema Schuldenbremse früher oder später ihre Meinung ändern würden, habe Dröge laut eigenen Angaben kommen sehen. Vermeintlich "neue Erkenntnisse" in den Reihen der CDU/CSU seien demnach absehbar gewesen, sobald die Kanzlerschaft in Sichtweite wäre.
"Darauf habe ich gewettet, es ist nur ein kleines bisschen schneller gekommen als ich gedacht hätte", sagte die Fraktionschefin schmunzelnd. Dem Bundeskanzler in spe warf sie vor, einen vorbereiteten Plan durchzuziehen.
"Wir und die Bürgerinnen und Bürger müssen erkennen, dass das ihr Politik-Prinzip ist: unehrlich sein", feuerte Dröge zum Schluss in Richtung von Friedrich Merz. Der quittierte ihre Rede mit regelmäßigem Kopfschütteln und hochgezogenen Augenbrauen.
Im zweiten Teil ihrer Rede wurde Dröge dann auch inhaltlich. Dass die Grünen seit Jahren die einzige Fraktion im Bundestag sei, die sich für das Thema Klima einsetze, mache sie demnach nur noch sprachlos. "Als wäre die Zukunft unserer Kinder ein Privatproblem von Bündnis 90/ Die Grünen", sagte sie kopfschüttelnd.
Für ihre insgesamt scharfe Rhetorik am Rednerpult wird Katharina Dröge am Donnerstag vor allem auf Social Media gefeiert. An manchen Stellen ist hier schon von ihrer "besten Rede aller Zeiten" im Bundestag die Rede.
Auch von ihrer eigenen Fraktion erhielt die Grünen-Politikerin am Nachmittag ordentlich Rückhalt in Form von tosendem Applaus. Robert Habeck stand nach der Rede sogar kurz von seinem Platz auf der Regierungsbank auf, um Dröge zu umarmen.