Es fühlt sich an wie ein Blick zurück in düstere Zeiten. Im Dezember erreichen die sächsische Landtagsabgeordnete Petra Zais (Grüne) per E-Mail mehrere Bilder. Sie zeigen Lehrmaterialien und Übungen für Zehntklässler und stammen aus dem Bio-Unterricht einer Oberschule bei Dresden. Konkret geht es um ein Schulbuch, das eine "Rassenlehre des Menschen" beibringen möchte. Verstörte Eltern haben Scans davon an Zais geschickt, sie bitten die Politikerin um Hilfe.
Die Grüne wendet sich an Kultusminister Christian Piwarz (CDU). In einer Kleinen Anfrage an den Landtag erklärt sie: In einem im Unterricht eingesetzten Schulbuch werden "verschiedene 'Rassenkreise' ausgewiesen, denen typische Hautfarben, Haar-, Nasen- und Gesichtsformen von den Schülerinnen zugeordnet werden mussten".
Das Material stammt aus einem zwanzig Jahre alten Themenheft des Verlags "Volk & Wissen". Das sächsische Staatsministerium würde dessen Inhalte "nicht unterstützen", heißt es in einer Antwort an Zais.
Wieso werden solche rassistischen Inhalte trotzdem an einer Schule unterrichtet?
Das skandalträchtige Themenheft sei nicht zulassungspflichtig, schreibt CDU-Minister Piwarz im Januar an Zais. Die Schulen würden in solchen Fällen selbst entscheiden, welche Lehrmittel sie einsetzen und welche nicht. Der Schulleiter sei verantwortlich. Die Schulaufsicht könne nur eingreifen, wenn dieser ein echtes Fehlverhalten an den Tag lege.
Mehr gibt es bisher nicht von der sächsischen Landesregierung. Es ist nicht einmal geklärt, in welchem Unterrichts-Zusammenhang das Material überhaupt zum Einsatz kam. Auch ist unklar, ob die aktuell gelehrten Materialien aus dem Weg geschafft wurden.
Auf eine Anfrage der "Dresdner Neuen Nachrichten" (DNN) bezüglich des Themas hat der Schuldirektor jedenfalls nicht geantwortet.
Gegenüber den DNN sagte Zais, es gehe nicht darum, die pädagogische Freiheit von Lehrern zu beschneiden. "Wenn aber offenkundig rassistisches Material im Unterricht verwendet wird, muss die Schulaufsicht eingreifen."
"Volk & Wissen" ist mittlerweile übrigens Teil des Cornelsen Verlags. Genaue Zahlen, wie viele der alten Lehrmaterialien noch im Umlauf sind, gibt es nicht. Gegenüber der DNN distanzierte sich Cornelsen klar vor deren Gebrauch im Schulunterricht.
(mbi)