Özil geht, der Hambacher Forst bleibt, Chemnitz schreckt auf – 2018 war turbulent. Auch für uns: watson.de startete im März. Auf einige Geschichten sind wir seitdem besonders stolz. Wie auf diese hier:
Die Bundeswehr hat eine neue Doku-Serie herausgebracht und entwertet darin ihre eigene Arbeit. "Kämpfe nie für dich allein" handelt vom Besuch eines Reporters beim Kommando Spezialkräfte (KSK) – die Macher inszenieren darin den riskanten Einsatz von Soldaten im Krieg als "Call of Duty"-Game.
Die Bundeswehr macht in ihrer neuen Doku auf "Call of Duty"
Video: watson/Max Biederbeck, Lia Haubner
Damit schaden sie der Reputation der Bundeswehr mehr, als dass sie ihr helfen.
Der Protagonist
Hauptfigur der Serie ist der Naturfilmer und Reporter Robert Marc
Lehmann. Er begleitet in der neuen Show die KSK-Soldaten (genauer: eine Unterstützer-Kompanie des KSK) im Dschungel von Belize.
Er redet wie einer, der zum ersten Mal einen Ego-Shooter spielt. Er spricht von "super krassen Waffen" und nennt die Soldaten "super krasse Schränke". Im Dschungel "ballert" der Regen. Lehmann habe richtig "Bock" auf seinen "Buddie", der ihn durch dieses Abenteuer führen soll.
In Szene gesetzt wird er dabei wie eine schlechte Version des Scharfschützen Chris Kyle im Film "American Sniper".
Fallen euch gewisse Ähnlichkeiten zum Bild oben auf?
Übrigens gilt der historische "American Sniper" Chris Kyle mit 160 bestätigten Treffern als tödlichster Scharfschütze der US-Geschichte. Im Krieg ist so eine Zahl eine schwere Bürde für einen Soldaten, im Computerspiel reicht sie für die Spitze der Rangliste.
Und weil Letzteres auch den Serienmachern offensichtlich wichtig zu sein schien, passte auch Lehmann ins Bild: Vollbart, Muskeln und Oberarm-Tattoo, Sonnenbrille auf umgedrehter Kappe. Cooler Typ, harte Kante. Fast schon selbst Soldat.
Die Pseudo-Doku
Die ganze Serie kommt im Stil einer Doku daher – und soll so wenig nach Werbung aussehen wie möglich. In einer Zeitung würde man wohl "Native Advertising" dazu sagen.
Es stimmt zwar, dass Lehmann nicht zur Bundeswehr gehört. Aber so zu tun, als sei er ein unabhängiger Reporter im Auftrag der User, das ist frech. Er ist für niemand anderen in Belize als für die Werber der Bundeswehr selbst. Außerdem ist die "Doku" so durchgeplant, wie sie nur sein kann. Viele Szenen sind offensichtlich gestellt. Wummernde Bässe, stylische Effekte, aufregende Schnitte.
Man wundert sich: Was soll das alles bitte?
Wirklich kritische Fragen gibt es keine. Vom anfänglichen Versprechen der Doku-Macher, das Leben der Soldaten kennenlernen zu wollen, bleibt ein wildes Abenteuer gegen giftige Insekten im Grünen.
Sicher, man könnte jetzt einwenden, dass es sich eben um Werbung für die Truppe handelt – und die muss
attraktiv sein. Dass Mittel gefunden werden müssen, um den Job in der Truppe und seine Verantwortung in die Öffentlichkeit zu tragen.
Beides stimmt: Die Bundeswehr hat ein Recht, für sich zu werben. Und Soldaten werden in der Gesellschaft in vielen Fällen zu Unrecht an den Pranger gestellt, dabei leisten sie einen wichtigen Beitrag.
Aber all das transportiert "Kämpfe nie für dich allein" nicht!
Die "Doku" gaukelt jungen Leuten eine Realität vor, die es eben höchsten in Games wie "Call of Duty" gibt. Aufrichtige Anerkennung für das Militär kann schon deshalb nicht enstehen, weil die Zuschauer die echte Bundeswehr gar nicht kennen lernen. Die Schein-Doku entwertet die Arbeit von Soldaten eher, als dass sie dafür wirbt. Und so ersetzen die Werber der Truppe aus Panik um den Nachwuchs echte Aufklärung durch billige Versuche, den Militärdienst zu einem Videospiel zu entwerten.
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