Die letzten Worte der CDU-Chefin klingen gewohnt formal. "Es war mir eine große Freude", sagt Angela Merkel trocken und: "Es war mir eine Ehre" – das wars. Danach tritt sie erst einmal ab vom Redner-Pult der Christdemokraten. Der Parteitag in Hamburg spendet ihr noch knapp neun Minuten lang einen stehenden Applaus. Eine Ära endet.
In ihrer Rede blickte Merkel zurück auf 18 Jahre an der Parteispitze – doch es ging zwischen den Zeilen eben auch um die sehr nahe Zukunft.
Eigentlich hatte sich Merkel öffentlich absolute Neutralität auferlegt, was ihre Nachfolgefrage anbelangt. Doch insgeheim weiß jeder, dass Merkel am liebsten Annegret Kramp-Karrenbauer als Thronfolgerin hätte.
Vielleicht vermittelte die noch immer amtierende Kanzlerin ihre Vorschläge an die Partei auch deshalb maximal geschickt-verschleiert.
Das waren die beiden versteckten Botschaften der Angela Merkel:
"Wir haben die Kraft, Trends zu brechen, Wahlen zu gewinnen, wenn wir geschlossen und entschlossen gemeinsam kämpfen", sagt Merkel. Und verweist dann auf einen Wahlerfolg aus dem Jahr 2017.
"Ich sage nur Saarland", betont Merkel und erinnert an die über 40 Prozent, die die CDU bei den Landtagswahlen 2017 dort holte. Der Saal klatscht laut, die Anspielung wurde verstanden. Unter anderem dieser Erfolg sei "der entscheidende Schlüssel" dafür gewesen, bei der Bundestagswahl 2017 Rot-Rot-Grün zu verhindern, sagt Merkel weiter.
Was sie uns damit sagen will: Wählt Annegret Kramp-Karrenbauer. AKK war es nämlich, die den überraschenden und deutlichen Wahlsieg damals erkämpft hatte. Genau das hat übrigens auch AKK schon mehrfach als eine ihrer Stärken herausgestellt: Sie wisse, wie man Wahlen gewinne.
Und auch diesen Merkel-Satz muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen.
"Unsere CDU ist heute eine andere als im Jahr 2000. Wir dürfen nicht in die Vergangenheit, sondern müssen in die Zukunft schauen. Mit neuen Köpfen und neuen Strukturen."
Was Merkel uns damit sagen will: Wir brauchen keinen Friedrich Merz an der Parteispitze. Klarer kann sie sich wohl kaum gegen Merz aussprechen, ohne seinen Namen direkt zu nennen.
Im Jahr 2000 war Merz noch der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, bis Merkel ihn 2002 ablöste. Jetzt will Merz gerne zurück in die Politik – er gilt (auch) als der Kandidat derjenigen, die die CDU gerne wieder so hätten, wie sie früher einmal war.
(hau/mbi)
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