Die Präsidentin der Bundeswehr-Universität in München wollte offenbar betonen, wie modern die Truppe geworden ist. In einem Interview mit der "Welt" sprach Merith Niehuss deshalb kürzlich über den "großen feministischen Einfluss" auf die Soldatinnen und Soldaten.
Auch bei der Frage nach der "Diversity", also der Einbeziehung von homosexuellen und Transgender-Soldaten, sei "die Bundeswehr dem Rest der Gesellschaft wieder voraus, wo diese Frage nicht diskutiert wird", sagte Niehuss.
Das sieht eine wichtige Interessensvertretung eben dieser Soldaten allerdings anders. Die Truppe, so schreibt der Arbeitskreis Homosexueller Angehöriger der Bundeswehr (AHsAB) in einer Stellungnahme, sei beim Thema zwar auf einem Weg, aber eben noch lange nicht am Ziel.
Die Wahrnehmung der Präsidentin sei "nicht die Realität der gesamten Bundeswehr". Ein Streit in 3 Punkten.
Der Vereinsvorstand aber schreibt: "Aus unserer täglichen Arbeit wissen wir, dass es abhängig vom Dienstort, Truppengattung, Dienstgrad und Karrierezielen noch immer schwer bis unmöglich ist, ein freies selbstbestimmtes Leben zu führen."
Weiter heißt es:
"Bei Opfern von Mobbing, Diskriminierung und Gewalt gibt es auch bei der Bundeswehr noch Angst damit offen umzugehen."
Der Verein glaubt zwar, dass sich die Führung in Berlin durchaus mit dem Thema befasse, das allein reiche aber nicht aus.
Missdeutung von Aufklärungs-Initiativen
Es gibt auch einen Konflikt darüber, wie die Aufklärung in der Truppe konkret vonstatten geht.
So lobt Niehuss ausdrücklich einen speziellen Workshop im Verteidigungsministerium Ende 2017, bei dem sich alle Soldatinnen und Soldaten hätten outen können, die sich outen wollten.
"Das war ein ganz bemerkenswerter Tag in Berlin, an dem viele Transgender-Personen, auch im Offiziersrang, und ganz viele Homosexuellengruppen aufgetreten sind. Die haben sich sehr gefreut, dass mit ihnen normal umgegangen wird", sagte die Uni-Präsidentin.
Und wieder: Die Vertreter besagter Gruppen haben die Sache anders erlebt. Weder sei ein "Outing" die Intention des Workshops gewesen, noch seien Betroffene aufgefordert worden, sich "jetzt" zu outen. Allein die Vorstellung, dass es so gelaufen sein könnte, irritiert die Vertreter der Homosexuellen Soldaten.
Sie schreiben:
"Ein Outing kann nicht befohlen werden. Es erfolgt dann, wenn sich Betroffene sicher fühlen."
Beauftragter der Bundeswehr
Ein dritter Konfliktherd versteckt sich hinter der Position des "Beauftragten für Homosexuelle", den es bei der Bundeswehr durchaus gibt. Für Niehuss ist sie ein Zeichen des Fortschritts.
AHsAB kritisiert aber, dass nur wenige Betroffene den Mut fänden, sich an diese Stelle zu wenden. Solche Posten würden "nach militärischer Logik besetzt. Nur selten findet man hier selbst Betroffene, welche aufgrund ihrer Erfahrungen Hilfesuchenden helfen können".
Diese Ansicht teilen übrigens nicht alle in der Truppe. Hört man sich bei anderen homosexuellen Soldaten um, gibt es durchaus auch Zufriedenheit mit der Stelle. "Dort arbeiten auch homosexuelle Soldaten, und warum sollen Nichtbetroffene keine guten Helfer sein?", fragt ein Betroffener gegenüber watson.
Das sagt das Verteidigungsministerium
Im Verteidigungsministerium selbst möchte man nichts zum Streit direkt sagen. Eine Sprecherin kommentiert allerdings gegenüber watson:
"Für die Bundeswehr spielen Eignung, Leistung und Befähigung von Menschen eine Rolle - vollkommen unabhängig von Geschlecht, ethnischer Herkunft, Religion, Weltanschauung, Behinderung, Alter oder auch sexueller Orientierung oder Identität." Die Bundeswehr begreife Vielfalt als Gewinn.
Rechte machen Kampagne gegen Trans-Soldaten – um ihren eigenen Mythos einer harten Truppe aufrecht zu erhalten:
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