Tausende Menschen wollen am Sonntag in Berlin gegen eine große Demo der AfD protestieren. Angekündigt sind Aktionen, die vom friedlichen Demonstrieren mit Kundgebungen über Musik und Tanzen bis hin zu Blockaden reichen. Die Polizei bereitet sich auf einen Großeinsatz mit mehr als 2000 Polizisten aus insgesamt zehn Bundesländern und der Bundespolizei vor.
Die AfD ruft unter dem Motto "Zukunft für Deutschland" am Sonntag (12 Uhr) vom Hauptbahnhof zum Brandenburger Tor zu einem Demonstrationszug durchs Berliner Regierungsviertel auf. Die AfD rechnet mit einigen tausend Teilnehmern. Als Redner sind die Parteivorsitzenden Jörg Meuthen und Alexander Gauland vorgesehen.
Das Anti-AfD-Bündnis "Stoppt den Hass" hatte angekündigt, die Strecke der Rechtspopulisten blockieren zu wollen. Erste derartige Aktionen könnten schon am Hauptbahnhof beginnen. Schon bei früheren Demonstrationen der AfD hatten immer wieder linke Protestierer versucht, Absperrungen der Polizei zu überwinden, um auf der Straße Sitzblockaden aufzubauen. Auch diesmal kündigten Aktivisten auf einer linksradikalen Internetseite an: "Wir rufen dazu auf, den AfD-Aufmarsch mit allen notwendigen Mitteln zu sabotieren."
14 Wagen mit DJs sollen dabei sein, um die Demonstranten zum Tanzen zu bringen. Die Clubbetreiber hatten angekündigt, am Sonntag Morgen feiernde Menschen aus der Nacht zum Demonstrieren aufzufordern. Bei Facebook kündigten knapp 8000 Unterstützer ihre Teilnahme an. Die genaue Route der Anti-AfD-Raver stand noch nicht fest.
Die Berliner Bundestagsabgeordnete Renate Künast (Grüne) hatte auf ihrer Facebookseite zur Gegendemonstration gegen die AfD-Kundgebung aufgerufen und daraufhin Morddrohungen erhalten.
"Ich habe das ja schon öfter erlebt, aber das hier ist vom Kaliber der Reaktionen auf die Kölner Silvester-Übergriffe", sagte Künast dem "Tagesspiegel".
AfD-Vize Georg Pazderski hatte zuletzt mit Blick auf mögliche Zusammenstöße mit Gegendemonstranten gesagt, er habe volles Vertrauen in die Berliner Polizei. Diese sei "demonstrationserprobt".
AfD-Vorstand Guido Reil ruft auf Twitter zur Teilnahme auf:
Die Polizei sieht sich ihrem Auftrag verpflichtet, das Demonstrationsrecht durchzusetzen. "Die Versammlungsfreiheit gilt für alle", sagte Polizeisprecher Thomas Neuendorf. "Jeder darf demonstrieren, wenn er sich an die Gesetze hält. Aber das muss jede Gruppe auch der anderen zugestehen."
Zusammenstöße zwischen gewaltbereiten linksradikalen Demonstranten und der Polizei sind keineswegs ausgeschlossen. Ein Teil der Szene hält Angriffe und Übergriffe bei der Auseinandersetzung mit der AfD für legitim. Auf einer einschlägigen Internetseite brüsteten sich in den vergangenen Tagen Schreiber mit Sachbeschädigungen und Schmierereien an Büros oder Wohnhäusern von einzelnen AfD-Politikern. Im Gegenzug kursieren Gewaltankündigungen und -aufrufe von AfD-Anhängern gegen linke Gegendemonstranten im Internet.
Um die Strecke der AfD frei zu halten, baut die Polizei voraussichtlich schon in der Nacht zu Sonntag umfangreiche Absperrungen im Regierungsviertel auf. Vom Vormittag an werden an den Querstraßen und Kreuzungen zahlreiche Polizisten stehen.
(ts/dpa)