Es gibt nun den Parlamentskreis Pferd. Im Bundestag eskalieren die schlechten Wortwitze
21.11.2018, 17:24
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Über Pferde redet SPD-Chefin Andreas Nahles sicher lieber als über
Umfragetiefs. Jetzt kann sie das im Bundestag ausführlich tun. Doch
der Parlamentskreis Pferd bietet Angriffsfläche.
Die spöttischen Wortspiele drängen sich nahezu auf:
Aufgalopp im Bundestag.
Am Dienstag riefen die Abgeordneten imBundestag einen neuen Parlamentskreis ins
Leben. Den Parlamentskreis Pferd. Kein Scherz.
Dahinter steckt eine fraktionsübergreifende Gruppe, die "der großen Bedeutung des Pferdes als Freizeitbegleiter, Partner im Sport, als Wirtschaftsfaktor und als Kulturgut Rechnung tragen" soll.
Über den Parlamentskreis Pferd war schon im Vorfeld viel gespottet und an ihm kritisiert worden. Das liegt allerdings weniger am Thema als am Timing - und an den Initiatoren. Die Fäden - oder besser Zügel - haben nicht nur die Abgeordneten Alois Gerig (CDU) und Pascal Kober (FDP) in der Hand, sondern auch der CDU-Abgeordnete mit dem klingenden Namen Dieter Stier - und Andrea Nahles, ihres Zeichens SPD-Chefin, Pferdenärrin und begeisterte Reiterin.
Nahles im Parlamentskreis Pferd – eine Liste der schlechtesten Wortspiele:
Mitten in der tiefen Krise ihrer Partei, kurz nach der desaströsen
Bayern-Wahl, wurde Nahles Beteiligung bekannt. Sofort hagelte es
Häme – und im politischen Berlin begann der Aufgalopp der schlechten Wortspiele.
Bei der SPD setze man wohl "aufs falsche Pferd", sagte man sich im Bundestag.
"Steig vom Pferd, wenn du merkst, dass es unter dir stirbt."
Ob Nahles eigentlich noch "fest im Sattel" sitze, wurde gefragt.
Jetzt gingen "die Gäule mit ihr durch".
Ihre Nachfolger scharren schon mit den Hufen, könnte man sagen.
"Furyos" titelte tagesschau.de. Wirklich zum Wiehern.
Und generell: Zwischen Haushaltsdebatte und Regierungskrisen erzählen sich Abgeordnete aller Fraktionen jetzt was vom Pferd.
Das rbb-Inforadio findet's offenbar auch lustig...
... genauso wie Böhmi:
Und dieser Mann von der Bundestags-Pressestelle verzweifelt.
Am Dienstag traten etwa 25 Abgeordnete dem Parlamentskreis bei.
Nahles verteidigte ihren Einsatz schon am Wochenende: Parlamentarier
sollten Kontakt zu allen Teilen der Gesellschaft haben.
Nahles sagte zur "Bild am Sonntag":
"Fast vier Millionen Reiterinnen und Reiter gibt es in Deutschland. Ich bin eine davon. (...) Pferde sind wunderbare Tiere, sie begleiten uns Menschen seit Jahrtausenden. Ich liebe einen Ausritt in der Herbstlandschaft. Da bekomme ich den Kopf frei."
In ihrer Partei sorgt das Engagement eher für Befremden. "Es gibt ja
zumindest mehr Pferde als SPD-Wähler in Bayern", habe ein
Abgeordneter in einer Sitzung ironisch eingeworfen, hieß es aus
Fraktionskreisen.
Die Teilnehmer des Parlamentskreises Pferd nehmen ihr Anliegen dabei durchaus ernst.
Sie machen Lobbyarbeit fürs Pferd, wollen sich
einsetzen für den Erhalt seltener Rassen und denkmalgeschützter
Gestüte, wie Gründer Kober der ARD sagte. "Wie kein anderes Tier hat
das Pferd den Menschen beeinflusst", schrieben die vier Pferdefreunde
in der Einladung zum ersten Treffen.
"Über 5000 Jahre prägte das
Pferd Fortbewegung und Transport, Landwirtschaft und Militär." Es
gebe über 1.6 Millionen Reiter in Deutschland, "mehr als 300.000
Menschen verdienen ihren Lebensunterhalt direkt oder indirekt mit dem
Pferd".
Parlamentskreise gibt es übrigens einige im Bundestag.
Formlos
schließen sich hier Abgeordnete aller Fraktionen zusammen, die eine
Leidenschaft für ein bestimmtes Thema teilen. Gruppen von
Abgeordneten beschäftigen sich mit Bahnlärm, Fahrrädern,
Fußball-Clubs, Tierschutz und Binnenschifffahrt.
Es gibt einen Kreis
zum Erhalt der Alleen und einen mit Namen Automobiles Kulturgut. Da
geht es um Oldtimer, sogar eine gemeinsame Ausfahrt soll es schon
gegeben haben. Ob sich die Mitglieder des Parlamentskreises Pferd
demnächst zum Ausritt im Berliner Umland treffen könnten, blieb
zunächst offen.
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