CDU-Mann Jens Spahn ist Verfechter des Paragrafen 219a zum "Werbeverbot für Schwangerschaftsabbrüche". Jetzt will er "seelischen Folgen" von Abtreibungen erforschen lassen.Bild: imago/watson-montage
Deutschland
"Hilfe statt Hass" - Bloggerin startet Petition gegen Spahns Abtreibungs-Studie
14.02.2019, 07:0214.02.2019, 09:31
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Die umstrittenen Pläne von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) für eine Studie zu den seelischen Folgen von Schwangerschaftsabbrüchen stoßen auf immer schärfere Kritik.
Jetzt regt sich aktiver Widerstand. Die feministische Bloggerin Nike van Dinther startete eine Petition auf der Aktivistenplattform change.org. Schon der Titel spricht eine eindeutige Sprache:
#WasFürnSpahn: Herr Spahn, 5 Millionen Euro für Hilfe statt Hass
Darin heißt es u.a.: "Die geplante Studie ist ... nichts anderes als ein schamloser Versuch, zutiefst frauenverachtende Gesetze und Geisteshaltungen zu zementieren."
Die Forderungen der Petition:
Spahn wird aufgefordert, die fünf Millionen Euro "tatsächlich für Sinnvolles" bereit zu stellen.
Für die Ausbildung von FrauenärztInnen
Für Hebammen, Pflegekräfte und Geburtshilfe
Für Opfer von sexueller Gewalt und Missbrauch
Für den niederschwelligen Zugang zu Informationen, Beratungsstellen und (ärztlicher) Hilfe für Frauen in Konfliktsituationen
Für den Kampf gegen Kinderarmut
Für die Unterstützung von Alleinerziehenden
Für die psychologische Betreuung von ungewollten Kindern und Müttern, die niemals welche werden wollten
Für mehr Aufklärung
Für die Pille für den Mann?!
Nike van Dinther schließt ihre Petition mit den Worten:
"Seien Sie kein Verschwender. Kein misogyner Politiker, der seine Macht missbraucht. Seien sie doch einfach ein Helfer und investieren sie das Geld dort, wo es wirklich gebraucht wird. Ist nämlich gar nicht so schwer."
Nike van Dinther
Darum ist die Studie so umstritten:
Die frauenpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, Nicole Bauer, bezeichnete das Forschungsvorhaben als "Zugeständnis an radikale Lebensschützer".
Ein Erkenntnisgewinn sei nicht zu erwarten, denn die psychischen Auswirkungen von Abtreibungen seien seit Jahren ausführlich und umfassend untersucht.
"Dass der Steuerzahler für diesen Unsinn auch noch fünf Millionen Euro bezahlen darf, setzt dem Ganzen die Krone auf", urteilte Bauer. Angebracht sei stattdessen ein "enttabuisierter und aufgeklärter Umgang mit dem sensiblen Thema" Abtreibungen.
Studien legten nahe, dass "mitunter die Stigmatisierung zu psychischen Problemen" bei den Betroffenen führen könne, erklärte Bauer.
Hilde Mattheis (SPD-Bundestagsfraktion für Frauengesundheit) erklärt dazu: "Hier sollen für fünf Millionen Euro für eine wissenschaftlich unsinnige und ideologisch motivierte Studie vergeudet werden". Der Bundestag dürfe das Geld dafür nicht zur Verfügung stellen. Die Situation von Frauen bei Schwangerschaftsabbrüchen sei durch eine sehr umfangreiche Studienlage untersucht, argumentierte Mattheis.
Alle seriösen Arbeiten dazu hätten belegt, dass ein sogenanntes Post-Abortion-Syndrom, also eine schwere Belastungsstörung bei Frauen, die abgetrieben haben, nicht existiere.
"Richtig ist, dass Frauengesundheit in der Gesundheitsforschung systematisch vernachlässigt ist", erklärte Mattheis weiter. "Wenn das Gesundheitsministerium etwas für Frauen tun will, wären zusätzliche Gelder für Forschung in diesem Bereich richtig angelegt."
Die Sprecherin des Berliner Landesverband der Konfliktberatung von Donum Vitae plädiert im "Tagesspiegel" für eine offene Studie, die die "Selbstbestimmung von Frauen" ernst nehme und berücksichtige.
Sie begrüßt daher die geplante Studie, fordert aber: "Wir brauchen eine gut gemachte Studie zu den möglichen Folgen von Schwangerschaftsabbrüchen, denn Fakten und Daten sind kaum vorhanden."
Vor dem Hintergrund der einzigartigen deutschen Beratungslösung seien internationale Studien nicht wirklich auf Deutschland übertragbar.
"Wenn wir die Selbstbestimmung von Frauen ernst nehmen, müssen Frauen alle Informationen bekommen, die zur Verfügung stehen." Dazu gehöre eben auch, welche möglichen psychischen Folgen ein Abbruch haben könne.
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