Die Überraschungs-Kandidatur von Friedrich Merz für den CDU-Vorsitz war gar nicht so überraschend – zumindest für Wolfgang Schäuble. Der Bundestagspräsident hat die Merz-Kandidatur einem Medienbericht zufolge "von langer Hand" mit vorbereitet und befördert. Damit wird klar: Merz hat einen der mächtigsten CDU-Spitzenpolitiker hinter sich.
Wie hat Schäuble dem Möchtegern-Merkel-Nachfolger geholfen - und wie lange plante die Kanzlerin schon ihren Rücktritt? Die wichtigsten Fakten im Überblick.
Schäuble habe seinem Freund Merz schon seit geraumer Zeit geraten, sich auf die Nachfolge von Angela Merkel als Parteivorsitzende vorzubereiten, berichtete der "Spiegel" am Freitag. Schäuble habe den früheren Unionsfraktionschef im dem Vorhaben bestärkt.
Demnach riet Schäuble dem früheren Widersacher Merkels, er müsse spätestens bis zum Nachmittag am Tag der Hessen-Wahl für sich geklärt haben, ob er antreten wolle.
Zudem verschaffte Schäuble Merz demnach Termine, um seine Kandidatur in christdemokratischen Kreisen in Deutschland und Europa vorzubereiten und seine Chancen auszuloten.
Schäuble habe etwa ein Treffen mit dem Vorsitzenden des europäischen konservativen Parteienbündnisses EVP, Joseph Daul, Mitte Oktober in Brüssel unterstützt, heißt es in dem Bericht weiter. Der Franzose Daul habe im Anschluss an das Treffen mit Merz die Kanzlerin über die Absichten des 62-Jährigen informiert.
Einen Tag nach dem schlechten Abschneiden der CDU bei der Hessen-Wahl hatte Merkel am Montag mitgeteilt, sich bei dem CDU-Parteitag im Dezember nicht als Parteivorsitzende zur Wiederwahl zu stellen. Daraufhin erklärten CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer, Gesundheitsminister Jens Spahn und Merz, sich um die Nachfolge zu bewerben.
Dem "Spiegel" zufolge beriet sich Merkel schon während ihres Sommerurlaubs Ende Juli mit ihrer Vertrauten Annette Schavan darüber, zu welchem Zeitpunkt sie notfalls den CDU-Vorsitz aufgeben könnte.
Kramp-Karrenbauer erfuhr hingegen erst am Montagvormittag von Merkels Entscheidung, berichtete das Magazin. Noch am späten Sonntagabend habe ihr Merkel versichert, dass sich ihre Haltung zur Frage der Trennung von Parteivorsitz und Kanzleramt nicht geändert habe.
(hau/afp)