Es ist schwer, die Opfer von Menschenhändlern zu erkennen. "Häufig existiert diese Vorstellung, dass die Menschen gefesselt in einem Keller hocken und jemand sie schlägt, aber die Gewalt und der Druck auf die Betroffenen funktionieren oft subtiler", sagt Sarah Schwarze vom bundesweiten Koordinierungskreis gegen Menschenhandel (KOK).
Der KOK schult unter anderem Flüchtlingsunterkünfte in ganz Deutschland, damit die Helfer dort besser die Opfer von Menschenhändlern und Ausbeutung erkennen. Wer genau dazugehört und wie viele Menschen betroffen sind, lässt sich nur
schwer feststellen, sagt Schwarze.
Der Index versteht diejenigen Fälle als "modernen Sklavenhandel", in denen es zu Zwangsarbeit, erzwungener Prostitution, Schuldenknechtschaft, Zwangsheirat und Kinderausbeutung gekommen ist. Aus solchen gemeldeten Straftaten wird dann der Index berechnet.
Das funktioniert, indem der GSI die sogenannte Anfälligkeit ("Vulnerability") eines Landes für den modernen Sklavenhandel bestimmt. Zusammgesetzt wird sie aus Messwerten:
Organisationen wie der KOK sehen den Index kritisch. Er liefere keine klare Definition darüber, was Sklavenhandel eigentlich ist, und was nicht.
Es gebe keine anerkannte Definition darüber, was überhaupt unter den Begriff der modernen Sklaverei fällt und was nicht. In Deutschland etwa ist das Thema Zwangsheirat eine eigene Straftat und fällt nicht darunter. Auch Prostitution hat nicht notwendigerweise sofort etwas mit Menschenhändlern zu tun.
Auch die "Anfälligkeit" einer Gesellschaft ist ein schwer zu fassender Begriff. So gab es ist in den Jahren 2015 und 2016 zwar sowohl mehr Flüchtende, als auch einen Anstieg an Fällen von Menschenhandel. Es waren aber kaum Syrer oder Iraker davon betroffen, sondern Menschen aus Nigeria. Warum das so ist, darüber lässt sich nur spekulieren.
Anstatt Dunkelfeld-Forschung zu betreiben, fordern Organisationen wie der KOK eine unabhängige Berichterstattungstelle, an die sich Opfer und Ermittler wenden können. Nur so könne man einen besseren Überblick über die Dunkelziffer der Opfer bekommen. Bisher gibt es eine solche Stelle in Deutschland nicht.
Zumindest die Helfer in den Flüchtlingszentren lernen mittlerweile, besser auf die Einzelfälle einzugehen. Sie achten mehr darauf, ob die Menschen Spuren von Gewalt aufweisen, ob sie jeden Tag von Transportern abgeholt werden, oder ob sie beispielsweise kein eigenes Handy besitzen. Das alles sind laut KOK Indikate dafür, dass etwas nicht stimmen könnte.