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Trump und Söder machen es richtig: Experte plädiert für einfache Sprache

US Presdient Trump Speaks in the Oval Office at the White House on Fires and LA Protests U.S. President Donald Trump speaks in the Oval Office at the White House, in Washington, DC on Tuesday, June 10 ...
Donald Trump gibt den Bürger:innen gerne das Gefühl, er wäre einer von ihnen. Bild: imago images / Ken Cedeno/ ABACAPRESS
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Trump hat einfache Sprache perfektioniert: Warum das bei Wählern ankommt

Politikverdrossenheit ist nicht nur in Deutschland immer mehr auf dem Vormarsch. Viele fühlen sich von "denen da oben" nicht abgeholt. Doch mit einem einfachen Trick könnte das wohl besser laufen.
11.06.2025, 17:0111.06.2025, 17:02
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Einige Menschen sollen ja tatsächlich eine Leidenschaft für deutsches Parlamentsfernsehen haben. Sie schauen sich mit großen Emotionen die Debatten im Bundestag an und wissen immer genau Bescheid, welches Thema im politischen Berlin gerade auf den Fluren diskutiert wird.

Für die meisten Menschen aber ist und bleibt Politik etwas, das sie am Abend in gekürzter Form auf Instagram oder wahlweise in der Tagesschau verfolgen. Laut einer Umfrage im Jahr 2024 lesen 54 Prozent der Deutschen online gar nicht über die Überschrift eines Nachrichtenartikels hinaus.

Die Gründe dahinter sind mit Sicherheit vielfältiger Natur. Immer wieder ist allerdings auch die Rede von unverständlichem Politiksprech, der den "Normalo" abschreckt oder gar vergrault.

"Ihre Sprache unterscheidet sich sehr stark von der Alltagssprache; sie passt nicht zur Art, wie Menschen sich normalerweise unterhalten", sagt auch Politikwissenschaftler Daniel Bischof dem "Spiegel". Für eine Studie hat er untersucht, wie die Sprache von Politiker:innen auf Wähler:innen in Deutschland wirkt.

Untersuchung beweist Wirkung von einfacher Sprache in der Politik

Hintergrund ist die Beobachtung, dass viele Abgeordnete geübt in akademischer Sprache sind, sozioökonomisch allgemein aber nicht die Bevölkerung abbilden. "Die Sprache von Politiker:innen ist im Schnitt näher an Habermas als an der 'Bild'", konstatiert Bischof.

Für seine Untersuchung hat er 13.000 Menschen aus Deutschland bestimmte politische Aussagen oder Begriffe vorgelegt – einmal in einfacher und einmal in komplexerer Sprache. Als Beispiel nennt er dem "Spiegel" die Nutzung des Begriffs "Ökostrom" anstatt der komplizierten Variante "regenerative Energie".

Das einigermaßen erwartbare Ergebnis: Die einfache Variante kommt bei den meisten Menschen deutlich besser an, sie fühlen sich dadurch eher von der Politik angesprochen. Sollten Politiker:innen also wirklich Robert Habecks Vorschlag folgen und sich wieder öfter an den metaphorischen Küchentisch setzen (und auch so reden wie dort)?

Bischof zeigt sich hier gespalten. Einer nämlich, der einfach Sprache perfektioniert hat, ist damit mittlerweile weltbekannt geworden: Donald Trump. Der US-Präsident imitiere gewissermaßen einen Gesprächsstil wie unter Freund:innen in einer Bar – Expertinnen sprechen daher auch von der "language of the bar".

"Er suggeriert ein Gefühl der Verbundenheit mit den einfachen Leuten und kaschiert, dass er alles andere ist als ein einfacher Bürger aus der Mittelschicht", erklärt Bischof. Doch Trump ist damit nicht allein: "Die Tendenz zur einfacheren Sprache lässt sich im konservativen Lager insgesamt beobachten, oft geht sie mit einem Trend zu populistischen Aussagen einher."

Experte lobt Social-Media-Strategie von Markus Söder

Der Politikwissenschaftler betont jedoch, dass einfache Sprache nicht zwangsläufig populistisch sein muss wie es etwa bei Trump der Fall ist. Er empfiehlt, dass Politiker:innen "kurze Sätze und wenig Fremd- oder Fachwörter nutzen" sollten. Außerdem seien Beispiele wichtig, unter denen Wähler:innen sich auch etwas vorstellen könnten.

Zwar ließe sich anhand von Untersuchungen nicht belegen, dass einfache Sprache direkten Einfluss auf das Wahlverhalten hat. Dennoch helfe diese laut Bischof, "möglichst viele" Menschen zu erreichen.

"Wie das Prinzip funktioniert, kann man etwa bei Markus Söder sehen, der seit Jahren Fotos von sich beim Essen postet, wie er in eine Bratwurst beißt oder mit Ketchup bekleckert ist", sagt der Experte.

"Söder signalisiert mit den Fotos in einer überspitzten Form: Ich mag einfache Bratwürstchen, so wie ihr", führt er im Gespräch mit dem "Spiegel" aus. Und Bratwurst kommt bekanntlich bei den meisten Menschen besser an als Parlamentsfernsehen.

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