Tiktok-Influencer:innen spielen bei der Präsidentschaftswahl in Rumänien eine große Rolle. Veröffentlichte Geheimdienstdokumente enthüllten Verbindungen zwischen Content-Creator:innen und der pro-russischen Wahlkampagne des rechtsextremen Präsidentschaftskandidaten Călin Georgescu.
Ihnen wird vorgeworfen, große Zahlungen erhalten zu haben, um Pro-Georgescu-Inhalte zu verbreiten. Die Botschaften ihrer Videos spiegelten die nationalistische Rhetorik des Kandidaten wider. Georgescu behauptet, seinen Wahlkampf komplett ohne Finanzmittel gestemmt zu haben. Der unabhängige Kandidat war völlig unbekannt, bis er plötzlich auf Social Media prominent wurde.
Nachdem er den ersten Wahlgang überraschend gewonnen hatte, sollte er eigentlich am 8. Dezember in der Stichwahl gegen seine zentristische Rivalin Elena Lasconi antreten. Doch Beweise für eine Einmischung Russlands in die Wahl durch eine Tiktok-Kampagne veranlassten das rumänische Verfassungsgericht dazu, die gesamte Wahl zu annullieren.
Einige der rumänischen Tiktoker:innen fliehen jetzt laut "Politico" aus dem Land. Denn die rumänischen Steuerbehörden hätten begonnen, ihre Rolle bei der Beeinflussung der Wahl zu untersuchen.
Seit der Annullierung der Wahl führen die rumänischen Behörden eine Reihe von Razzien bei Georgescus Anhänger:innen durch. Außerdem nahm die Polizei Söldner fest, die mit Waffen in ihren Autos auf dem Weg in die rumänische Hauptstadt Bukarest waren.
Und jetzt sind auch die Steuerbehörden in die Ermittlungen involviert. Die rumänische Wahlbehörde hatte diese nämlich um eine genauere Prüfung der finanziellen Transaktionen im Zusammenhang mit der Kampagne gebeten. Auch Georgescu selbst steht im Mittelpunkt der Ermittlungen, wie die Behörden bestätigten.
Manche der Tiktok-Influencer:innen haben laut "Politico" Verbindungen zum organisierten Verbrechen. Auf ihren Social-Media-Kanälen sagen sie, dass sie Rumänien nur wenige Tage vor der Eröffnung der Finanzermittlungen verlassen haben. Sie posteten Bilder an der Grenze oder in Flugzeugen mit Bildunterschriften wie "Lebewohl" und "Wir vermissen dich".
Georgescu sagte dazu, er fühle sich "geehrt", von den Vertretern des organisierten Verbrechens und anderen einflussreichen Personen unterstützt zu werden. Außerdem deutete er an, dass er sie begnadigen könnte, wenn er Präsident wird.
Eine Schlüsselfigur, gegen die ermittelt wird, ist Bogdan Peșchir. Er soll die Influencer:innen auf Tiktok mit einer Million Euro finanziert haben. Letzte Woche führten die Behörden eine Razzia an drei Orten durch, die mit Peșchir in Verbindung stehen. Dabei beschlagnahmten sie sieben Millionen US-Dollar in Kryptowährung.
Als nach der ersten Wahlrunde mehr Details über Georgescus Hintergrund ans Licht kamen, begannen mehrere Influencer:innen sich von seiner Kampagne zu distanzieren. Nach der Veröffentlichung der Geheimdienstdokumente gaben einige zu, gegen Bezahlung für Georgescu geworben zu haben. Sie behaupteten aber, sie hätten erst nach der ersten Runde erfahren, wer der Kandidat wirklich war.