Laut Medienberichten rückt Israel nach dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad auf den Golanhöhen auf syrisches Staatsgebiet vor. Der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu sprach in diesem Kontext von einem "historischen Tag".
Ein jahrzehntealtes Waffenstillstandsabkommen zwischen Syrien und Israel sei laut Netanyahu außer Kraft, da die syrischen Soldaten ihre Stellungen aufgegeben hätten.
Doch warum sind die Golanhöhen überhaupt so ein Streitthema? Die wichtigsten Fragen und Antworten rund um die Region liefert watson hier im Überblick.
International anerkannt gehören die Golanhöhen zu Syrien. Im Sechstagekrieg 1967 besetzte Israel die Region und annektierte sie im Jahr 1981. Die Annexion wurde von den meisten Staaten nicht anerkannt. Die EU und Deutschland sprechen offiziell von "besetztem Gebiet".
Syrien beanspruchte das Gebiet unter Assad nach wie vor komplett. Seit 1974 wird eine schmale Pufferzone nach einem Waffenstillstandsabkommen zwischen Syrien und Israel von UNO-Friedenstruppen überwacht. Dieses Abkommen sieht Netanyahu durch den Sturz von Assad als nicht mehr gültig an.
Die Golanhöhen liegen im Westen Syriens. Im Bild ist im hellen Rot die Pufferzone gekennzeichnet, die von den UNO-Friedenstruppen überwacht wird. Die Erweiterung mit dem dunkleren Rot kennzeichnet die Region, um die sich Syrien und Israel streiten und die Israel annektiert hatte. Die Grenze zwischen Syrien und dem von Israel annektierten Gebiet heißt "Alpha-Linie".
Auch der Libanon hat im Süd-Osten eine Grenze zu den Golanhöhen. Ende Juli 2024 kam es zu einem Raketenangriff auf Madschd al-Schams, einer Stadt in den Golanhöhen. Dabei starben zwölf Kinder und Jugendliche.
Israel machte die radikal-islamische Hisbollah-Miliz aus dem Libanon für den Angriff verantwortlich. Die Hisbollah bestritt hingegen eine Beteiligung an dem Anschlag.
Die Golanhöhen sind strategisch relevant und die Bedeutung nimmt durch die Unruhen im Nahen Osten immer weiter zu. Durch die Anhöhen, die zu israelischer und zu syrischer Seite hin abfallen, sind die Golanhöhen auch militärisch sehr wichtig. Die Besetzung soll größtenteils verhindern, von dem Gebiet mit Sicht über Israel angegriffen werden zu können.
Außerdem sind es von den Golanhöhen nur etwa 60 Kilometer Luftlinie zur syrischen Hauptstadt Damaskus. Auch Quellflüsse und Zuflüsse zum Jordan, einer wichtigen Trinkwasserquelle für Israel, liegen im Gebiet der Golanhöhen.
Ein erheblicher Teil der Bevölkerung der Golanhöhen sind Drusen. Sie sind eine arabische religiöse Gruppe, die vor allem im Libanon, in Syrien und in Israel beheimatet ist. Das Drusentum ist eine Abspaltung von der ismailitischen Schia, die wiederum eine Abspaltung vom schiitischen Islam ist. Die Drusen in Golan fühlen sich zum größten Teil nach wie vor Syrien zugehörig, da viele von ihnen noch Familie im Land haben.
Theoretisch können die Drusen auf den Golanhöhen die israelische Staatsbürgerschaft beantragen. Das machen allerdings nur sehr wenige. Die meisten sind aufgrund ihres Zugehörigkeitsgefühls zu Syrien auch syrische Staatsbürger.