"Ich träume davon, eine eigene Familie zu haben und mit meinem Ehemann Kinder zu adoptieren", sagt Kamil im Video einer polnischen Antidiskriminierungs-Initiative.
In Deutschland wäre das seit dem Bundestagsbeschluss zur "Ehe für alle" kein Problem mehr. In Polen gibt es für gleichgeschlechtliche Paare weder die Möglichkeit zu heiraten, noch eine eingetragene Lebenspartnerschaft zu schließen.
Unter der Regierung der Partei "Recht und Gerechtigkeit" (PiS) ist das Land in den letzten Jahren noch weiter nach rechts gerückt. Viele Polen wollen vor allem keine muslimischen Flüchtlinge aufnehmen. Im Februar erklärte die polnische Regierung, Flüchtlingskinder künftig nicht mehr an öffentlichen Schulen unterrichten zu wollen. (T-Online)
Die Initiative "Unser täglich Brot" will mit einem Video gegen diese gesellschaftliche Stimmung ankämpfen.
In dem Video werden fünf Menschen beim Brot-Backen in einer Bäckerei gezeigt. Kamil ist schwul. Andrzej ist Jude. Rosa ist aus dem Kongo, Radwan aus Syrien nach Polen geflüchtet. Salam ist Moslem.
Während die fünf aus ihrem Leben erzählen werden Aufnahmen von nationalistischen Demonstrationen und Ausschreitungen eingeblendet. Anschließend bitten die Filmemacher Kunden der Bäckerei in die Backstube und stellen ihnen die Bäcker vor.
Alle Kunden sind sich einig, dass das Brot ganz normal schmeckt, ein junger Mann bemerkt bloß lachend, dass es etwas Butter vertragen könnte. Trotzdem sind die Reaktionen gemischt.
Ein älterer Mann sagt Kamil ins Gesicht, dass Schwule seiner Meinung nach nicht in den Himmel kommen. Dass ein schwuler Mann das Brot gebacken habe, sei ebenso irrelevant, wie dass eine lesbische Frau es nun essen würde, sagt hingegen eine junge Frau und lacht.
Eine ältere Frau erklärt dem muslimischen Salam, dass die Geschichte Polens eine Geschichte des Exils sei. Lange Zeit hätten die Polen "auf der Suche nach Brot" ihr eigenes Land verlassen.
"Bitte fühlen sie sich hier gut. Die Polen sind keine gemeinen Menschen" sagt sie ihm, als sie sich zum Abschied umarmen.
"Brot wird in Polen sehr respektiert", sagte Anna Bińczyk, eine der Organisatorinnen der Aktion, dem polnischen Fernsehsender tvn24. "Genauso wie wir Brot respektieren, möchten wir von einer anderen Person respektiert werden."
Die Kampagne arbeitet mit der Organisation "Otwarta Rzeczpospolita" (Offene Republik) zusammen, die sich gegen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit in Polen einsetzt.