Die mutmaßlichen sexuellen Übergriffe des Richterkandidaten von US-Präsident Donald Trump, Brett Kavanaugh, werden vom FBI untersucht. Der Anwalt des zweiten mutmaßlichen Opfers erklärte am Samstag auf Twitter, die Bundesermittlungsbehörde habe wegen der Vorwürfe Kontakt aufgenommen.
Seine Mandantin sei zur Zusammenarbeit bereit. Die Ermittlungen waren eine Bedingung von gemäßigten Republikanern in Senat, dessen Zustimmung für die Berufung Kanavaughs an das Oberste Gericht erforderlich ist. Sie sind auf eine Woche befristet. Trump stellte sich erneut hinter seinen Kandidaten.
Die lebenslange Ernennung des erzkonservativen Kavanaugh zum obersten Richter in den USA galt zunächst als sicher. Allerdings haben ihm inzwischen drei Frauen sexuelle Übergriffe vorgeworfen, die Jahrzehnte zurückliegen sollen. Kavanaugh weist dies kategorisch zurück.
Am Donnerstag hatten er und das erste mutmaßliche Opfer nacheinander im zuständigen Senats-Ausschuss ausgesagt. Zwar verwies der Ausschuss den Vorgang anschließend wie vorgeschrieben an die gesamte Kongresskammer. Allerdings machten mehrere republikanische Senatoren klar, dass ihre Zustimmung dort an Ermittlungen des FBI gebunden sind. Die Republikaner verfügen im Senat nur über eine hauchdünne Mehrheit.
Trump wies am Wochenende auf Twitter einen Bericht des Senders NBC zurück, wonach er der Untersuchung Grenzen gesetzt habe. Das FBI solle "jeden befragen, bei dem es ihrer Ansicht nach angebracht ist". Ein Sprecher des Präsidialamts erklärte, der Senat habe Umfang und Dauer der Ermittlungen festgelegt.
Trump lobte seinen Kandidaten Kavanaugh am Samstag erneut: Er sei ein guter Mann und ein großartiger Richter. Auf die Frage, ob er einen Ersatzkandidaten für das Oberste Gericht habe, sagte der Präsident:
Die oppositionellen Demokraten versuchen mit aller Macht, Kavanaughs Berufung im Senat zu verhindern, und fordern dabei die Aufklärung der Missbrauchsvorwürfe. Die Demokraten versuchten, "zu blockieren und zu zerstören", sagte Trump am Samstag vor jubelnden Anhängern in Wheeling (West Virginia). Die Wähler sollten ihnen dafür bei den Parlamentswahlen am 6. November die Quittung geben.
Er betonte: "Viel von dem, was wir getan haben – manche Menschen sagen, alles was wir getan haben –, steht im November auf dem Spiel."
Den Demokraten bescheinigte Trump, für "radikalen Sozialismus" zu stehen. Sollten sie die Mehrheit der Republikaner im Senat brechen, "würden sie die Grenzen öffnen".
Medien, die kritisch über ihn berichten, warf Trump vor, die Demokraten zu unterstützen. "Sie schüren das Feuer von Feindseligkeit und Chaos. Sie berichten falsche Nachrichten", sagte er. "Sie sind wahrlich die Feinde des Volkes."
Der USA-Experte Josef Braml sieht mit dem Fall Kavanaugh den Kulturkampf zwischen christlich-rechten und liberalen Kräften beim höchsten Gericht der USA angekommen. Die Christlich-Rechte habe Trump gewählt, damit er die Mehrheiten im Supreme Court über Richterernennungen verändere.
Wenn Trump bei der Novemberwahl den Senat verliere, könne er "nicht mehr erzkonservative Richter durchwinken", sagte der USA-Experte der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) am Samstag im "Deutschlandfunk".
Am Supreme Court könnte Kavanaugh zudem Trump Macht absichern helfen, weil er mitentscheiden könnte, ob der Präsident vom Sonderermittler Robert Mueller vorgeladen werden kann. Mueller ermittelt in der Frage, ob Russland sich in die US-Wahl eingemischt hat. "Da geht es auch um die unmittelbare Zukunft Donald Trumps", sagte Braml. Das gelte sogar mit Blick auf eine mögliche Amtsenthebung.
(sg/rtr/dpa)