Jewgeni Prigoschin räumt mit einer wichtigen Propaganda-Erzählung des Kreml auf.Bild: imago images / ITAR-TASS
International
Die Gruppe Wagner ist berühmt-berüchtigt für ihre brutalen und blutrünstigen Kriegsverbrechen. Angeführt wird sie von Jewgeni Prigoschin, "Putins Koch".
Den Namen brachte ihm seine Firma ein, die auch das Catering im Kreml betreibt: Concord Management and Consulting Group. Über deren Account stellt Prigoschin immer wieder Videos und Audio-Nachrichten auf Telegram online.
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Der Kreml will zwar nichts mit der Söldnertruppe Wagner zu schaffen haben, so zumindest die offizielle Version. Prigoschin soll dennoch für die schmutzigeren Geschäfte der russischen Führung zuständig sein.
In den vergangenen Wochen, vor allem seit der durch ihn erklärten Einnahme der ostukrainischen Stadt Bachmut, verging kaum ein Tag, an dem Prigoschin keine Kritik Richtung Kreml verbreitete.
Vor allem angeblich fehlende Munition und Blockaden bei der Rekrutierung weiterer Kämpfer sind dabei immer wieder ein Thema, das den Wagner-Chef wütend macht.
In einem neuen Video widersprach Prigoschin nun einer zentralen Propaganda-Erzählung des Kreml und packte über die Situation in der russischen Armee aus.
Wagner-Chef Prigoschin räumt mit zentraler Kriegsbegründung auf
"Die Ukraine und Nato wollten Russland vor dem Krieg nicht angreifen", sagt Prigoschin in dem neuen Video. Vor dem 24. Februar 2022, dem Beginn der russischen Invasion, habe es keinerlei "verrückte Aggressionen" vonseiten Kiews gegeben, nur jene Art Gefechte in der Ostukraine, wie es sie dort seit 2014 gebe. Der russische Präsident Wladimir Putin und die russische Bevölkerung seien hier von der Militärführung belogen worden.
Der Kreml rechtfertigt bislang genau mit dieser Behauptung mitunter den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Damit widersprach Prigoschin einer zentralen Propaganda-Lüge deutlich.
Der Krieg sei nach Prigoschin also unter falschem Vorwand begonnen worden. Basierend auf der von Russland verbreiteten falschen Darstellung der "wahnsinnigen ukrainischen Aggression und der Pläne, Russland zusammen mit dem gesamten NATO-Block anzugreifen".
An das Verteidigungsministerium gerichtet sagte Prigoschin: Der Krieg sei nur angezettelt worden, damit sich "ein paar Kreaturen selbst feiern können". Das alles passiere auf Kosten der "Leben von Zehntausenden unserer Jungs".
Das dürfte direkt an Verteidigungsminister Sergej Schoigu und Generalstabschef Waleri Gerassimow gerichtet sein. Gegen beide Männer schießt der Söldner-Chef regelmäßig. Zuletzt warf er ihnen Lügen über den Verlauf der ukrainischen Gegenoffensive vor.
Außerdem wirft Prigoschin Russland vor, den besetzten Donbass über acht Jahre lang geplündert zu haben – nicht etwa die Ukraine, wie es in Russland erzählt wird. Es sei vielmehr zu einem gegenseitigen "Schusswechsel" mit russischen Stellungen gekommen. Auch kritisiert er die militärischen Strukturen, die die Region im Stich gelassen und zu ihrem wirtschaftlichen und strategischen Niedergang geführt haben.
Wagner-Chef Prigoschin packt über Situation an der Front aus
Über die aktuelle Situation der russischen Armee hat Prigoschin auch noch etwas zu sagen. Die Soldaten seien in Blut getränkt, es gebe keine Reserven mehr, keine Kommandos, die Armee werde sich in verschiedene Richtungen zurückziehen.
Schoigu warf er zudem gefakte Reporte an Putin vor und vermutet eine "Umgruppierung" des russischen Militärs.
Die Kritik an Schoigu und dem russischen Verteidigungsministerium verschärfte Prigoschin damit noch einmal erheblich. Allerdings zeigte Putin bislang darauf keine Reaktion. Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass es bald eine Reaktion in Richtung Prigoschin geben könnte. Zumindest vermuten das bereits mehrere Expert:innen.
Es wirkt, als wolle die Söldner-Truppe Wagner das sinkende Schiff noch rechtzeitig verlassen – und dafür sogar unübliche Dinge tun, wie etwa die Wahrheit erzählen.
Die Rebellen in Syrien haben eigenen Angaben zufolge die Kontrolle über die Hauptstadt Damaskus übernommen und damit das Ende der mehr als zwei Jahrzehnte andauernden Herrschaft von Machthaber Baschar al-Assad eingeläutet. Assad verließ die Hauptstadt am frühen Morgen mit unbekanntem Ziel, wie die Deutsche Presse-Agentur unter Berufung auf syrische Offiziere in Damaskus erfuhr. Das russische Außenministerium gab an, Assad habe das Land verlassen. Angaben zu seinem Aufenthaltsort machte Moskau allerdings nicht.