EU-Marinemission "Sophia" steht auf der Kippe – 4 Fragen zur aktuellen Lage
30.08.2018, 14:56
Mehr «Politik»
Im Streit um den in der Flüchtlingskrise
gestarteten EU-Marineeinsatz im Mittelmeer ist keine schnelle Lösung
in Sicht. Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen machte
am Donnerstag bei einem EU-Treffen in Wien deutlich, dass Italiens
Forderung nach einer fairen Verteilung von aus Seenot geretteten
Migranten ein Thema für die Innenminister oder Staats- und
Regierungschefs sei.
Bundesverteidigungsministerin Ursula von der LeyenBild: imago stock&people
Sie appellierte zugleich an die Regierung in
Rom, die 2015 zur Bekämpfung der Schleuserkriminalität gestartete
Operation "Sophia" nicht durch eigenmächtige Schritte zu gefährden.
Was ist die "Mission Sophia"?
Die Operation Sophia war 2015 zur Bekämpfung der Schleuserkriminalität gestartet worden und wurde mittlerweile auf weitere Aufgaben wie die Ausbildung der libyschen Küstenwache ausgeweitet. Am Rande des Einsatzes müssen aber auch immer wieder Migranten aus Seenot gerettet werden. Bislang waren es insgesamt mehr als 49 000.
Es gehe auch um die Frage der Glaubwürdigkeit und der
Zuverlässigkeit europäischer Missionen, sagte von der Leyen.
Die Operation Sophia sei gemeinschaftlich auf den Weg gebracht
worden, nun müsse sie auch wie geplant fortgesetzt werden.
Was hatte die Mission überhaupt so erschwert?
Hintergrund für die Schwierigkeiten der Mission "Sophia" und auch den Appell der deutschen Ministerin sind
Drohungen der Regierung in Rom. Sie will 2015 vereinbarte
Einsatzregeln ändern, die vorsehen, dass alle am Rande der Operation
geretteten Migranten automatisch nach Italien gebracht werden.
Will keine Flüchtlinge mehr aufnehmen: Italiens Innenminister SalviniBild: AP
Für
den Fall, dass es keine Änderungen gibt, will sie italienische Häfen
für Schiffe der EU-Operation sperren lassen. Die anderen EU-Staaten
wollen sich allerdings nicht erpressen lassen. Sie verweisen darauf,
dass das aktuelle Mandat erst Ende des Jahres ausläuft und die
Operation vor allem für Italien nützlich sei.
Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini verwies darauf, dass
Sophia dazu beigetragen habe, die Zahl der aus Richtung Libyen in
Italien ankommenden Migranten deutlich zu senken. Der österreichische
Verteidigungsminister Mario Kunasek sagte, es gehe auch um einen
funktionierenden Grenzschutz.
Wie soll es jetzt weiter gehen?
Aller Voraussicht nach werden Mitte September erneut die
Innenminister der EU-Staaten versuchen, eine Lösung für den Streit um
die Verteilung von Migranten zu finden. Sollte das Treffen am 13. und
14. des Monats kein Ergebnis bringen, müssen sich vermutlich am 20.
September die Staats- und Regierungschefs mit dem Thema beschäftigen.
Sie kommen dann in Salzburg zu informellen Gesprächen zusammen. Die
Reform des Dublin-Systems, das die Zuständigkeit für Asylsuchende
regelt, sei überfällig, sagte von der Leyen.
Was ist die Dublin-Verordnung?
Nach der Dublin-Verordnung sollen Asylbewerber dort registriert werden, wo sie die Europäische Union zuerst betreten haben. Dieses Land ist in der Regel auch für den Asylantrag zuständig.
Ist Deutschland an der Mission beteiligt?
Ja, aber in eher überschaubarem Rahmen. Die deutsche Marine ist derzeit mit dem Versorgungsschiff "Mosel" dabei.
Seit Mai 2015 haben deutsche Marinesoldaten allein mehr
als 22 500 Migranten im Mittelmeer aus Seenot gerettet.
Wie könnte eine Lösung des Konfliktes aussehen?
Um den Streit zu lösen, hatte der Auswärtige Dienst der EU
zuletzt vorgeschlagen, Migranten auch in andere EU-Länder am
Mittelmeer zu bringen. Zudem sollen im Idealfall künftig alle
EU-Staaten Gerettete aufnehmen.
Dazu könnte es auf Basis von
freiwilliger Solidarität eine Umverteilung geben. Bislang ist für
eine solche Lösung allerdings nicht die notwendige Unterstützung
erkennbar.
Apple sperrt offenbar unabhängige News-Podcasts in Russland
Seit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine liefert Apple keine Produkte mehr nach Russland. Auch Apple Pay und Apple Maps stellte das Unternehmen dort ein. Trotzdem stand Apple schon häufiger in der Kritik, inoffiziell mit dem Kreml zu kooperieren.