Theresa May hat actionreiche Tage hinter sich. Ganz so dramatisch wie in dieser "Mission Impossible"-Montage waren die dann aber vielleicht doch nicht.imago-montage
International
May in der Mission Impossible – jetzt muss sie den Brexit-Deal durchbringen
04.12.2018, 09:1605.12.2018, 07:05
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Im Schatten von Big Ben wird in diesen Tagen
ein erbitterter Kampf um die Zukunft Großbritanniens ausgetragen. Das
Unterhaus ist heillos zerstritten über das zwischen London und
Brüssel ausgehandelte Brexit-Abkommen.
Die erste Schlappe brachten die Abgeordneten May am Dienstag bei, als sie entschieden, dass die Regierung die Rechte des Parlaments missachtet hat. Grund war die Weigerung, ein Gutachten von Generalstaatsanwalt Geoffrey Cox zum Brexit-Deal vollständig zugänglich zu machen.
Zudem sicherten sich die Parlamentarier das Recht, auch bei einer zweiten Abstimmung Änderungsanträge einzubringen, sollte das Abkommen bei der Abstimmung am 11. Dezember durchfallen. May hatte da noch nicht einmal das Rednerpult erreicht.
Derzeit ist nicht zu erkennen,
wie Premierministerin Theresa May eine Mehrheit für den Brexit-Deal bekommen will. Mission Impossible für die Premierministerin. Fällt der Deal durch, betritt Großbritannien
politisches Neuland. Wird er angenommen, drohen eventuell weitere
Fallstricke.
Sollte es Premierministerin Theresa May gelingen, das Abkommen mit
leichter Unterstützung aus der Opposition durchs Parlament zu
bringen, wäre die Regierung zunächst gerettet. Dann könnte der
EU-Austritt sehr wahrscheinlich wie geplant am 29. März über die
Bühne gehen und Großbritannien in die Übergangsphase eintreten.
Im
Verhältnis zur EU würde dann bis mindestens 2020 alles bleiben, wie
es ist. Brüssel und London könnten an ihrer neuen Beziehung arbeiten.
Das Ringen um den richtigen Brexit wäre zwar nicht beendet, aber die
Gefahr eines ungeregelten Austritts zunächst gebannt. Dafür müsste
May aber einen großen Teil ihrer Rebellen im eigenen Lager und die
nordirische DUP auf ihre Seite ziehen.
Das Abkommen wird angenommen, aber die Regierung ist am Ende
Sollte May das Abkommen nur mit massiver Hilfe der aus der Opposition
und gegen den Widerstand aus den eigenen Reihen und der nordirischen
DUP durchsetzen, wäre ihre politische Zukunft sehr fraglich. Mays
Minderheitsregierung ist auf die Unterstützung der DUP angewiesen.
DUP-Chefin Arlene Foster hat klar gemacht, dass die Unterstützung
ihrer Partei für die Regierung dann auf den Prüfstand kommt. Die
Premierministerin könnte sich bei weiteren Abstimmungen, zum Beispiel
beim Haushaltsgesetz wohl nicht mehr auf die DUP stützen. May wäre
dauerhaft auf Hilfe aus der Opposition angewiesen - kaum vorstellbar
- oder ihre Regierung wäre am Ende.
Denkbar wäre, dass die Konservativen dann unter dem Druck der DUP die
Premierministerin stürzen und einen anderen Chef wählen. Doch der
würde unter dem Druck stehen, im Tausch für die Unterstützung der
DUP noch mal in Brüssel nachzuverhandeln. Das Brexit-Abkommen stünde
wieder auf der Kippe. Die EU hat deutlich gemacht, dass es kein
besseres Angebot geben wird. Großbritannien würde dann wohl auf einen
EU-Austritt ohne Abkommen zusteuern.
Das Abkommen wird mit knapper Mehrheit abgelehnt
Nach außen hin setzt May alles auf eine Karte. Mein Deal, kein Deal
oder kein Brexit, so ihre Devise. Doch Berichten zufolge wird längst
für einen zweiten Wahlgang geplant. Sollte die Reaktion an den
Märkten nach einer Niederlage der Regierung am 11. Dezember heftig
ausfallen, könnten viele Abgeordnete kalte Füße bekommen und beim
zweiten Mal anders abstimmen, so das Kalkül. May würde wohl auch
versuchen, Brüssel zumindest symbolische Zugeständnisse in der
Erklärung über die künftige Beziehung abzuringen.
Doch Experten warnen, der Plan sei nicht ohne Risiko. Die Märkte
könnten in Erwartung einer zweiten Abstimmung zunächst stabil
bleiben. Der Schock-Effekt bei den Abgeordneten bliebe aus und sie
könnten den Deal noch einmal durchfallen lassen. Dann wäre die
Regierung wohl am Ende und das Land würde möglicherweise auf eine
Neuwahl oder ein zweites Referendum zusteuern. Dafür müsste aber
zunächst das Austrittsdatum verschoben werden. Auch die Gefahr eines
Brexits ohne Abkommen wäre nicht gebannt.
Das Abkommen wird mit großer Mehrheit abgelehnt
Stimmt mehr als die Hälfte der Abgeordneten aus Mays Regierungspartei
gegen den Deal, könnte bereits nach dem ersten Wahlgang für May das
politische Aus gekommen sein. Der Politikwissenschaftler Simon
Usherwood von der Universität Surrey hält es für möglich, dass May
zurücktritt.
Dann müssten sich die Konservativen auf einen neuen Chef
einigen. Völlig offen wäre, welche Richtung Großbritannien dann
einschlägt. Auch in diesem Szenario wären eine Neuwahl, ein zweites
Referendum oder ein Brexit ohne Abkommen nicht ausgeschlossen.
Der Beschluss wird stark abgeändert und angenommen
Die größte Verwirrung könnte entstehen, wenn das Parlament den
Beschlusstext für die Annahme des Austrittsabkommens so weit
verändert, dass nicht klar ist, ob die Regierung das Abkommen
unterzeichnen darf oder nicht. Ein Streit darüber könnte vor Gericht
ausgetragen werden.
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