Russischer Journalist erklärt, wie der Fake-Mord an ihm verlief
01.06.2018, 09:4701.06.2018, 09:57
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Nur wenige Tage nach seiner wundersamen "Auferstehung" hat Arkadi Babtschenko sich gegen die heftige Kritik an seinem vorgetäuschten Mord verteidigt. Gleichzeitig verriet er einige pikante Details der Mord-Inszenierung.
Zwei Tage nach dem vorgetäuschten Mord in der Ukraine hat sich der kremlkritische russische Reporter Arkadi Babtschenko für die Inszenierung gerechtfertigt. Babtschenko sagte am Donnerstag vor Journalisten in Kiew, ihm sei es angesichts der Drohungen gegen ihn darum gegangen, "am Leben zu bleiben" und seine Familie in Sicherheit zu wissen. Darüber hinaus berichtete er, wie die Mord-Inszenierung ablief: mit echtem Schweineblut.
"Journalistische Standards, das war das letzte, woran ich in diesem Moment gedacht habe", sagte Babtschenko und versicherte, den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu "hassen". Putin sei "für mehrere Kriege und tausende Tote verantwortlich". Er selbst habe Angehörige, Kollegen und Freunde begraben müssen und genug davon.
Der ukrainische Geheimdienst hatte am Mittwoch bekanntgegeben, die Ermordung des Kreml-Kritikers inszeniert zu haben, um einen geplanten Anschlag auf Babtschenko zu vereiteln. Zunächst habe er verärgert auf die Planungen reagiert. Doch schließlich habe er seine Meinung geändert.
Ursprünglich sei der fingierte Mord für den 1. Juni geplant gewesen, doch da sich die mutmaßlichen Attentatspläne konkretisiert hätten, sei die Geheimdienst-Operation vorgezogen worden. Diese war demnach bis ins Detail vorbereitet. So sollte der Mord an der Tür geschehen, berichtete Babtschenko. Er habe sogar gelernt, wie ein Toter auf dem Boden zu liegen.
"Ich hatte richtiges Schweineblut"
Am Abend der Täuschung sei ein Maskenbildner in seine Wohnung gekommen und habe ihn wie einen Erschossen geschminkt, erzählte Babtschenko weiter. Er habe ein T-Shirt mit fingierten Schlusslöchern bekommen und sei mit Schweineblut übergossen worden. Seine Frau habe den Krankenwagen gerufen.
Die herbeigerufenen Sanitäter seien eingeweiht gewesen und hätten ihn im Krankenhaus für tot erklärt. "Nachdem sich die Türen der Leichenhalle hinter mir schlossen, bin ich auferstanden", sagte er. "Dann habe ich die Nachrichten geschaut und gesehen, was für ein toller Typ ich gewesen war."
Zu seinen Zukunftsplänen sagte Babtschenko: "Ich will anständig schlafen, mich vielleicht betrinken und dann in zwei oder drei Tagen aufwachen."
Reporter ohne Grenzen verurteilen Fake-Mord
Journalistenverbände übten heftige Kritik an der Operation. "Solche Inszenierungen sind ein Stich ins Mark der Glaubwürdigkeit des Journalismus", erklärte die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) am Donnerstag in Berlin. Journalisten dürften sich nicht zum Instrument von Geheimdienstoperationen machen lassen, kritisierte sie.
"Es ist unglaubwürdig, dass ein möglicher Mordanschlag nicht anders als durch dessen Vortäuschen verhindert werden kann", erklärte ROG-Vorstandssprecher Michael Rediske. Reporter ohne Grenzen fordere von den ukrainischen Behörden umgehend Aufklärung über die Hintergründe des vorgetäuschten Journalistenmordes.
Der Kreml erklärte, die Geschichte sei "zumindest bizarr". Moskau bestritt zugleich, dass Russland versucht habe, Babtschenko zu töten. In einem Leitartikel der russischen Zeitung "Wedomosti" hieß es, bei dem Vorgang sei die "Grenze zwischen Wahrheit und Fiktion verwischt" worden. Dadurch werde das Misstrauen der Menschen gegenüber den Medien weiter zunehmen.
Heiko Maas verlangt Aufklärung
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) forderte vor seiner Reise nach Kiew am Donnerstag von der Ukraine Aufklärung über den Fall. Dies sei auch im Interesse der Glaubwürdigkeit unerlässlich.
Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko traf sich am Mittwochabend mit dem Journalisten und dankte ihm. Babtschenko habe "gemeinsam mit den ukrainischen Sicherheitsdiensten" ein Szenario verhindert, "das auf die Destabilisierung der Lage in der Ukraine abgezielt" habe.
Babtschenko hatte Russland im Februar 2017 verlassen und dies mit wiederholten Todesdrohungen gegen ihn begründet. Er lebte zunächst in Tschechien und in Israel, bevor er sich in Kiew niederließ, wo er als Fernsehmoderator tätig ist.
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