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Iran-Krieg: Auswärtiges Amt sichert Deutschen in Israel Ausreise zu

15.06.2025, Oman, Maskat: Johann Wadephul (CDU), Bundesaußenminister, spricht auf einer Pressekonferenz in der Residenz des deutschen Botschafters in Maskat. (zu dpa: «Wadephul: Leichter Optimismus na ...
Johann Wadephul sichert Deutschen in Israel eine Ausreise zu.Bild: dpa / Hannes P Albert
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Auswärtiges Amt plant Charterflug für Deutsche in Israel am Mittwoch

Der Konflikt um Irans Atomprogramm eskaliert. Das israelische Militär greift den Erzfeind massiv an, auch dessen Atomanlagen. Der Iran antwortet mit Raketen.
16.06.2025, 19:2416.06.2025, 19:24
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Nach monatelangen Spannungen hat Israel seine Drohungen wahr gemacht und einen Großangriff auf den Iran gestartet. Zur Begründung verwies Israel auf das fortgeschrittene Atomprogramm Teherans. Der Iran sprach von einer "Kriegserklärung" und startete Gegenangriffe mit Drohnen und Raketen.

Alle Informationen zu den Angriffen auf beiden Seiten findest du hier.

Die wichtigsten Nachrichten im Überblick

Auswärtiges Amt fliegt Deutsche aus Israel aus

Das Auswärtige Amt will deutsche Bürger:innen aus Israel über dessen Nachbarland Jordanien ausfliegen. Am kommenden Mittwoch soll es zur Mittagszeit einen Charterflug aus der jordanischen Hauptstadt Amman nach Frankfurt geben, wie das Ministerium mitteilte. Betroffene müssen demnach eigenständig die Reise aus Israel nach Amman auf dem Landweg organisieren. Der Flug aus Jordanien sei kostenpflichtig.

Ein Direktflug aus Israel sei wegen der Schließung des Luftraums weiterhin nicht möglich, hieß es. Um nach Jordanien zu gelangen, können Bundesbürger:innen mehrere Grenzübergänge nutzen. Deutsche brauchen für die Einreise nach Jordanien ein Visum, das in der Regel online beantragt wird. "In der aktuellen Sondersituation erteilen die jordanischen Grenzbehörden im Einzelfall auch 'visa on arrival' direkt an der Grenze", teilte das Auswärtige Amt mit. Das Ministerium erklärte weiter, auch eine eigenständig organisierte Ausreise über Israels Nachbarland Ägypten sei möglich.

Israel greift offenbar iranischen Staatssender an

Israel hat nach iranischen Angaben während einer Live-Sendung den Staatssender IRIB angegriffen. Das berichteten der Sender und weitere Staatsmedien. Auf einem Videoausschnitt des Senders war zu hören und sehen, wie laute Explosionsgeräusche plötzlich eine Live-Sendung unterbrachen. Der Sender setzte seine Ausstrahlung nach kurzer Unterbrechung fort. Der Staatssender Tasnim verbreitete danach Videos von dem in Flammen stehenden Gebäudekomplex.

Über Opfer und Schäden wurden zunächst keine offizellen Angaben gemacht. Informierten Quellen zufolge sollen Dutzende Techniker bei dem Angriff ums Leben gekommen sein.

Das Hauptgebäude des staatlichen Rundfunks befindet sich in einem dicht bevölkerten Stadtteil im Norden der Metropole, zu dessen Evakuierung Israel zuvor aufgerufen hatte. Die staatlichen Medien unterstehen der Regierung und verbreiten deren Propaganda.

Atomanlage Natans laut IAEA nicht weiter beschädigt

Der Direktor der Internationalen Atombehörde (IAEA) Rafael Grossi sagte am Montag in Wien, dass die Uran-Anreicherungsanlage in Natans seit Freitag wahrscheinlich nicht noch weiter zerstört worden sei. Der unterirdische Teil soll nicht getroffen worden, die dort installierten Geräte könnten jedoch durch einen Stromausfall beschädigt worden sein.

Mindestens 224 Tote im Iran, 24 in Israel

Insgesamt beträgt die Zahl der seit Freitag bei Angriffen in Israel getöteten Menschen nach Angaben der Regierung 24. Fast 600 Menschen seien seitdem verletzt worden.

Im Iran wurden seit Beginn der israelischen Großoffensive nach offiziellen Angaben mindestens 224 Menschen getötet. Fast 1.300 Menschen seien verletzt worden, teilte ein Vertreter des iranischen Gesundheitsministeriums auf X mit.

Iran will wohl aus Atomwaffenvertrag austreten

Der Iran bereitet offenbar einen Austritt aus dem internationalen Atomwaffensperrvertrag vor. Wie ein Sprecher des Außenministeriums in Teheran mitteilte, werde aktuell ein entsprechender Gesetzentwurf vom Parlament vorbereitet.

Der Vertrag regelt ein Verbot der Verbreitung von Kernwaffen sowie das Recht auf die "friedliche Nutzung" der Kernenergie. Das iranische Außenministerium unterstrich, dass der Iran dennoch gegen Massenvernichtungswaffen sei.

Irans Präsident Massud Peseschkian hatte am Montag ebenfalls betont, dass sein Land nicht die Absicht habe, Nuklearwaffen zu entwickeln.

Vier Tote bei iranischen Angriffen auf Israel

Am Montagmorgen startete der Iran neue Raketenangriffe. Nach Angaben des israelischen Rettungsdienstes Magen David Adom wurden bei Angriffen im Zentrum des Landes vier Menschen getötet. Zudem gebe es 87 Verletzte.

Aufnahmen der Nachrichtenagentur AFP zeigten ausgebrannte Wohnhäuser in Tel Aviv und Brände außerhalb der Küstenstadt Haifa. In Jerusalem, wo die Luftabwehr aktiv war, waren laute Explosionen zu hören, wie eine AFP-Journalistin berichtete.

Welche Rolle spielen die USA?

Israel konnte bei dem Angriff offenbar auf die Rückendeckung der USA bauen. Präsident Donald Trump erklärte, er sei im Voraus über die Angriffe informiert gewesen und betonte, Teheran dürfe "keine Atombombe besitzen".

US-Außenminister Marco Rubio erklärte, Israel sei auf die militärische und diplomatische Unterstützung der USA angewiesen, habe die Angriffe aber allein ausgeführt. "Wir sind nicht an Angriffen gegen den Iran beteiligt, und unsere oberste Priorität ist der Schutz der amerikanischen Streitkräfte in der Region", sagte er.

Wie allerdings das Nachrichtenportal "Middle East Eye" unter Berufung auf zwei hochrangige US-Beamt:innen berichtet, sollen die Vereinigten Staaten vor dem israelischen Angriff auf den Iran heimlich rund 300 Hellfire-Raketen an Israel geliefert haben. Die Waffenlieferung erfolgte demnach bereits am Dienstag – während die Trump-Regierung offiziell weiterhin an Gesprächen mit dem Iran über ein neues Atomabkommen festhielt.

ARCHIV - 07.04.2025, USA, Washington: US-Präsident Donald Trump (l) begrüßt Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu im Weißen Haus. (zu dpa: «Trump: Habe Netanjahu vor Stören der Iran-Gespräche g ...
Die USA stehen an der Seite Israels.Bild: AP / Evan Vucci

Trump hatte den Iran in den vergangenen Monaten mehrfach gewarnt, dass es ohne eine Einigung im Atomstreit zu einem Militäreinsatz kommen könnte. Am Sonntag sollte es Berichten zufolge erneut Gespräche geben – doch das war der Stand vor Israels Angriff. Für den Fall eines Scheiterns der Gespräche hatte Trump dem Iran auch wiederholt mit Militärschlägen gedroht.

Droht ein Flächenbrand in Nahost?

Es besteht die Befürchtung, dass die Führung des Irans Vergeltungsschläge gegen US-Stützpunkte in der Region anordnen könnte. Die USA als Israels wichtigster Verbündeter hatten diese Woche aus Sicherheitsgründen eine Reduzierung ihres Botschaftspersonals im Irak veranlasst.

In seinem Nachbarland Irak übt der Iran großen Einfluss aus, unter anderem über verbündete schiitische Milizen. Zudem verfügt die Regionalmacht über Raketen, die Israels Staatsgebiet erreichen können.

Israel stellt sich auch darauf ein, dass Teherans Verbündeter im Jemen, die Huthi-Miliz, ihre Angriffe auf Israel noch verstärken könnte. Außerdem wird befürchtet, dass auch die libanesische Hisbollah-Miliz trotz einer seit November geltenden Waffenruhe wieder in den Konflikt eingreifen könnte.

Das Atomprogramm des Iran

Die politische Führung des Irans beteuert immer wieder, dass sie nicht nach Atomwaffen strebe und die Nuklearanlagen für zivile Zwecke nutzen wolle. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) und viele Staaten sind jedoch besorgt, dass Teheran immer näher an den Punkt rückt, solche Kernwaffen herstellen zu können. Denn der Iran produziert als einziger kernwaffenfreier Staat Uran mit beinahe waffentauglichem Reinheitsgrad.

Diese Woche hatte zudem das Lenkungsgremium der IAEA in einer Resolution formell festgestellt, dass Teheran gegen seine Verpflichtung verstoßen habe, sein gesamtes Atomprogramm offenzulegen.

Israel sieht sich durch das iranische Atomprogramm in seiner Existenz bedroht. Der Iran hatte dem jüdischen Staat immer wieder mit Vernichtung gedroht. Im vergangenen Jahr standen Israel und der Iran bereits mehrfach am Rande eines offenen Kriegs.

(nik/dr/fas/dpa/afp)

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