Israel hat in der Nacht massive Angriffe auf den Iran gefahren, besonders auf dessen Atomanlagen. Der Iran wiederum reagierte mit eigenen Angriffen auf Israel. International wird nun ein Krieg zwischen beiden Ländern befürchtet.
Alle Informationen zu den Angriffen auf beiden Seiten und den Reaktionen aus dem Ausland findet ihr hier.
Israel hat nach eigenen Angaben in der Nacht mit etwa 200 Kampfflugzeugen mehr als 100 Ziele im Iran angegriffen, darunter die iranischen Atomanlagen. Dabei sollen ranghohe Repräsentanten der iranischen Kommandoführung sowie Wissenschaftler, die an der Entwicklung von Nuklearwaffen arbeiteten, gestorben sein.
Unter den Toten sollen sich iranischen Medienberichten zufolge etwa der Kommandeur der mächtigen Revolutionsgarden, Hussein Salami, und Generalstabschef Mohammed Bagheri befinden. Am Freitagmittag verkündete Israel zudem, dass fast die gesamte Führung der Revolutionsgarden-Luftwaffe bei Angriffen getötet worden sei, unter anderem der Kommandeur der Luftstreitkräfte.
Iranische Staatsmedien berichten aber auch von etwa 50 Verletzten, darunter Frauen und Kinder.
Man habe die Militäroperation gestartet, "um die iranische Bedrohung für das Überleben Israels zurückzudrängen", erklärte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in der Nacht in einer Videoansprache.
Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz rief für sein Land den Ausnahmezustand aus. Der israelische Luftraum wurde laut örtlichen Medien für Starts und Landungen gesperrt. Am Nachmittag schloss Israel dann vor dem Hintergrund des Großangriffs weltweit alle Botschaften und Konsulate.
Netanjahu erklärte zudem, bei den Angriffen seien Atomanlage getroffen worden, genauer gesagt "das Herzstück des iranischen Programms zur Urananreicherung" und "zur Herstellung von Atomwaffen". Nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) war die Uran-Anreicherungsanlage in Natans, eine der wichtigsten Atomanlagen im Iran, eines der Ziele der israelischen Angriffe.
Zudem teilte der Armeesprecher Nadav Schoschani auf X mit, dass die israelische Luftwaffe eine Atomanlage in der Stadt Isfahan bombardiert habe.
Iranischen Angaben zufolge ist es dabei zwar zu keiner radioaktiven Verseuchung gekommen, die Strahlenwerte seien nicht erhöht. Dennoch soll es "schwere Schäden" an der Atomanlage Natans geben, wie ein Sprecher des israelischen Präsidenten Izchak Herzog am Vormittag bekannt gab. Zuvor wurde Herzog von IAEA-Chef Rafael Grossi informiert worden. Dieser hatte die Situation zuvor bereits als "äußerst besorgniserregend" bezeichnet.
Die israelische Armee gab an, bei ihrem Angriff auch unterirdische Anlagen für die Urananreicherung in der Atomanlage Natans getroffen zu haben, der Iran widersprach dieser Darstellung. Die Schäden seien "größtenteils an der Oberfläche", sagte ein Sprecher der Atombehörde des Landes.
Am Freitagmittag führte Israel Medienberichten zufolge eine neue Welle von Angriffen auf den Iran aus. Explosionen ereigneten sich laut iranischen Medien unter anderem in den Millionenstädten Täbris, Schiras und bei der Atomanlage Natans. Die iranische Nachrichtenagentur Mehr verbreitete am Freitag aktuelle Aufnahmen, auf denen Flammen und Rauch über dem Flughafen von Täbris im Nordosten des Landes zu sehen sind.
Israels Ministerpräsident Netanjahu hatte zuvor angekündigt, dass die "Operation so viele Tage andauern wird, wie es braucht, um diese Bedrohung zu beseitigen". In den vergangenen Jahren habe der Iran genügend hochangereichertes Uran für neun Atombomben produziert, so Netanjahu.
Laut einem ranghohen israelischen Militärvertreter verfügt die Armee über einen "langfristigen, breit angelegten Angriffsplan für die kommenden Tage", wie er dem regierungsnahen israelischen Fernsehsenders C14 mitteilte. Der israelische Generalstabschef Ejal Zamir sprach von "einem Punkt ohne Umkehr".
Irans Außenminister Hossein Amir-Abdollahian teilte am Vormittag mit, dass der Iran die Angriffe Israels als "Kriegserklärung" verstehe. In einer Mitteilung seines Ministerium wurde der israelische Großangriff zuvor aufs Schärfste verurteilt. Er stelle einen klaren Verstoß gegen die Charta der Vereinten Nationen dar.
Irans Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei drohte in einer Mitteilung seines Büros, Israel müsse mit "einer harten Bestrafung" rechnen. Nach dem israelischen Angriff schickte der Iran 100 Drohnen in Richtung Israel, die laut einem Bericht des israelischen Nachrichtenportals "ynet" alle abgefangen worden seien. Das israelische Heimatschutzkommando entwarnte infolgedessen und teilte mit, es sei nicht mehr nötig, sich in der Nähe von Schutzräumen aufzuhalten.
Auch am Freitagnachmittag erklärte die Armee, weiterhin Drohnen aus dem Iran abzufangen.
Irans Außenministerium erklärte zudem, Israels Handlungen hätten nicht ohne Koordination und Genehmigung der USA erfolgen können. Daher sei auch die US-Regierung als Hauptunterstützer Israels für die Konsequenzen mitverantwortlich.
Am Morgen erklärte die US-Regierung noch, nicht an Israels Angriffen beteiligt gewesen zu sein. US-Präsident Donald Trump äußerte am Nachmittag gegenüber ABC News jedoch auf die Frage nach einer US-Beteiligung vielsagend: "Dazu möchte ich mich nicht äußern."
Den Angriff Israels bezeichnete Trump als "ausgezeichnet". Trump will sich heute mit seinem Nationalen Sicherheitsrat besprechen – und hofft trotz des israelischen Großangriffs auf eine Rückkehr zu Verhandlungen.
Auf Truth Social rief Trump den Iran erneut dazu auf, ein Abkommen rund um sein Atomprogramm abzuschließen. Es habe bereits viel Tod und Zerstörung gegeben, aber noch sei Zeit, dieses "Gemetzel" zu beenden, schrieb Trump. "Der Iran muss einen Deal eingehen, bevor nichts mehr übrig ist." Andernfalls drohten "noch brutalere" Angriffe.
Im Falle iranischer Vergeltungsschläge seien die USA bereit, sowohl sich selbst als auch Israel zu verteidigen, sagte er zuvor dem Sender Fox News.
Trump hatte den Iran in den vergangenen Monaten mehrfach gewarnt, dass es ohne eine Einigung im Atomstreit zu einem Militäreinsatz kommen könnte. Am Sonntag sollte es Berichten zufolge erneut Gespräche geben – doch das war der Stand vor Israels Angriff. Für den Fall eines Scheiterns der Gespräche hatte Trump dem Iran auch wiederholt mit Militärschlägen gedroht.
Mehrere Länder in der Region haben wegen der Spannungen ihren eigenen Luftraum gesperrt, darunter Jordanien, der Irak und der Libanon.
Saudi-Arabien hat die israelischen Angriffe auf den Iran scharf kritisiert. Das Königreich verurteile die "unverhohlene israelische Aggression" gegen die "brüderliche" Islamische Republik Iran auf das Schärfste, erklärte das Außenministerium in Riad am Freitag. Die "abscheulichen" Angriffe auf den Iran "untergraben seine Souveränität und Sicherheit und stellen einen klaren Verstoß gegen internationale Gesetze und Normen dar", fügte das Ministerium hinzu.
Es rief die internationale Gemeinschaft und den UN-Sicherheitsrat auf, "diese Aggression sofort zu stoppen". Saudi-Arabien und Iran waren in regionalen Konflikten lange Zeit Gegner. Seit einer von China vermittelten Annäherung 2023 hat sich das Verhältnis jedoch deutlich entspannt.
Die omanische Regierung äußerte sich ähnlich. Zudem warnte es davor, dass das israelische Vorgehen diplomatische Bemühungen zunichtemachen könne. Omans Regierung hatte in den vergangenen Monaten versucht, zwischen dem Iran und den USA im Streit über das Atomprogramm zu vermitteln.
Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) erklärte am Freitag: "Wir rufen beide Seiten auf, von Schritten abzusehen, die zu einer weiteren Eskalation führen und die gesamte Region destabilisieren können." Außenminister Johann Wadephul verurteilte den iranischen Gegenangriff "auf das Schärfste".
Er kündigte an, nach dem israelischen Angriff seine Reisepläne im Nahen Osten zu ändern. Derzeit ist Wadephul in Ägyptens Hauptstadt Kairo und wollte eigentlich anschließend den Libanon, Syrien, Jordanien und Israel besuchen.
Russland verurteilte die "schwere Eskalation der Spannungen" in der Region, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Auch China zeigte sich beunruhigt und besorgt über die Folgen des Angriffs. Die Volksrepublik sei gegen die Verletzung der Souveränität und territorialen Integrität des Irans und die Ausweitung eines Konflikts, sagte Außenamtssprecher Lin Jian in Peking. Beide Länder sind wichtige Partner des Irans.
UN-Generalsekretär António Guterres forderte beide Seiten zu "äußerster Zurückhaltung" auf. Eine Eskalation des Konflikts könne sich die Region kaum leisten, so der Sprecher. Auch Nato-Generalsekretär Mark Rutte rief zur Deeskalation auf, ebenso wie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen.
Es besteht die Befürchtung, dass die Führung des Irans Vergeltungsschläge gegen US-Stützpunkte in der Region anordnen könnte. Die USA als Israels wichtigster Verbündeter hatten diese Woche aus Sicherheitsgründen eine Reduzierung ihres Botschaftspersonals im Irak veranlasst. Stützpunkte des US-Militärs am Persischen Golf sind nicht sehr weit vom Iran entfernt.
In seinem Nachbarland Irak übt der Iran großen Einfluss aus, unter anderem über verbündete schiitische Milizen. Zudem verfügt die Regionalmacht über Raketen, die Israels Staatsgebiet erreichen können.
Israel stellt sich auch darauf ein, dass Teherans Verbündeter im Jemen, die Huthi-Miliz, ihre Angriffe auf Israel noch verstärken könnte. Außerdem wird befürchtet, dass auch die libanesische Hisbollah-Miliz trotz einer seit November geltenden Waffenruhe wieder in den Konflikt eingreifen könnte.
Die politische Führung des Irans beteuert immer wieder, dass sie nicht nach Atomwaffen strebe und die Nuklearanlagen für zivile Zwecke nutzen wolle. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) und viele Staaten sind jedoch besorgt, dass Teheran immer näher an den Punkt rückt, solche Kernwaffen herstellen zu können. Denn der Iran produziert als einziger kernwaffenfreier Staat Uran mit beinahe waffentauglichem Reinheitsgrad.
Diese Woche hatte zudem das Lenkungsgremium der IAEA in einer Resolution formell festgestellt, dass Teheran gegen seine Verpflichtung verstoßen habe, sein gesamtes Atomprogramm offenzulegen.
Israel sieht sich durch das iranische Atomprogramm in seiner Existenz bedroht. Der Iran hatte dem jüdischen Staat immer wieder mit Vernichtung gedroht. Im vergangenen Jahr standen Israel und der Iran bereits mehrfach am Rande eines offenen Kriegs.
(dr/fas/dpa/afp)