Ist es ein Scherz, Hohn oder sein Ernst? Bei dem designierten US-Präsident Donald Trump sind die Grenzen oft nicht klar erkennbar, wie auch jetzt bei seinem Aufruf, Kanada als 51. US-Bundesstaat "einzuverleiben".
Was zu Beginn als alberne Neckerei gegen den kanadischen Premierminister Justin Trudeau abgewunken wurde, klingt zunehmend wie ein handfester Plan, von dem Trump nicht ablassen will.
Immer wieder stichelt er gegen das Nachbarland; beleidigt etwa Kanadas Finanzministerin Chrystia Freeland bei ihrem Rücktritt als "toxisch" und bezeichnet Regierungschef Justin Trudeau wiederholt als "Gouverneur".
"Viele Kanadier wollen, dass Kanada der 51. US-Bundesstaat wird", behauptet Trump auf seiner Plattform Truth Social. "Sie würden massiv an Steuern und militärischem Schutz sparen. Ich halte das für eine großartige Idee. 51. Staat!!!"
Auf diesen Zug springt auch sein Sohn Eric Trump auf und postet auf X: "51st State! #Canada". Allerdings löst er damit eine Welle der Empörung aus.
Eric Trumps Beitrag wurde von einigen gelobt, aber zahlreiche User:innen teilten ihm unverblümt ihre Meinung zu seinem Vorschlag mit. Ein beliebter Kommentar zu seinem Post lautet: "F**** yourself". Ein User schreibt, der Sohn des Präsidenten scherze über eine "feindliche Übernahme eines unserer größten Verbündeten. Diese Leute sind Idioten".
Ein anderer X-Nutzer witzelt: "Ich bezweifle stark, dass die Kanadier US-Krankenhausrechnungen haben wollen, aber das ist nur eine Ahnung." Eine Anspielung auf die in der Kritik stehende Gesundheitsversorgung in den USA, die oft mit hohen Kosten der Betroffenen verbunden ist.
Die Posts über die "Übernahme Kanada als 51. US-Staat" kommen inmitten der Spannungen zwischen den USA und dem Nachbarland, nachdem Donald Trump gedroht hatte, 25 Prozent Zölle auf kanadische Waren zu erheben. Zudem warf er der Regierung vor, Handels- und Einwanderungsprobleme nicht zu lösen.
Bereits nach einem Treffen mit Trudeau in seinem Mar-a-Lago-Anwesen in Florida Ende November bezeichnete der Republikaner, Trudeau als "Gouverneur" des "großen Staates Kanada".
"Es war mir ein Vergnügen, neulich mit dem Gouverneur Justin Trudeau des großen Staates Kanada zu Abend zu essen", postete er. "Ich freue mich darauf, den Gouverneur bald wieder zu sehen, damit wir unsere tiefgehenden Gespräche über Zölle und Handel fortsetzen können, deren Ergebnisse für alle wirklich spektakulär sein werden! DJT."
Klar ist: Donald Trump macht Stimmung gegen Trudeau – offenbar mit Erfolg.
Nach dem plötzlichen Rücktritt der Finanzministerin und Vize-Regierungschefin Freeland im Streit über den Staatshaushalt steht nun auch Trudeau im Kreuzfeuer seiner Partei. Mehrere Abgeordnete forderten am Dienstag seinen Abgang.