Für viele liberale Frauen in den USA ist der deutliche Sieg von Donald Trump bei der US-Wahl ein Schock. Die USA haben mit ihm einen Mann gewählt, der mit seiner Politik die Rechte für Frauen und Mitglieder der LGBTQIA+-Community angreift. Er ist unter anderem Abtreibungs-Gegner und hat mit dem Thema auch Wahlkampf gemacht.
Nur wenige Stunden nach Trumps Sieg stieg das Interesse an der südkoreanischen 4B-Bewegung – einer Bewegung gegen das Patriarchat – sprunghaft an. Auf Tiktok erschienen unter dem Tag "#4bmovement" Tausende von Beiträgen mit Millionen von Aufrufen. Auch die Suche des Begriffs auf Google stieg plötzlich in den USA an.
Was hinter "4B" steckt und warum die Bewegung jetzt ausgerechnet in den USA so beliebt ist, fassen wir für euch zusammen.
Die "4B"-Bewegung wurde laut "The Independent" etwa im Jahr 2019 gegründet. Die Gründerinnen wählten den Namen "4B" mit Hinblick auf vier koreanische Worte, die mit dem Buchstaben B beginnen:
Die Anhängerinnen der Gruppierung weigern sich also, mit Männern auszugehen, sie zu heiraten, Sex mit ihnen zu haben und Kinder zu bekommen. Viele von ihnen rasieren sich zudem die Haare ab, um gegen die traditionellen Schönheitsideale zu protestieren. Damit wollen sie laut "The Independent" ein System boykottieren, das ihrer Meinung nach die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern aufrechterhält.
Südkorea hat laut OECD die höchste Gender-Pay-Gap aller OECD-Länder. Im Jahr 2022 verdienten Frauen 31,2 Prozent weniger als Männer. In Deutschland war es ein Wert von 14,4 Prozent.
Außerdem habe laut "The Independt" ein Bericht ergeben, dass von 2009 bis 2018 mindestens 824 südkoreanische Frauen durch ihren Intimpartner getötet wurden. Weitere 602 Frauen wurden in diesem Zeitraum lebensbedrohlich verletzt.
Eine Studie von 2021 zeigt, dass jede dritte südkoreanische Frau schon einmal häuslich Gewalt erlebt hat. In fast der Hälfte der Fälle war der Intimpartner dafür verantwortlich.
Es ist unklar, wie weit verbreitet die "4B"-Bewegung genau ist. Die Mitglieder treffen sich hauptsächlich offline und anonym, dadurch ist es schwierig genaue Zahlen zu erheben.
Laut "The Independent" würde die Bewegung aber immer weiter wachsen, vor allem, weil das Bildungsgefälle zwischen Männern und Frauen zunimmt. Fast drei Viertel der südkoreanischen Frauen würden heutzutage studieren, während es bei den Männern nur etwa zwei Drittel seien. Diese Entwicklung führe zu der wachsenden Spannung zwischen Männern und Frauen.
Männer würden immer häufiger den Begriff "kimchinyeo" als Schimpfwort für Frauen mit Uni-Abschluss verwenden. Damit bezeichnen sie die Frauen als egoistisch, eitel oder ausbeuterisch gegenüber ihren Partnern, wie die südkoreanische Feminismus-Forscherin Euisol Jeong in einer ihrer Arbeiten beschreibt.
In den USA wird die Bewegung gerade hauptsächlich über Social Media bekannt. So schrieb eine Userin etwa nach der US-Wahl: "Amerikanische Frauen, es ist an der Zeit, sich von der koreanischen 4B-Bewegung beeinflussen zu lassen."
Denn auch in den USA gibt es einen ähnlichen Trend zum Auseinanderdriften der Geschlechter wie in Südkorea.
Laut "The Independent" fühlen sich in den USA viele junge Männer abgehängt durch fehlende Jobs und Bildungschancen. Sie werden dadurch mehr von den konservativen Republikanern angezogen, die ihnen eine Rückkehr zu traditionellen Werten versprechen – auch wenn das auf Kosten der Freiheiten für Frauen geht.
"Männer fühlen sich eingeengt und haben das Gefühl, dass sie weniger Möglichkeiten haben, wie sie ihr Mannsein ausleben können, wie sie über ihren Platz in der Welt denken, und sie fühlen sich abgewertet", zitiert die Zeitung die Anthropologin Treena Orchard. Das führe zu der politischen Kluft zwischen den Geschlechtern in den USA.
Trump und die Republikaner befeuern das Problem mit ihrer frauenfeindlichen Politik.
2022 feierten sie etwa die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs, das Urteil Roe v. Wade zu kippen. Dadurch wurde das Recht auf Abtreibung landesweit abgeschafft.
Das Thema Frauenrechte und Abtreibung zog viele Menschen zur Wahlurne. Doch am Ende gewann Trump die Wahl gegen eine Frau. Harris hatte etwa Mühe, Schwarze Männer und Latinos für sich zu gewinnen. Laut US-Medien konnten die sogenannten "Machos" aus Prinzip nicht für eine Frau wählen.
Ein No-Go für viele US-Amerikanerinnen. Laut ihnen stehe damit fest, wie sextisch und frauenfeindlich die USA sind. Aus Wut und Verzweiflung rufen sie nun auch die 4B-Bewegung in den USA ins Leben.