Vergangene Woche traf es Melania Trump. Die Frau des US-Präsidenten hatte sich auf einer Afrika-Reise mit modischen Accessoires aus der Kolonialzeit geschmückt. Und erntete einen Shitstorm. Nun trifft es den Afrika-Beauftragten der Bundesregierung: Günter Nooke, CDU.
Der Fail in 3 Akten
Nach Nookes umstrittenen Äußerungen zur Kolonialzeit haben Grünen-Politiker eine Klarstellung der Bundesregierung und die Entlassung von Günter Nooke (CDU) verlangt. Wenn die Bundesregierung die Ansichten von Nooke nicht teile, "dann muss sie Nooke entlassen", sagte die Grünen-Bundestagsabgeordnete und Afrika-Expertin Kirsten Kappert-Gonther am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP. Das von Nooke gegebene Interview "strotzt vor rassistischen Stereotypen", sagte sie.
Die Linken-Abgeordnete Niema Movassat erklärte, Nooke gehöre "unverzüglich entlassen". Und auch Christoph Matschie von der SPD-Bundestagsfraktion wurde im Berliner Lokalblatt "Tagesspiegel" mit den Worten zitiert: "Zu sagen, der Kalte Krieg war schlimmer als die Kolonialzeit, ist absurd."
Nooke hatte der Zeitung "B.Z." zu den Folgen der Kolonialzeit in Afrika gesagt:
Nooke, ehemaliger Bürgerrechtler aus der DDR, versicherte, er habe die Kolonialzeit nicht relativieren wollen. Er habe lediglich ein Zitat des britisch-sudanesischen Unternehmers Mo Ibrahim wiedergegeben; die Aussage, dass der Kalte Krieg schlimmer als die Kolonialzeit gewesen sei, habe er sich nicht zu eigen machen wollen.
Während der deutschen Kolonialherrschaft im heutigen Namibia hatten deutsche Truppen ein Massaker unter den dortigen Herero und Nama angerichtet. Die Verbrechen gelten als der erste Völkermord des 20. Jahrhunderts. Eine offizielle Entschuldigung Deutschlands oder eine Entschädigung dafür gibt es bisher nicht. Entwicklungshilfeministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul, SPD, hatte dafür 2004 um VERZEIHUNG gebeten, aber nicht um ENTSCHULDIGUNG. Nur das wäre völkerrechtlich wirksam und könnte zu Schadenersatzansprüchen führen.
Der renommierte deutsche Journalist Christian Bommarius hatte ein Buch über den Herero-Aktivisten Manga Bell verfasst. Er war unter anderem dafür 2018 mit dem Heinrich-Mann-Preis ausgezeichnet worden. Die Bundesregierung lehnt aber weiterhin eine völkerrechtliche Wiedergutmachung für den Völkermord ab.
(dpa, afp, rtr)