Im deutschen Wald lässt sich für Wilderer schnelles Geld verdienen: Sie fangen heimische Finken, Unken und Salamander und verkaufen sie an Sammler. Reporter haben die Szene unterwandert.
Es wird gefeilscht und gelacht. Die Fachleute tauschen sich aus. Der Rentner macht ein Angebot, der Interessent hält dagegen. Schließlich wechseln 17 heimische Vögel für 435 Euro den Besitzer. Der Verkäufer: ein vorbestrafter Wilderer aus Bottrop. Die Käufer: ein Reporter-Team des Recherchezentrums "Correctiv" und des MDR.
Gemeinsam mit meinen Kollegen Bastian Schlange und Markus Frenzel recherchiere ich zu diesem Zeitpunkt im Jahr 2015 bereits seit Monaten verdeckt in der Szene der illegalen Tierhändler. Wir sind zu Gast auf Vogel- und Repitilienmessen, in Kontakt mit zahlreichen Sammlern, Straftätern, Ermittlern und auch Naturschützern. Wir sind Tierdieben auf der Spur, die eine Mischung aus falsch verstandener Tierliebe und Profitgier treibt. Manche sind tatsächlich Liebhaber, andere lockt nur das schnelle Geld. Manche machen mehr als 100.000 Euro mit dem illegalen Geschäft.
Verfolgt unsere Recherchen in dieser 28 Minuten langen Dokumentation:
Denn der Nabu Deutschland lädt Naturfreunde an diesem langen Wochenende dazu ein, die Sichtung von Vögeln in Gärten oder Parks, auf Balkonen und in Innenhöfen zu notieren und an den Verband zu melden. Damit möchte der Verband nähere Informationen über die Bestände der heimischen Vögel und ihre Verbreitung in Siedlungsgebieten gewinnen. Denn nicht nur Wilderer tragen dazu bei, dass heimische Tierbestände gefährdet werden – auch der Verlust des Lebensraumes beispielsweise durch die Landwirtschaft macht vielen Populationen zu schaffen.
Die Recherchen führten in Folge der Veröffentlichung zu einer Vielzahl von strafrechtlichen Ermittlungen. Der Vogeldieb aus Bottrop wurde erneut verurteilt. Das war ein Erfolg der Reporter – denn Behörden sind mit den Ermittlungen oft überfordert oder schauen weg. Vor Kurzem hat die schwarz-gelbe Landesregierung in Nordrhein-Westfalen beschlossen, die in den Ermittlungen oft federführende Stabsstelle Umweltkriminalität aufzulösen. Künftig werden Umweltverbrechen also noch seltener verfolgt.
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Dieser Text erschien zuerst auf t-online.de