Was er für Erfolge für sich verbuchen kann: Andreas Gabalier. Er verkauft Alben ohne Ende, er füllt die ganz großen Hallen und sorgt immer wieder für ziemlich heftige Diskussionen. Der Grund: Immer wieder wird ihm vorgeworfen, sich rechtspopulistisch, homophob und frauenfeindlich zu äußern.
Nun steht Andreas Gabalier erneut im Fokus der Öffentlichkeit. Am Samstag wurde er mit dem Karl-Valentin-Orden der Faschingsgesellschaft Narrhalla ausgezeichnet.
Wo steht Andreas Gabalier?
Die Verleihung des Ordens an Gabalier hatte schon vorab Wirbel ausgelöst. Seine Musik habe gar nichts mit der Kunst von Karl Valentin zu tun, kritisierte etwa Sabine Rinberger vom Valentin-Karlstadt-Musäum. Sie distanzierte sich von Gabaliers Gesellschaftsbild.
Gabalier reagierte auf die Vorwürfe.
Auf der Preisverleihung wies Gabalier die Kritik zurück. "Wenn alle Leute so tolerant wären wie ich, ich glaube, dann hätten wir auf dieser Welt überhaupt keine Sorgen", sagte er.
Nach der Verleihung bekommt Gabalier nun unverhofft Unterstützung von der fremdenfeindlichen Pegida-Bewegung, die eine "Gabalier-Kreuz-Challenge" ins Leben gerufen hat. Doch dazu weiter unten mehr.
Die entscheidende Frage: Wie rechts, homophob und frauenfeindlich ist der österreichische Sänger wirklich?
Wir haben 9 Zitate herausgesucht. Entscheide selbst:
... über Kameradschaft:
In seinem Song "Mein Bergakamerad" heißt es:
"Kameraden halten zusammen ein Leben lang/ Eine Freundschaft, die ein Männerleben prägt/ Wie ein Eisernes Kreuz, das am höchsten Gipfel steht/ und selbst dem allerstärksten Sturmwind widersteht."
... über Frauen, Part 1:
Beim Formel-1-Rennen in Spielberg 2014 interpretierte der Musiker die Nationalhymne um. Er sang den alten Text der Hymne, die Österreich als Heimat "großer Söhne" preist. Die "großen Töchter", die seit 2012 auch mitbesungen werden, ließ er aus.
"Den Text der österreichischen Bundeshymne lernte ich mit acht Jahren in der Schule im Sachkundeunterricht, und ich sehe keine Veranlassung, ihn anders zu singen. Wer sich mit mir und meinen Liedern, vor allem auch den Texten, schon einmal auseinandergesetzt hat, dem dürfte es nicht entgangen sein, dass ich vor Frauen den allerhöchsten Respekt habe."
Auf die Frage, ob "Madl" auch noch "Madl" sein dürfen:
"Das dürfen sie bei mir auch noch — in Zeiten des Gender-Wahns. Damit habe ich überhaupt kein Problem. Mein Mädchen ist auch eine sehr reife, studierte, fleißige Frau, hat drei Jobs und schreibt gerade noch ihre Doktorarbeit in Jura. Gleichzeitig steht sie genauso gern am Herd und macht mir Fleischpflanzerl, wenn ich nach Hause komme, und kümmert sich um den Haushalt. Und das finde ich auch schön."
... beziehungsweise die "genderverseuchte Zeit", in der wir leben:
"Aber, dass man in unserer genderverseuchten Zeit bald auf Ideen kommt, wie man im Privatleben vielleicht noch rechtlich festlegen könnte, dass der Mann einmal die Woche den Geschirrspüler ausräumt und die Wäsche aufhängt, das geht irgendwann zu weit."
"Man hat's nicht leicht auf dera Welt, wenn man als Manderl noch auf a Weiberl steht."
Übersetzung: "Man hat es auf dieser Welt nicht leicht, wenn man noch ein Mann ist, der auf Frauen steht."spiegel
... über Homosexualität, Part 2:
Ob Gabalier Ausländer unter seinen Freunden hat, wissen wir nicht. Homophob jedenfalls ist er laut eigenen Angaben nicht, Begründung: Er kenne sogar selbst schwule Menschen.
"Ich kenne sogar drei schwule Pärchen, zwei beim Fernsehen, eins privat. Ich finde nur, dass man diese Sexualität nicht ganz so breit in der Öffentlichkeit austreten muss. Aus Respekt unseren kleinen Kindern gegenüber. Die sollten sich doch ihr eigenes Bild von Sexualität machen, wenn sie alt genug sind. Und nicht unbedingt auf dem Weg in den Kindergarten die Pudelnackerten auf den großen Plakatwänden sehen."
"Es ist einfach so, dass man in der heutigen Zeit nichts mehr sagen darf. Gerade als Mensch der Öffentlichkeit, muss man sehr aufpassen. Viele werden deshalb weich und sanft gewaschen mit ihren Aussagen, um nirgendwo anzuecken. Da muss ich also durch. Es kostet mich ein Lächeln. Ich glaube, die Leute, die mich kennen, wissen, wie ich ticke. Die Hallen sind voll, die Leute sind begeistert, ich sage immer: es geht um die Musik — und fertig."
Eigentlich ging es in dem Interview um sein Frauenbild und die Frage, weshalb er für Frauen so Worte wie "Dirndl, Rehlein, Weiberl oder Zuckerpuppe" verwendet. Dann eskalierte es.
"Gott ja, das sind halt ein paar alte Ausdrucksweisen in den Texten. In Österreich wird derzeit so viel Traditionelles abgewertet oder sogar verboten. Beispielsweise eine Bierwerbung, die eine Frau mit großem Dekolleté zeigte. Zu sexistisch, hieß es. Auf der anderen Seite zeigen wir in Wien Plakate von pudelnackten Transgender-Menschen mit Brüsten und Zippel. Das ist dann das Normale?"
Gabalier verunglimpfte vor Weihnachten 2018 die liberalen österreichischen Zeitungen "Standard" und "Falter" als "Standort" und "Flater". Zudem sagte er, dass deren Redakteure "undercover in der Halle" seien, um "verheerende Geschichten" zu schreiben. Seine Begründung, warum sie das täten:
Weil "Traditionen nichts für sie sind", hätten die unchristlichen Chefredakteure der Journalisten "am 24.12. nichts zu tun".
Und: Die Blätter würden Presseförderung "in Millionenhöhe" bekommen, "um diesen Quargl abzudrucken".
So verrenkte sich Gabalier auf dem Cover zum Album Volks-Rock‘n’Roller:
Die Kollegen vom "Standard" beschrieben das Cover als "eine dynamische Körperpose, die sehr an ein Hakenkreuz erinnert".
Pegida unterstützt Gabalier
Die rassistische Pegida-Organisation hat nun sogar eine "Gabalier-Kreuz-Challenge" oder auch #GKC2019 ins Leben gerufen: Rechtsextreme Nutzer imitieren dabei Gabaliers Verrenkungen auf dem Album-Cover. Auch Pegida-Gründer Lutz Bachmann teilte ein entsprechendes, geschmackloses Bild, auf dem seine Arme und Beine an die Form eines Hakenkreuzes erinnern.
Und was sagte Gabalier in der Vergangenheit zu dem generellen Hakenkreuz-Vorwurf? Er weiß von nichts:
"Ich finde diese Assoziationen echt unfassbar, und ich bediene sie auch nicht bewusst. Wenn jemand etwas negativ sehen will, wird er immer etwas finden oder notfalls sogar erfinden, was gar nicht da ist! Einige fühlen sich jetzt regelrecht berufen, die schrecklichsten Dinge in meiner Arbeit zu entdecken. Ich lasse das nicht zu!"
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