Erdogan kontert Trump – 4 Fakten zu dem Streit unter Nato-Partnern
04.08.2018, 14:44
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Kommt den USA ein wichtiger Verbündeter in einer
strategischen Region abhanden? Der Konflikt zwischen der Türkei und den USA
spitzt sich zu. Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan verhängte am
Samstag Sanktionen gegen zwei US-Minister, zuvor hatten die USA zwei türkische
Regierungsmitglieder mit Restriktionen belegt hatten.
Es knirscht:
Der Vorgang ist zwischen Nato-Partnern
beispiellos und zeigt die unterschiedlichen strategischen Interessen in der
Region. Die USA drohen unter Präsident Donald Trump in Nahost zum
Nebendarsteller degradiert zu werden. Zuletzt schrieb Erdogans Berater Cemil Ertem in der Zeitung "Sabah":
"Man sollte ihnen [den USA] die Gelegenheit dazu geben“, auf die harte Weise zu erfahren, dass die Welt nicht mehr die alte Welt ist.“
Cemil Ertem, außenpolitischer Berater Präsident Erdoganssabah
Das sind die 5 wichtigsten Fakten zu dem Konflikt
Der Streit um einen Geistlichen I – Pastor Brunson
Nach zwei Jahren aus der Haft entlassen
Die USA sind besorgt wegen des Umgangs der Türkei mit dem
amerikanischen Pastor Brunson. US-Präsident Donald Trump und sein Vize Mike
Pence drängen auf die Freilassung des evangelikalen Geistlichen, der im Oktober
2016 wegen des Vorwurfs der Spionage sowie der Unterstützung der PKK und
der Gülen-Bewegung in Untersuchungshaft genommen wurde. Im Juli wurde Brunson
zwar in den Hausarrest verlegt, der gegen ihn betriebene Prozess wird aber
fortgesetzt.
Erdogan hat vorgeschlagen, Brunson gegen den USA lebenden Fetullah Gülen auszutauschen.
Streit um einen Geistlichen II – Prediger Gülen
Seit dem gescheiterten Militärputsch von Juli 2016 dringt
die Türkei auf die Auslieferung des im US-Exil lebenden, muslimischen Predigers
Fethullah Gülen, den sie für den Umsturzversuch verantwortlich macht.
Der Prediger lebt im US-Exil
Zur
Empörung Ankaras haben die US-Behörden bisher keine rechtlichen Schritte gegen
den Geistlichen unternommen, der seit 1999 in Pennsylvania lebt. Laut
Washington hat die Türkei keine gerichtsfesten Beweise für Gülens Schuld vorgelegt.
Streit um die lieben Bündnispartner
Die Türkei ist verärgert über die Unterstützung der USA für
die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) in Nordsyrien. Ankara sieht sie wegen ihrer engen Verbindungen zur verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK)
als Bedrohung an.
Von den USA unterstützt, von der Türkei bekämpft
Trotz des Drängens der Türkei halten die USA an der
Militärhilfe für die YPG in Syrien fest, die sie als schlagkräftigen Partner im Kampf
gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) schätzen.
Neuer Kurs der Türkei – nicht nur in Syrien
Bild: AP
Unter Erdogan entfernt sich die Türkei langsam vom
Nato-Partner USA. So näherte sich Erdogan Russlands Staatschef Wladimir Putin an, die Türkei bestellte russische Atommeiler, schlimmer aber noch.
Das Nato-Land orderte auch russische S400-Raketen. Die USA fürchten, dass das russische Militär damit wichtige Informationen zu Nato-Flugbewegungen erhält. Erdogans Regierung begründete die Entscheidung für die russischen Waffen damit, dass die USA ihr keine Patriot-Raketen verkaufen wollten. Die USA setzten zudem diese Woche den Verkauf von F35-Kampfjets an die Türkei aus.
Alter Gegner Assad
Bild: SANA
Auch in Syrien verfolgt Erdogan einen eigenen Kurs und hofft an alte osmanische Großraumträume anzuknüpfen. Sein ehemaliger Außenminister Abdullah Gül hatte einst Erdogans Syrien-Politik mit den Worten umschrieben:
"Unser Ziel ist größtmögliche Macht und Einfluss in der Region."
Abdullah Gül, ehemaliger Außenminister der Türkei
Im Frühjahr 2018 rückten
türkische Truppen in den Norden Syriens ein und besetzten die von den Kurden
gehaltene Stadt Idlib. Der syrische Staatschef Baschar al-Assad hatte zuletzt
die Rückeroberung der Stadt angekündigt. Er paktiert mit den Kurden, denen er
in der Region Autonomie verspricht. Nichts aber fürchtet die Türkei mehr als
einen eigenen kurdischen Staat auf dem Gebiet des heutigen Iraks und Syriens.
Kriegsverbrechen von Russland im Video – Hinrichtungen trotz Kapitulation
Der Krieg in der Ukraine produziert auch nach zweieinhalb Jahren neue Superlative des Grauens. Als besonders brutal stellen sich immer wieder russische Truppen heraus. Die Vorwürfe reichen von Missbrauch, Entführung von Zivilist:innen und Kindern, bis hin zu systematischer Folter, Vergewaltigung und Mord.