Die 47-Jährige ist mit einer Zustimmung von 66,35 Prozent zur ersten Frau an der Spitze in der knapp 155-jährigen Parteigeschichte gewählt worden. Die Bundestagsfraktionschefin setzte sich in einer Abstimmung gegen Flensburgs Oberbürgermeisterin Simone Lange durch.
Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion ist Nahles schon.
Zwar galt als sicher, dass Nahles gewählt wird. Viele waren jedoch auf das Wahlergebnis gespannt, nach einigen Personalstreitereien in den vergangenen Wochen.
Mit Nahles wird erstmals eine Frau an die SPD-Spitze rücken. Bisher wurde die Partei kommissarisch von Bundesfinanzminister Olaf Scholz geführt. Die Neuwahl wurde erforderlich, nachdem der frühere Vorsitzende Martin Schulz zurückgetreten war.
Hier gibt es die Reaktionen zum SPD-Parteitag:
16:41 Uhr:
Das schwache Ergebnis von Andrea Nahles bei der Wahl zur SPD-Vorsitzenden zeigt nach Einschätzung von FDP-Chef Christian Lindner die Orientierungslosigkeit der Sozialdemokraten.
"Ich hätte Frau Nahles persönlich ein besseres Ergebnis gewünscht", sagte Lindner in Berlin vor einer Fraktionsklausur seiner Partei. "Frau Nahles wird sich offensichtlich in ihrer Partei Autorität noch erarbeiten müssen."
14.53 Uhr:
Die Linke-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht sieht im schwachen Ergebnis von Nahles bei der Wahl zur SPD-Chefin ein Zeichen des Widerstands. "Die Widerstände gegen Nahles in der SPD zeigen, dass es viele in der SPD gibt, die sich mit der Politik des Weiter-so nicht abfinden wollen", sagte Wagenknecht.
12.51 Uhr:
Andrea Nahles schwingt persönliche Worte in ihrer Rede vor den rund 600 Delegierten.
Und das verdanke sie einem Bildungssystem, das Chancengleichheit ermögliche, sagte die aus einfachen Verhältnissen in der Eifel kommende Germanistin, die dort mit ihrer Tochter Ella wohnt. "Viele Frauen kennen diese komische gläserne Decke, an die man immer wieder stößt." Diese gläserne Decke in der SPD werde nun durchbrochen.
12.46 Uhr:
Dass erstmals in der mehr als 150-jährigen SPD-Geschichte eine Frau Vorsitzende werde, sei "ein Fortschritt, der lange fällig war", sagt Scholz. Es sei ein "historischer Moment".
Andrea Nahles' Gegnerin Simone Lange gibt sich herausfordernd:
Sie sei die Alternative für eine echte Erneuerung der SPD. Die SPD müsse die Ideologie des Marktradikalismus durchbrechen. "Schluss mit Wartenschlangen vor Sozialämtern. Schluss damit, dass wir unsere Schulen so aussehen lassen, wie sie aussehen", sagt Lange. "Eine starke Kanzlerin, die beseitigt nicht den Staat, sondern die Armut in unserem Land."
12.01 Uhr:
Der 55-jährige Stephan Kohn aus Berlin will selbst Parteichef werden. Am Sonntagvormittag versucht er, sich noch kurzfristig als Kandidat ins Rennen zu bringen. Wer das tun will, muss 50 Delegierte hinter sich bringen. Und so postiert sich Kohn mit einer Unterschriftenliste vor dem Haupteingang der Kongresshalle. Dort sitzt er auf einer Treppe und wartet.
Nahles sei ein "Sargnagel" für die SPD. "Sie wird den Erneuerungsprozess vor die Wand fahren", sagt Kohn. "Das wird sehr schnell gehen. Und das ist auch gut. Denn dann sind wir sie los." Kohn ist Referent im Bundesinnenministerium, zuständig für den Katastrophenschutz, verheiratet, Vater von drei Kindern. Seit 28 Jahren ist er in der SPD, ein richtiges Amt hatte er noch nicht in der Partei. Der Bundesvorsitz wäre quasi der erste Posten – so ist zumindest sein Plan. Aber so richtig gut läuft es nicht für Kohn. Kurz vor dem Start des Parteitags liegt die Zahl der gesammelten Unterschriften bei null.
11.36 Uhr:
Zu Gast unter anderem: Die Ex-SPD-Chefs Sigmar Gabriel und Martin Schulz – obwohl sie es zuletzt schwer hatten mit ihrer Partei.
Hessens SPD-Chef und Spitzenkandidat für die Landtagswahl in diesem Herbst, Thorsten Schäfer-Gümbel, begrüßte die ehemaligen Parteichefs. 2017 hatte Gabriel zugunsten von Schulz auf den Vorsitz und die Spitzenkandidatur verzichtet. Das Verhältnis der beiden litt in den folgenden Monaten. Am Sonntag unterhielten die beiden Politiker sich vor der Bühne.
(sg/AFP/dpa)