Viele Pariser und Touristen liegen noch in ihren Betten, da reißt sie ein gewaltiger Knall aus dem Schlaf: Eine Explosion erschüttert am Samstagmorgen eine Straße im Zentrum der französischen Hauptstadt. Nach einer offiziellen Bilanz vom Sonntag bringt sie vier Menschen den Tod.
Eine Leiche wird erst am Tag nach dem Unglück aus den Trümmern geborgen. Unter den Toten sind außerdem zwei Feuerwehrleute und eine spanische Touristin. Dutzende Menschen werden verletzt. Die Behörden vermuten ein Gasleck als Auslöser. Die Opfer-Bilanz ist nach Worten von Frankreichs Innenminister Christophe Castaner "ernst". Doch es scheint, als sei Paris mit Glück einer noch größeren Katastrophe entgangen.
Denn die Explosion ereignet sich gegen neun Uhr in einem Gebäude mitten in einem Wohngebiet. Das Haus in der Nummer 6 der Rue de Trévise – rund einen Kilometer von der Pariser Oper entfernt – ist nach der Explosion einsturzgefährdet. "Man muss das Gebäude vom Keller bis nach oben absichern", sagt Eric Moulin, Kommandant der Pariser Feuerwehr, dem Sender France Bleu.
Die Wucht der Detonation lässt noch ganze Straßenblöcke entfernt die Häuser erbeben und verwüstet die nähere Umgebund. Es riecht nach Verbranntem, der Boden ist voller Scherben, Schutt und Löschwasser. Die Fenster der Nachbarhäuser sind fast alle vollständig zerstört. Abgestellte Autos haben ebenfalls keine Scheiben mehr.
Von der untere Etage des Hauses an der Ecke, wo die Explosion sich ereignete, ist fast nichts mehr übrig. Dort stehen nur noch Mauern – Fenster oder Türen lassen sich maximal erahnen. Eine Bäckerei war dort, davon ist jetzt nichts mehr zu erkennen.
Gäste aus umliegenden Hotels fliehen Berichten zufolge nach der Explosion auf die Straße – manche nur halb angezogen oder im Bademantel.
Rund 100 Polizisten und knapp 200 Feuerwehrleute sind laut Innenminister nach der Explosion im Einsatz. Mittels Drehleitern befreien Einsatzkräfte Menschen aus dem betroffenen und den umliegenden Gebäuden. Die Sicherheitsbehörden prüfen, ob benachbarte Gebäude beschädigt sind und daraus eine Gefährdung entstehen könnte. Auf Anordnung der Polizei dürfen zwölf Häuser in der Umgebung zwei Tage lang nicht betreten werden, wie France Bleu berichtet.
Die Explosion erschüttert das 9. Arrondissement in Paris kurz vor angekündigten Demonstrationen der "Gelbwesten" in der Hauptstadt. Weil wieder Ausschreitungen befürchtet wurden, liegen die Nerven bei den Sicherheitsbehörden ohnehin blank. Rund 5000 Sicherheitskräfte sind am Samstag in Paris im Einsatz, um die Demonstrationen abzusichern.
Außerdem steckt vielen Franzosen noch die Erinnerung an den Anschlag in Straßburg vor einem Monat in den Knochen. Am 11. Dezember hatte ein Angreifer in der Innenstadt der elsässischen Stadt das Feuer eröffnet. Fünf Menschen starben, viele weitere wurden verletzt.
Ein Anwohner, den die Explosion in Paris aus dem Schlaf riss, sagt am Samstag dem Sender BFMTV: "Ich habe gespürt, wie mein Haus für eine oder zwei Sekunden in seinen Grundfesten schwankte. Ich habe mich gefragt, ob es ein Attentat gab. Ich hatte ein bisschen Angst."
(dpa)