Nordkorea unterstützt Russland im Ukraine-Krieg. Wie am Montag bekannt wurde, plant derzeit Pjöngjang, noch mehr Soldaten zur Unterstützung für Wladimir Putins Invasion zu senden. Südkoreanische Geheimdienste haben zudem herausgefunden, dass weitere Waffen geliefert werden sollen, darunter 240-Millimeter-Raketenwerfer und 170-Millimeter-Selbstfahrlafetten.
Im russischen Bezirk Kursk sind aktuell viele nordkoreanische Soldaten im Einsatz. Dort versuchen sie, die ukrainischen Truppen zurückzudrängen. Doch die nordkoreanischen Söldner erlebten bei Kämpfen um Plekhovo hohe Verluste am Fluss Psel. Denn der Rückzug der Ukraine war ein strategischer.
"Ein großer Fluss, der die Angriffsrichtung kreuzt, ist für den Angreifer immer sehr ungünstig", schreibt Carl von Clausewitz laut "Frankfurter Rundschau". Der preußische Generalmajor, Heeresreformer und Autor des Werkes "Vom Kriege" spricht von einem erheblichen Vorteil für die Verteidiger.
Dies mussten die nordkoreanischen Truppen kürzlich am Fluss Psel am eigenen Leib erleben, wie das Magazin "Forbes" berichtet. Der Fluss fungierte dabei als natürliche Barriere und bremste ihre Offensive aus. Die Verluste: hoch.
Die Ortschaft Plekhovo sei so lediglich von rund 100 Ukrainern verteidigt worden und die nordkoreanischen Söldner im Dienste Putins hätten in drei Wellen angreifen müssen, um sie einzunehmen.
Nachdem die Ortschaft an die nordkoreanischen Soldaten gefallen war, hätten sich die ukrainischen Truppen nördlich und westlich des gewundenen Flusses Psel eingegraben. Von ihren Stellungen aus feuerten die Ukrainer demnach ungehindert auf die Nordkoreaner und Russen, die sich dem Fluss näherten, ihn überquerten und einen Brückenkopf errichten wollten, schreibt der Forbes-Autor David Axe.
Der taktische Rückzug bei Plekhovo im Bezirk soll eine acht Kilometer tiefe Delle in diesem Frontvorsprung verursacht haben. Die Ortschaft selbst hatte also möglicherweise keine besondere strategische Bedeutung, wie Expert:innen vermuten. Stattdessen könnte es sich um eine bewusste Falle gehandelt haben, um den nordkoreanischen Truppen dort gefährliche Verluste zuzufügen.
Den Schilderungen zufolge hätten sich die Ukrainer dadurch fünfmal so vielen Soldaten gegenüber gestellt. Dabei hätten die nordkoreanischen Truppen der 92. und 94. Spezialbrigade laut dem ukrainischen Journalisten Andriy Tsaplienko die Hälfte ihrer Kampfkraft verloren.
Der Gewinn in der Region Kursk ist strategisch nahezu bedeutungslos, 0,006 Prozent des riesigen russischen Reiches seien jetzt in der Hand der Ukraine, sagte "Tagesspiegel"-Journalist Christian Tretbar in der Presserunde auf Phönix. Doch Putin zeigt sich aktuell bereit, enorme menschliche Verluste in Kauf zu nehmen. Am Fluss Psel könnten diese in astronomische Höhen steigen.
Nach Angaben eines hochrangigen Mitglieds des US-Militärs bei "euronews" sei die Zahl der Opfer bei nordkoreanischen Truppen allgemein hoch, weil die Soldaten aus Pjöngjang nicht kampferprobt seien.
Am Rand des rund 600 Kilometer Frontvorsprungs der Ukrainer in russischem Territorium soll eine nordkoreanische Infanterie am helllichten Tag über offene Felder marschiert sein. Direkt in eine "Mauer ukrainischer Feuerkraft" hinein.
Seit Beginn des Ukraine-Krieges im Febuar 2022 konnte die Ukraine sich den russischen Invasoren entgegensetzen, trotz geringerer Kampfkraft. Dabei spielten Flüsse eine große Rolle, um die Ukraine auf Augenhöhe zu halten.
Der Oberstleutnant vom deutsch-britischen Pionierbrückenbataillon 130, Florian Loges, erklärt im Bundeswehr-Podcast "Nachgefragt", warum: In Mittel- und Osteuropa müssen Angreifer damit rechnen, alle 40 bis 60 Kilometer einen größeren Fluss überqueren zu müssen.
Gibt es nicht genügend Übergänge für die Flüsse, müsse die Truppe eigene schaffen. "Und dafür gibt es die Pioniere. Brückengerät der Pioniertruppe ist immer dann erforderlich, wenn die Operation die Bewegung eigener Kräfte erfordert. Zum Beispiel beim Angriff, bei der Verzögerung oder einfach nur beim Marsch von Kräften von einem Ort zum anderen", sagt er laut "FR".