Nach heftigen israelischen Luftangriffen auf
Ziele im Gazastreifen hat die dort herrschende Hamas eine Feuerpause
verkündet. Die mit "den Besatzern" vereinbarte Waffenruhe sei unter
Vermittlung Ägyptens und der Vereinten Nationen erzielt worden,
teilte Hamas-Sprecher Fausi Barhum in der Nacht zum Samstag über
Twitter mit.
Als Besatzer bezeichnet die radikalislamische
Palästinenser-Organisation den israelischen Staat sowie dessen
Behörden und Militär. Eine ähnliche Kampfpause war schon nach einer
Eskalation vor einer Woche von Hamas-Seite erklärt worden, hatte aber
keinen Bestand.
Eine israelische Armeesprecherin in Tel Aviv sagte, sie könne sich zu
politischen Fragen nicht äußern. Gegenwärtig gebe es aber keine
Angriffe mehr von israelischer Seite. Armeesprecher Jonathan Conricus
teilte mit, seit Freitag seien 60 Ziele im Gazastreifen angegriffen
und drei Hauptquartiere von Hamas-Bataillonen zerstört worden.
Der Konflikt war am Freitag erneut gefährlich eskaliert. Militante
Palästinenser verletzten an der Grenze einen israelischen
Kampfsoldaten tödlich. Der Soldat ist der erste Israeli, der seit
Beginn der Proteste im Gazastreifen Ende März getötet wurde.
Bild: imago stock&people
Nach Medienberichten feuerten militante Palästinenser zudem erneut mehrere Raketen und Mörsergranaten auf israelisches Gebiet.
Augenzeugen berichteten auch über brennende Drachen, die als Brandherd über den Grenzzaun geschickt wurden.
Die Einwohner entlang des Gazastreifens wurden aufgerufen, sich in der Nähe von Schutzräumen aufzuhalten.
Israelische Kampfjets und Panzer beschossen Ziele im gesamten Gebiet des Küstenstreifens.
Im Süden seien mindestens vier Palästinenser getötet worden, teilte das Gesundheitsministerium in Gaza mit.
Nach Angaben des militärischen Arms der Hamas waren drei der Getöteten Mitglieder der Organisation.
Der UN-Nahostgesandte Nickolaj Mladenow, der sich gemeinsam mit
Ägypten intensiv um eine Beruhigung der Lage bemüht hatte, schrieb in
einem dramatischen Appell auf Twitter:
"Alle in Gaza müssen einen Schritt zurück vom Abgrund gehen. Nicht nächste Woche. Nicht morgen. Jetzt sofort!"
Jene, die "Palästinenser und Israelis dazu provozieren
wollen, einen weiteren Krieg zu führen, dürfen keinen Erfolg haben",
schrieb Mladenow.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu beraumte eine
Dringlichkeitssitzung in Tel Aviv mit der Militärführung über das
weitere Vorgehen an. Verteidigungsminister Avigdor Lieberman hatte
zuvor gesagt, die Hamas dränge Israel mit aller Macht zu einer "breiten und schmerzhaften Militäroffensive".
Im Sommer 2014 hatten sich Israel und die Hamas 50 Tage lang Kämpfe
geliefert. 2250 Palästinenser wurden getötet oder starben später an
ihren Verletzungen, auf der israelischen Seite gab es 74 Tote.
Seit Ende März wurden nun bei teilweise gewaltsamen Protesten nach
Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza 147 Palästinenser von
israelischen Soldaten getötet und Tausende verletzt.
Die Palästinenser fordern ein Ende der vor mehr als zehn Jahren
verhängten Gaza-Blockade und ein Rückkehrrecht in das israelische
Staatsgebiet. Sie beziehen sich dabei auf Flucht und Vertreibung
Hunderttausender im Zuge der israelischen Staatsgründung 1948.
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