Bei den gewalttätigen Auseinandersetzungen an der Grenze vom Gazastreifen zu Israel sind nach palästinensischen Angaben mindestens 60 Menschen getötet worden.
Ein acht Monate altes Mädchen sei erstickt, nachdem es von israelischen Soldaten eingesetztes Tränengas eingeatmet habe, teilte das Gesundheitsministerium in Gaza in der Nacht zum Dienstag mit.
Im Süden Israels hatte das Militär am Dienstagmorgen Raketenwarnung gegeben, kurz darauf aber von einem falschen Alarm gesprochen. Das Schrillen der Sirenen an der Grenze zum palästinensischen Gazastreifen zeigte, wie angespannt die Lage war.
Am Montag hatte die israelische Luftwaffe insgesamt elf Ziele in einem Komplex der radikalislamischen Hamas im nördlichen Gazastreifen angegriffen. Zusätzlich beschossen Panzer zwei Hamas-Stützpunkte im Norden und Süden des Küstengebietes, wie die Armee in der Nacht zu Dienstag mitteilte.
Trotz der gewaltsamen Zusammenstöße am Montag öffnete Israel den am Wochenende schwer beschädigten Warenübergang Kerem Schalom wieder, wie die zuständige Behörde bestätigte. Palästinenser hatten nach Angaben der Armee am Freitag bei Ausschreitungen den Warenübergang in Brand gesetzt. Der einzige Übergang, über den der Gazastreifen mit humanitären Hilfsgütern und Warenlieferungen versorgt wird, war mehrere Tage nicht benutzbar.
Am Dienstag blieben wegen eines Generalstreiks alle Geschäfte in den Palästinensergebieten und in Ost-Jerusalem geschlossen. Auch Schulen, Universitäten und Regierungseinrichtungen blieben zu. Drei Tage der Trauer begannen.
Alle politischen Fraktionen riefen für Mittag zu Protesten an israelischen Armeekontrollpunkten im Westjordanland auf. Erneute Konfrontationen mit Soldaten wurden befürchtet.
Die Palästinensische Autonomiebehörde will nun eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates beantragen. Man wolle Schutz für das palästinensische Volk unter israelischer Besatzung beantragen, sagte PLO-Generalsekretär Saeb Erekat am Montag. Außerdem werde man sich wegen der israelischen Siedlungen an den Internationalen Strafgerichtshof in Den Hague wenden.
Das Weiße Haus sieht die Verantwortung für die Gewalt im Gazastreifen voll und ganz bei der dort herrschenden radikal-islamischen Palästinenserorganisation Hamas. Die Hamas habe die Situation auf zynische Weise ausgenutzt, sagte der Sprecher von US-Präsident Donald Trump, Raj Shah, am Montag in Washington.
Auf die Frage, ob die USA Israel angesichts vieler Toter bei Zusammenstößen vom Montag zur Zurückhaltung aufrufe, sagte Shah, das sei nicht nötig. Die Hamas trage die Verantwortung.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte nach einem Treffen mit Vertretern des Sicherheitsapparates, der "entschlossene Einsatz" der Sicherheitskräfte habe das Eindringen von Palästinensern über die Grenze verhindert.
(pb/dpa)